Sorry, ich verstehe Deine Frage nicht wirklich
Hi Bernd,
Du stellst überzeugend dar, dass der Staat praktisch alle Mittel hat, die
Steuern einzutreiben.
1) Nicht jeder Staat. Dafür muß er erstmal eine effektive flächendeckende Verwaltung aufbauen. Ohne einen solchen Staat kann es keine Geldwirtschaft geben, und weil Preußen einen solchen Staat aufgebaut hat (auf der Grundlage von Vordenkern wie Kant), konnte es wirtschaftlich so mächtig werden. GR oder Zimbabwe sind weit entfernt davon. Außerdem ist die Aussage nicht unabhängig von der Leistungsbilanz des Staats.
2) Nicht ich stelle das so dar, sondern das erzählt Dir jeder Anlageberater. Wieso sonst hätten Staatsanleihen so niedrige Erträge? Weil sie als sicher gelten.
3) Nicht mal für die Geldtheorie stelle "ich" das so dar. Ich habe es nur von Randall Wray und der Modern Monetary Theory übernommen (von der auch der dottore es übernommen hat), und die geht zurück auf G.F. Knapp ("Geld ist ein Geschöpf der Rechtsordnung").
Deshalb kann der Gläubiger eines Kredits an den
Staat mindestens so sicher sein, dass er Zins und Tilgung zurückbekommt,
als bei einem dinglichen Pfand z. B. Immobilie. Deshalb kann eine
Staatsanleihe als besichett angesehen werde, in dem Sinne, dass aus aus
Sicht des Gläubigers die abgebenen Papierzettel zurückommen, plus x
nämlich die Zinsen.
Die entscheidende Frage ist: haben diese Zettel einen echten Wert?
Seltsame Frage. Was soll "ein echter Wert" sein, was verstehst Du denn unter "Wert", bzw. "echtem" oder "unechtem" Wert?
Der Staat könnte bei seiner enormen Macht auf die Idee kommen, die
Papierzettel als reine Zettel, also ohne Verbindung zu einem Kredit,
herauszugeben.
Warum und wozu sollte er?
Auf die Idee kann jeder kommen. Probier es doch mal aus. Wer nimmt das Zeug, bzw. wie kriegst Du Leute dazu, Dir dafür eine reale (güter-/dienstleistungsmäßige) Leistung zu erbringen?
Ich komme zu Dir mit einem Papierfetzen und sage, hallo, ich hätte dafür gern Dein Auto. Du wirst sagen, gern - aber nur, wenn ich mit Sicherheit darauf rechnen kann, daß ich mit diesem Zettel auch bei Dir etwas kaufen (=Verbindlichkeiten aus einem Kauf bei Dir tilgen) oder sonstwie erhalten kann.
Wenn ich dann sage, nö, der Zettel drückt keinerlei Verpflichtung meinerseits aus, wirst Du sagen: steck Dir Deinen Zettel sonstwo hin, ich brauche ihn nicht und mein Auto kriegst Du schon gar nicht.
Warum macht er das nicht? Warum bindet er die Papierzettel an
Staatskredite und damit an Steuereinnahmen und damit an die
Wirtschaftsleistung?
Warum sollte er das machen? Wieso sollte er seine eigenen Grundlagen - verläßliche, weil verbindliche (durchsetzbare) Verpflichtungsbeziehungen - zerstören?
Meine Antwort darauf kennst Du.
Nein.
Was ist Deine?
Meine ist, ich verstehe nicht, wieso ein Staat außer in einer Notlage oder aus Unwissen/Inkompetenz solchen Unsinn machen sollte.