Was ist unser Geld und warum hat es seinen Wert?

Morpheus ⌂, Samstag, 11.04.2015, 03:57 (vor 3589 Tagen)23021 Views
bearbeitet von unbekannt, Samstag, 11.04.2015, 13:27

Liebes Forum,

Eigentlich wurde alles schon gesagt und deshalb ist Geld hier für viele der „alten“ Debitisten kein spannendes Thema mehr. Andererseits kann ein Beitrag zum Kern des Forums in der aktuellen Situation vielleicht ein kleines Gegengewicht zu den vielen Beiträgen zum Thema „Zeitgeschehen“ liefern. Allerdings weiß ich mangels Zeit nicht, ob das Thema bereits in irgendeinem dieser „Riesenthreads“ auf der 22. Ebene bereits abgehandelt wurde und deshalb ein Doppel-Beitrag ist.

Bereits bevor die aktuelle Diskussion über die Qualität einsetzte, hatten mich die Diskussionen zwischen vielen Neueinsteigern gereizt, mal meine Erkenntnisse aus debitistischer Sicht zusammenzufassen. Dabei hatte ich versucht, so einfach wie möglich zu beschreiben, was ich hier im Forum über die Jahre aus unzähligen Beiträgen anderer Autoren gelernt habe. Oft waren dabei aber nur einzelne Aspekte Gegenstand der Diskussion und immer wieder werden erneut Diskussionen z.B. zu Frei- oder Vollgeld angefangen, die eigentlich längst zu Ende geführt wurden. Ganz besonders schlimm ist gerade die Diskussion zwischen tar und dem trollendem Kropotkin.
Ashitaka, der einer der Vorreiter der aktuellen Diskussionen war, hat immer wieder mit Widersprüchen zu kämpfen, die mMn aus Missverständnissen herrühren. Weil sich die Diskussion so oft im Kreis drehte, will ich mal meine Zusammenfassung versuchen. Auch die Themen Gold und Bitcoins werde ich versuchen, mit in die Zusammenfassung einzubeziehen. An manchen Stellen habe ich etwas vereinfacht, weil der Beitrag insgesamt schon wieder viel zu lang ist.

Die Mehrheit der Menschen betrachtet beim Geld aus meiner Sicht nur den Geldschein in dem Moment, in dem sie ihn in der Hand halten oder man betrachtet das aktuelle Bankguthaben auf dem Konto, was zum Abheben oder transferieren (bezahlen) bereitsteht.

Dabei ist und bleibt diesen Menschen egal oder verschlossen, wie es zu diesem Moment (des in-der-Hand-Haltens der Euro-Bank-Note) überhaupt kommen kann. Und die Staats- sowie die Geldmafia wollen gar nicht, dass die normale Bevölkerung versteht, wie Geld wirklich funktioniert.

Bis man eine Bank-Note in der Hand halten kann, muss einiges passiert sein.

Von dieser Vorgeschichte, von der Entstehung des Geldes argumentiert Ashitaka hier immer wieder, aber es scheint irgendwie unverständlich zu bleiben. Gehen wir die Geschichte vor der Banknote einmal durch, so wie ich sie heute verstehe. Wenn es falsch ist, bitte ich z.B. Ashitaka oder auch den „detaillierten Teufel“, Billhicks oder tar mich zu korrigieren oder zu ergänzen.

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Also ganz langsam von Anfang an:
Damit man Geld in der Form eines Scheines in der Hand halten kann, muss die EZB bzw. eine der EZB-Zentralbanken den Druck der Note bei einer Druckerei ihres Vertrauens beauftragt haben. Sie muss diese Note an der Bank ausgehändigt haben. Bevor sie so etwas tut, die EZB- bzw. Euro- Bank-Note an eine Bank auszuliefern, muss die Bank bei der Zentralbank ein Guthaben vorhalten. Dieses bei der ZB vorgehaltenes Guthaben wird parallel zur Auslieferung der Geld-Scheine an die Bank um den Geldwert der gelieferten Scheine gesenkt. Wenn eine Bank Euro-Bank-Noten an die EZB zurück gibt, weil Kunden diese Noten bei ihr eingezahlt haben, wird ihr ZB-Guthaben erhöht.

Wie kommt eine Bank zu einem Guthaben bei der EZB? Sie musste dafür ZB-fähige Wertpapiere hinterlegen, die sie entweder vorher einkauft oder selbst produziert. Was sind diese Wertpapiere? Nichts weiter als verbriefte Schulden, also gebündelte Forderungen, für die der „Verbriefer“ (bei hoher Qualität und wenn die ZB es akzeptieren soll) bis zu einem bestimmten Punkt die Haftung für die Werthaltigkeit übernimmt. Wenn die Bank bei der Kreditvergabe richtig gearbeitet hat und solange es (noch) genug Kreditnehmer guter Bonität gibt, ist das alles kein Problem.

Jede Bank kann und muss ihre Forderungen gegen ihre Kreditnehmer „verbriefen“. Das heißt eigentlich nichts anderes, als die Forderungen entsprechend ihrer unterschiedlichen Laufzeiten (der jeweiligen Kredite) zu bündeln, sie mit einem definierten und begründeten Ausgangswert und Ablaufzeitraum zu versehen und damit jeweils einen handelbaren Wertgegenstand in Form eines Wertpapieres zu erzeugen. Die Bündelung entsprechend der Laufzeit ist erforderlich, weil die Werthaltigkeit von Forderungen i.d.R. durch Tilgung der Kredite abnehmen. Deshalb müssen die Forderungen entsprechend der Kredite in unterschiedliche Wertpapiere eingearbeitet werden. So wird sichergestellt, dass jedes Wertpapier trotz laufender Tilgungen stets noch ausreichend aktive Forderungen enthält. Der Wert eines Wertpapiers liegt darin, dass die Schuldner der Bank das Geld für die enthaltenen Schulden bei der Bank zurückzahlen werden. Sie werden dafür Leistungen mit genau dem Wert des Wertpapiers erbringen (müssen!). Dazu später mehr.

Zur Wiederholung: Mit einer Hinterlegung von zugelassenen Wertpapieren bekommt die Bank ein ZB-Guthaben und gegen Abgabe eines solchen ZB-Guthabens und damit Teile der Wertpapiere kann die Bank in gleicher Höhe (Zentral-)Banknoten (Bargeld) erhalten.

Bevor die Bank ihre Forderungen (an Schuldner) verbriefen kann, muss sie Kredite gegen Sicherheiten gewährt haben. Im Rahmen dieser Kreditgewährung schafft die Bank neue, (bisher nicht existierende) Bankguthaben (Giralgeld), dass sie dem Kreditnehmer im Gegenzug zur Einrichtung seines Kredit-/Schuldkontos einräumt. Hier wird häufig von Geldschöpfung aus dem Nichts (FIAT-Money) oder Geld-drucken geschwafelt, was aber unsinnig ist, denn:

Diesem Guthaben, dem Giralgeld, steht die Forderung gegen den Kreditnehmer gegenüber, die zusätzlich durch die Kreditsicherheit mit einem Wert ausgestattet wird. Sollte der Kreditnehmer nicht in der Lage sein, die Leistungen (Tilgung) für seinen Kredit zu erwirtschaften, wird zunächst die Kreditsicherheit verwertet, um den Wert der Schuld zu tilgen. Reicht die Sicherheit dafür nicht aus, hat die Bank einen Fehler gemacht und muss die mangelnde Werthaltigkeit des geschaffenen Guthabens durch ihr Eigenkapital oder ihren laufenden Gewinnanteil ausgleichen. Damit steht dem (angeblich) aus dem Nichts geschaffenen Geld jederzeit (ausgenommen bei einer Deflation und einer folgenden Bankenkrise) ein klar definierter Wert gegenüber. Nämlich der Wert der Sicherheit, also des Hauses oder der einer Maschine/Fabrik, der eines Auto oder was auch immer.

Der Wert dieser Sicherheit wird von der Bank und dem Schuldner in kleinen, einheitlichen Teilen (genannt Euros) gemeinsam bewertet. Der Wert des Geldes ergibt sich aus der Höhe einer Verschuldung im Rahmen der Kreditgeschäfte. Hier einigen sich Bank und Schuldner, wie viele Euros sie für die Sicherheiten herausgeben bzw. als Schulden bereit sind, auf(sich)zunehmen.

Als Folge der gemeinsam festgelegten Anzahl der Teile wird die Sicherheit – anteilig in Höhe der von der Bank neu geschaffenen Giral-Geld-Einheiten – umlauffähig gemacht. Dieser Umlauf kann dann (später bei Auszahlung) in Form von Banknoten erfolgen. Der Umlauf erfolgt auch mittels Überweisung oder beim Weiterreichen von Schecks oder der Nutzung von Kartenzahlungen.

Wiederholung:
Eine Bank verwandelt bei der Kreditvergabe jegliche Formen von Sicherheiten in Beteiligungsmöglichkeit für Jedermann in einer universellen, einheitlichen Stückelung, die sie in Form von Guthaben und Banknoten in Umlauf gibt. Eine Banknote ist also ein universeller, einheitlich bewerteter Anteilsschein an einem Kredit, genauer ein Anteilsschein an einem von der Bank garantierten „Wert der Kreditsicherheit“.

Zweite Wiederholung, die es weniger abstrakt und dafür etwas anschaulicher machen könnte:

Mit einer Kreditvergabe wird jede Kreditsicherheit ein neuer Bestandteil der „Aktiengesellschaft Euro“, an der sich jeder Sparer durch die Haltung/Hortung von selbigen Euro-Aktien beteiligen kann. Parallel zur Einbeziehung der Kreditsicherheit in die Aktiengesellschaft werden von der Bank neue „Euro-Aktien“ herausgegeben. Diese Aktien können beliebig gegen Arbeitsleistungen getauscht werden. Wenn ein Kreditnehmer seine Kreditsicherheit aus der Aktiengesellschaft herauslösen will, muss er die entsprechende Anzahl der Euro-Aktien dafür zurückgeben. Die Aktien werden bei der Rückgabe vernichtet.

Dritte Wiederholung:

Ein Euro ist ein einheitlicher Anteil an irgendeiner Kreditsicherheit, die von einer Bank im Rahmen einer Kreditvergabe an einen Kreditnehmer / Kreditschuldner entgegengenommen wurde. Der Euro wird in dem Moment der Kreditauszahlung von der Bank neu erzeugt (FIAT-Geld-Irrtum). Die Werthaltigkeit dieses Anteils wird von der Bank auch dann garantiert, wenn der Schuldner wider Erwarten nicht leistet oder leisten kann und die Kreditsicherheit sich als nicht werthaltig genug darstellt.

Zurück zu den Banknoten:

Früher gab jede Bank für den Umlauf ihre eigenen Noten heraus und ich kann mich an Zeiten erinnern, da gab es solche Banknoten z.B. in Italien. Statt der offensichtlich zu wenigen staatlichen 100 Lire-Scheine gab es in mannigfaltigen Formen Banknoten verschiedener privater oder öffentlicher Banken, die ebenfalls umliefen. Letztlich müsste man mit solch einem Schein stets direkt zur ausgebenden Bank gehen, um von ihr im Tausch eine staatliche Banknote zu erhalten, mit der ein Italiener z.B. seine Steuerschulden hätte tilgen können.

Die Zentralbank macht diesen Umlauf mit ihren Zentral-Banknoten besonders praktisch und einfach. Es gibt im Gebiet der Zentralbank nur noch eine gemeinsame Form von Banknoten, die überall akzeptiert und eingelöst werden können. Die Hauptaufgabe der Zentralbank ist es, diesen Umlauf des Geldes in Form von Scheinen oder/und Guthaben (Überweisungen/Schecks) zwischen den unterschiedlichen Banken zu organisieren.
Weil die Zentralbanknoten anders als die Banknoten jetzt nicht mehr zur ausgebenden Bank zurückfließen, musste eine Möglichkeit geschaffen werden, die vorhandenen Wertanteile der Kredite entsprechend von einer Bank zur anderen Bank weiterzureichen. Dafür erfolgen die Verbriefung und die Hinterlegung bei der Zentralbank, und die Zentralbankguthaben. Die Zentralbank reicht dann diese Guthaben und auch die Wertpapiere von einer Bank zur anderen Bank weiter, wenn es denn der Transfer von Banknoten oder auch Guthaben über Bankgrenzen hinaus erfordert. (Das läuft unter dem Begriff „Clearing“, der hier auch öfter mal auftaucht.)

Banknoten repräsentieren Anteile an werthaltigen (abgesicherten) Forderungen. Es gibt gewisse übliche (5, 10, 20, 50, 100, 200 oder 500) Stückelungen aber stets ein Vielfaches der einheitlichen Basis-Stückelungen (Euro), in denen die Sicherheiten mittels Banknoten oder Münzen im Umlauf gehalten werden.

Jetzt kommt der allerwichtigste Teil, der den wahren Wert des Geldes ausmacht:

Um eine Schuld zu tilgen und damit die abgetretene Sicherheit aus dem Umlauf zu nehmen und in sein persönliches Eigentum zu überführen, muss jeder Schuldner wiederum selbige Banknoten erarbeiten und dafür muss er Leistungen erbringen.

Das Geld hat nicht nur einen Wert durch die Sicherheit, sondern der Wert des Geldes wird auch noch „abgeleistet oder abgearbeitet“.

Ausnahmen zum Leistungszwang wären z.B. ein Lotterie-Gewinn oder eine Erbschaft, die aber natürlich auch nur die bereits erbrachten Leistungen anderer Einzahler/Erblasser zu dem Lotteriegewinner/Erben umleiten. Dem (Schuld- oder Kredit-)geld steht damit also auch stets die Leistungsverpflichtung des Schuldners gegenüber. Denn in Deutschland ist es jedenfalls so üblich, dass der Schuldner über den Wert der Sicherheit hinaus mit seinem Privatvermögen haftet. Dieser Haftung kann man sich unter gewissen Auflagen seit einigen Jahren durch eine Privatinsolvenz entziehen. Wobei dann die Bank für den Wert einsteht, denn sie hat das Insolvenzrisiko falsch eingeschätzt. Die Werthaltigkeit des Geldes wird durch eine Insolvenz niemals verletzt, ausgenommen, wenn eine Bank in die Pleite geht.

Wenn sie als ein Leser dieser Zeilen also einen Anteil an einer Sicherheit (in Form von Bankguthaben oder Banknoten) erarbeitet haben, können sie sehr sicher sein, dass es ständig jede Menge Schuldner gibt, die dir für diesen universellen Anteilsschein ihre Leistungen anbieten werden, um damit Stück für Stück ihre Sicherheit aus dem Umlauf zu nehmen.
Viele andere (insbesondere Arbeitnehmer ohne Immobilie) bieten ebenfalls Leistungen an, obwohl sie nicht verschuldet sind. Oft helfen sie dabei einem Schuldner, seine Schulden abzuarbeiten. Auch diese Arbeitnehmer können sicher sein, dass sie ihrerseits auf einen Schuldner treffen werden, der Leistungen anbieten wird. Denn jeder einzelne Euro, der irgendwie im Umlauf ist, wurde stets als Teil einer Schuld, also einer Kreditsicherheit, in die Welt gebracht. Ohne eine Schuld wäre er, auch in Form von Bankguthaben, nicht im Umlauf. Es gibt also wirklich für jeden einzelnen Euro immer jemanden, der leisten muss.
Unser Geld ist also ein gutes Wert-Aufbewahrungsmittel, solange es genug leistungswillige Schuldner gibt.

Genau dieser Aspekt der kontinuierlichen Leistungsverpflichtung, wird bisher nur von den Debitisten so gesehen. Der Schuldner verpflichtet sich nämlich genau dazu, seine Kreditsicherheit durch Leistung (Tilgung) Stück für Stück wieder aus dem Umlauf heraus zu nehmen. Diese Leistungen müssen kontinuierlich (termingerecht) erbracht werden. Von diesen „Pflichten zum Termin“ spricht Ashitaka auch immer wieder. Das ist es, was die Tausch-Geld-Anhänger, die Mickey-Maus-Ökonomen stets und ständig übersehen. Das ist der Motor des kapitalistischen Systems, der aktuell auf höchstem Niveau dreht. Der Euro muss aus zwei Gründen zu ständig wiederholenden Terminen immer wieder erarbeitet, also beschafft werden:

1) Weil der Staat es als Steuern fordert und es beim Staat abgeliefert werden muss (Forderung aus den Nichts und ohne Gegenleistung) sowie
2) weil die Schuldner es zur Tilgung (Forderung aus dem Kreditgeschäft) beschaffen müssen.

Der Wert des Geldes entsteht jetzt dadurch, dass die Menschen (Steuerzahler) und Schuldner gezwungen sind, dieses Geld zum Termin zu beschaffen, um es beim Finanzamt oder der Bank abzuliefern. Um dieses Geld dort abliefern zu können, muss es ihnen jemand anderes überlassen und das geschieht nur gegen entsprechende Leistung. Damit hat man ein Geld, das einen Wert hat. Der Wert entsteht, weil die Kredit- und die Steuerschuldner dafür arbeiten (müssen!). Dabei liegt die tatsächlich vom Schuldner zu erbringende Leistung sogar deutlich über dem Kreditbetrag (also dem angeblich wertlosen FIAT-Geld), weil Zinsen oder Steuern zusätzlich zur Tilgung (die ja aus dem Netto erfolgt) abgeleistet werden müssen.


Früher war der Wert des Geldes mal identisch mit Gold und Gold hatte deshalb seinen Wert. Das ist heute aber vorbei und Gold hat keinen wirklichen Wert mehr. Niemand ist gezwungen, Gold zu beschaffen und abzuliefern, was bei Euros und Dollars etc. aber ganz anders ist. Dies übersehen die Anhänger von Edelmetallen leider immer wieder. Selbiges gilt natürlich auch für Bitcoins. Die haben natürlich erst recht gar keinen Wert, außer dass es sich um eine andere Form von digitalem Banknoten-Papier handelt. Das Mining ist dabei nichts anders als das Bedrucken der Banknoten und das Ausstatten mit Hologrammen, Sicherheitsstreifen, Wasserzeichen etc.. Gold hat(te) diese Form der „Fälschungssicherheit“ durch sein begrenztes natürliches Vorkommen. Aber auch Gold stellt letztlich nur eine andere Form von „fälschungssicheren Noten“ dar. Deshalb redet Zara hier im Forum bezogen auf Bitcoins auch stets von Gold 2.0. Mit Geld haben aber weder Gold noch Bitcoins heute irgendetwas zu tun.

Leider ist das ganze Thema etwas unübersichtlich. Vielleicht ist es mir gelungen mit dieser Darstellung, etwas zur Aufdeckung der für mich immer wieder anzutreffenden Missverständnisse zu leisten. So wie ich es hier beschrieben habe, sehe ich unser derzeitiges Schuldgeldsystem.

Es ist ein durchaus sinnvolles und zweckmäßiges System. Es ist nämlich in der Lage, mit dem Machtsystem unbegrenzt mit zu wachsen, was ein wesentlicher Vorteil gegenüber dem Gold-gedeckten und dadurch unsinnig begrenzten System darstellt. Der Kampf um die begrenzte Ressource Gold führte nämlich dabei zyklisch fast zwangsläufig zu Krieg.

So etwas kann das beliebig wachsende Schuldgeldsystem vermeiden, ohne leistungsloses Geld in Umlauf zu bringen, wie das geschah/geschieht, wenn eine Regierung einfach nur Geldscheine druckt(e).

Wird Geld nur gedruckt, fehlen nämlich genau die Schuldner, die ständig bereit sind, für diese Schuldscheine (zu ihrer Entschuldung) auch ihre Leistungen anzubieten. Es gibt dann zwar staatliche Noten, die im Umlauf sind, aber niemand ist gezwungen, selbige auch nachzufragen. Jedenfalls nicht über den Anteil von zu zahlenden Steuern hinaus. Aus genau diesem Grund ist Vollgeld oder Freigeld ein völliger Unsinn. Ohne die Kreditschuldner kommen keine Leistungserbringer mit Zwang ins Spiel, denen eine Strafe droht, wenn sie nicht pünktlich leisten.
Denn auch das muss hier noch ergänzt werden: Jeder Kreditnehmer muss in der Regel einen Eigenanteil einbringen oder mit weiteren Anteilen bürgen, die über den Kreditbetrag hinausgehen. Zu nennen sind hier z.B. die Beleihungsgrenze bei Immobilien, aber insbesondere die Haftung mit dem gesamten persönlichen Vermögen. Diese Übersicherungen werden von der Bank als Puffer verwendet, wenn die Bank die Sicherheit bei Nichtleistung des Schuldners verwerten muss. Dieser potentielle Verlust der Übersicherung ist für den Schuldner eine erhebliche drohende Bestrafung für den Fall, in dem die Leistung nicht pünktlich erbracht wird. Diese Bestrafung erhöht die Motivation zur pünktlichen Leistungserbringung noch zusätzlich. Denn gerade dieser Eigenanteil steigt mit der Zeit über die laufenden Tilgung an, und damit auch eine potentielle Strafe im „Verlustfall“, wenn die Bank die Sicherheit schlecht verwerten kann oder absichtlich schlecht verwertet.

Es besteht ein strafbewehrter Leistungszwang für Schulder, der den eigentlichen Wert unseres Geldes ausmacht.

Jetzt sollte auch klar werden, warum Kommunismus nicht oder nur sehr schlecht funktioniert. Sozialismus und Kommunismus mit wenig oder gar keinem Privateigentum liefert keine Kreditsicherheiten und damit keine Verschuldungsmöglichkeiten und somit keine strafbewehrte Selbstverpflichtung zu (Mehr-)Leistung im Gegenzug zur Möglichkeit, privates Eigentum zu besitzen.

Das Leben in sozialistischen Gesellschaften ist aus diesem Grund viel ruhiger, ja geradezu gemütlich. Allerdings auch sehr arm an Waren-Angeboten. Was in kapitalistischen Systemen auch immer dann der Fall war, wenn der allgemeine Schuldenstand nach einer Depression sehr niedrig war.
Ganz anders als derzeit in der gesamten westlichen Welt. Dort streiten sich viel zu viele Schuldner um immer weniger im Umlauf befindliche Guthaben. Dafür haben wir dort extrem viel Stress und Hektik, aber auch ein Überangebot an Waren und Dienstleistungen jeglicher Art. Weil jeder Schuldner ständig seine gesamte Kreativität einsetzt, um an die nötigen Schulden-Tilgungsmittel heranzukommen.

Dabei müssen sie immer öfter ein viel größeres Rad drehen, als nur die Schulden zu tilgen. Sie müssen viele Menschen beschäftigen, die in den auf Kredit gebauten Fabriken arbeiten und potenzieren so ihre laufenden Verpflichtungen zum Termin. Für all das gibt es im Kapitalismus den Zwang aus der anfänglichen Verschuldung, der im Sozialismus so nicht vorhanden ist. Dementsprechend gemütlich ging es in sozialistischen Betrieben auch zu. Und mit Materialmangel hatten sie deshalb auch laufend zu kämpfen. Denn alles war freiwillig, was - wie man historisch sehen konnte - schlecht funktionierte.
Im Sozialismus / Kommunismus werden die Menschen deshalb am Ende immer verhungern, weil freiwillig in einer Gesellschaft niemand die notwendigen Lebensmittel produzieren wird. Sämtliche Produktion, auch die von Lebensmitteln, schrumpft deshalb bestenfalls langsam vor sich hin, bis zum finalen Kollaps.

Der Leistungsdruck aus Steuern ist in der Praxis heute nicht mehr so !direkt! Stress-relevant. Die Masse der Nicht-Selbständigen zahlt ja heute de facto keine Steuern mehr zum Termin, sondern sie erhalten abgesenkte Auszahlungen und zahlen jeweils überhöhte Kauf- oder Dienstleistungspreise. Der Selbständige / das Unternehmen muss diese Steuern als quasi durchlaufenden Posten kurz nach dem Einbehalt an das Finanzamt abführen. Die Tarnung des Schutzgeldes der Staat-Mafia wurde enorm perfektioniert, was aber ein anderes Thema ist. Denn natürlich erschweren die allgegenwärtigen Steuerabschöpfungen die Rückzahlung der Kredite erheblich. Was auch zu unseren aktuellen Problemen führt und erklärt, warum der Staat die Quelle des Übels ist. Denn die MwSt. verteuert heute jede privat gekaufte Kreditsicherheit um 19 %, Das Tilgen der Schulden aus dem Netto-Gehalt wird bei einer Abgabenquote von 20 bis 50 Prozent auch immer schwieriger. Bei Investitionen in der Wirtschaft sind es die erhöhten Brutto-Brutto-Gehälter und alle sonstigen durch staatliche Zwänge auferlegten Zusatzkosten, die das Aufnehmen und Tilgen von neuen Krediten immer schwieriger bis letztlich unmöglich machen.
Die staatlich verursachten Zusatzkosten machen Investitionen über lange Zeit, Stück für Stück, unrentabel. Dadurch gibt es dann immer weniger leistungswillige Schuldner, und das System bricht am Ende zusammen. Diese Ergänzung sowie der Link ganz am Ende sind wichtig für alle die hier noch glauben, der Staat sei Teil der Lösung und nicht Ursache des Problems.

Wenn man die Entstehung des Geldes verstanden hat, wird auch klar, warum eine Deflation, verbunden mit ein Rückgang der Preise, so fatal ist. Dann verlieren die Kreditsicherheiten und damit die Wertpapiere der Banken einen Teil ihres Wertes. Die Banken müssen dies im großen Stil ausgleichen und es kommt zwangsläufig zu einer Bankenkrise, wenn nicht die Notenbank selbiges durch ein Aufkaufen von Wertpapieren ausgleicht. Hier wird dann wirklich Geld aus dem Nichts geschaffen, bei dem keine Kreditschuldner entstehen, die Leistungen erbringen müssen. Solange die Leistungsbereitschaft der Schuldner anhält, stellt das Vorgehen der Notenbanken mMn kein Problem dar. Denn es gibt in der westlichen Welt mehr Schuldner als in den Zahlungsräumen an umlaufenden Geld/Guthaben tatsächlich vorhanden ist. Es sind nämlich riesige Geldberge ins Ausland transferiert worden. Gerade das US-Imperium exportiert etwa 50 Mrd. pro Monat. Die fehlen natürlich den Schuldnern im Inland und wirk(t)en deflationär. Wenn diese Effekte vorsichtig mit QE ausgeglichen werden, kann das rein Geld-technisch durchaus eine recht lange Zeit gut funktionieren.

Fazit:
Unser Geld hat eine enorm gute Struktur, die wirklich gut durchdacht und in der Praxis auch sehr erfolgreich war.

Freiwillige Selbstversklavung durch Kreditaufnahme ist millionenfach erfolgreicher als jegliche äußere Zwangsherrschaft.

Arbeitszwang gegen Bestrafung, wie sie bei feudalistischen Systemen oder bei echten Sklavenhaltern vorkommt, ist dagegen aufwändig und teuer. Erlaubt man den Menschen aber privates Eigentum zu besitzen, dass sie beleihen dürfen und lässt sie dafür „schaffen gehen“, arbeiten sie (scheinbar) nur aus eigenem Interesse und in eigener Verantwortung. Besser kann ein System nicht funktionieren.

Wenn es da nicht unzählige andere natürliche Grenzen für das Wachstum gäbe, wie z.B. die enorm gestiegene Steuerabschöpfung, wäre dieses Schuldgeldsystem richtig toll. Nur weil diese übrigen Wachstumsgrenzen aktuell überall erreicht werden oder wie in den USA bereits längst überschritten wurden, stecken wir in den Schwierigkeiten, die wir alle spüren.
Das Geldsystem ist gut, solange es nicht aus gesellschaftlichen Gründen/Zwängen in der Endphase missbräuchlich genutzt wird. Korrekturen am Geldsystem helfen deshalb kein bisschen weiter. In der Regel werden solche Veränderungen nur Verschlechterungen sein.


So, jetzt bitte ich um Kritik und Anregungen, muss aber dazu sagen, dass ich wie immer sehr wenig Zeit zum Schreiben von Beiträgen habe.

Grüße
Morpheus

PS: Habe neulich bei Zerohedge einen netten Beitrag gelesen, in dem stand, dass China allein in den Jahren 2011 bis 2013 so viel Zement verbaut hat, wie die VSA im gesamten 20. Jahrhundert. Wenn das kein extrem positiver Boom bei der Infrastruktur ist.

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Wir - für die unbeschränkbare Freiheit.


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