Morpheus, das ist ziemlich lang. Ich versuch's mal mit 20 Zeilen

BerndBorchert, Sonntag, 12.04.2015, 16:55 (vor 3587 Tagen) @ Morpheus14589 Views
bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 12.04.2015, 20:56

Der Staat nimmt - wie andere Wirtschaftsteilnehmer auch - für seine Ausgaben Kredite bei Geschäftsbanken auf. Der Staat gilt dabei für die Kreditgeber als solventer Schuldner, weil er mit seinen Steuereinnahmen die Kredite bedienen kann (Zins und Tilgung), nicht wegen seiner dinglicher Sicherheiten wie Immobilien etc.

Ein aus einem Kredit an den Staat entstandener Schuldschein heißt Staatsanleihe. Offenbar hat diese Anleihe einen Wert ungefähr in Höhe des Nennwertes=Teilkreditbetrages, denn es ist ein Schuldschein eines solventen Schuldners.

Wie entsteht jetzt ein Euro? Vereinfacht gesagt durch Tausch einer Staatsanleihe mit Nennwert x Euro gegen x Euros, und zwar bei der Zentralbank. Aus dem Schuldschein werden die Euros, bei denen praktischerweise Rückzahltermin und Zinsen verloren gehen. Der Tauschende ist immer eine Geschäftsbank, die nach dem Tausch die neu entstandenen Euros entweder auf einem Konto bei der ZB als Guthaben stehen hat oder sie als Geldscheine geliefert bekommt. Die GB kann den Tausch auch rückgängig machen, meistens steht der Termin dafür schon vorher fest. (Formal nennt sich das, was ich hier Tausch nenne, Wertpapierpensionsgeschäft)

Entscheidend ist: Euros entstehen durch 1-zu-1-Tausch mit Staatsanleihen. D.h., der Wert der Staatsanleihe überträgt sich praktisch 1-zu-1 auf die Euros.

Ein Giral-Euro auf dem Girokonto eines Kunden bei einer GB ist nur der Anspruch auf Auszahlung eines echten Euros. D.h., ob ein Giral-Euro auf einem Girokonto bei einer GB auch den Wert eines echten Euros hat, hängt von der GB und ihrer Geschäftspolitik ab, insbesondere davon, ob sie bei der Giralgeldschöpfung durch Bilanzverlängerung bei Kreditvergabe an Private und Firmen auf Kreditwürdigkeit und Sicherheiten achtet.

Zusammengefasst: Ein Euro bekommt seinen Wert dadurch, dass er praktisch einen Schuldschein des Staates darstellt. Dabei ist der Schuldner Staat als solvent anzusehen, weil er durch die Steuern Zugriff auf die Wirtschaftsleistung der Bürger und Firmen hat. Ein Euro ist also indirekt ein Anspruch auf ungefähr einen Euro Wirtschaftsleistung. So soll es sein.

Bernd Borchert

Dass die ZB auch andere Kollaterale (mit Abschlägen vom Verkehrswert) annimmt als Staatsanleihen, sehe ich mal als unwesentlich an, ebenso wie die Tatsache, dass die Euro Münzen anders entstehen als oben beschrieben ("Münzregal").


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