Wünschenswertes
Hallo Morpheus!
Mir geht es um die Scheinlogik, mit der hier eine vorgefasste Ideologie verpackt wird. Die Menschheit mag ja an ihrer eigenen Biologie scheitern, oder dass ja vielleicht ein zu großer Meteorit deren Lebensgrundlage zerstört, oder was auch immer. Woran die Menschheit aber niemals scheitern wird, ist das Prinzip des monetären Wirtschaftens an sich. Auch ich könnte nur spekulieren, weshalb hier im Forum einige aber von genau dieser Vorstellung infiziert sind, und beständig genau dieses zu beweisen suchen. Dieser Gruppierung bist du, Morpheus, bisher klar zuzuordnen. Vielleicht ist dies ja nicht einmal ein Grund missmutig zu werden, weil man die sich damit regelmäßig bietenden Gelegenheiten, die Prinzipien des monetären Wirtschaftens zu erklären, auch als des Begrüßens würdig betrachten könnte. Leider erscheint diese Einstellung aber doch als zu optimistisch und entsprechend wenig realistisch. Eher habe ich zu befürchten, dass du, Morpheus, dich der die Befreiung der Menschen verheißenden Aufklärung in den Weg stellst, was auch immer dich dazu antreibt. Aus früheren Beiträgen von dir ist deine vordergründige Interpretation des Zeitgeschehens zu entnehmen, dass die primäre Intention der vorherrschenden Politik die eines „Zeit Gewinnens“ wäre. Jede der schockierenden Schweinereien des Weltgeschehens willst du dem Leser damit als notwendiges Übel verkaufen. Hierfür befleißigst du dich regelmäßig einer Logik, deren Aberwitz sich dem ungeübten Auge aber leicht entzieht – und was ja freilich auch so gewollt sein könnte. Mein Blick ist aber scharf, und ich betrachte es als gute Tat und Dienst an der Gesellschaft, die Fehlerhaftigkeit deiner diesbezüglichen Ausführungen offen zu legen.
Du bittest mich also um weitere Erklärungen für meine Argumentation.
Nun, es ist so, dass jeder der eine an ihn selbst adressierte Rechnung akzeptiert/akzeptieren muss (kurz ausgedrückt: „kauft“), damit „Geld“ emittiert. Dessen wirtschaftlicher Status determiniert die Art des damit begründeten Geldes und dessen Zuordnung in die Geld-Hierarchie. Das hierfür verwendete Raster der Geldmengenstatistik ist bereits umstritten, und somit unterscheiden sich gem. Wikipedia z.B. die entsprechenden Definitionen der EZB und die der Schweizerischen Nationalbank. Dennoch bestehen allgemeingültige Gesichtspunkte, weshalb sich die Definitionen auch nur punktuell unterscheiden. Zwei wichtige Gesichtspunkte habe ich in meinem Vorposting bereits angesprochen, aber sicher nicht tiefer erklärt. Diese waren zum einen die Fähigkeit zur Saldierung, und zum anderen der Status des Gesetzlichen Zahlungsmittels, welche eine Unterscheidung zwischen Geld und Geldforderungen auch sinnvoll erscheinen lassen können. Notenbankgeld (Banknoten) erfüllt beide Kriterien, woraus sich dessen Wirksamkeit auch schon hinreichend erklären lässt. Die von dir, Morpheus, angeführte Besicherung ist für die zu beschreibende Funktion zum einen überflüssig, und darüber hinaus auch nicht nachvollziehbar. Mit Notenbankgeld kann alles bezahlt werden, einfach weil immer auf solches lautend fakturiert wird. Der Wert des Notenbankgeldes bestimmt sich wiederum aus nichts anderem als dem, was auf solches lautend fakturiert wird und so erworben werden kann. Wenn man also z.B. für 300.000 € ein Haus kaufen (genauer ja: „bezahlen“) kann, dann sind 300.000 € eben ein solches Haus wert. Die Annahme, dass den 300.000 € etwas dem Haus entsprechend werthaltiges hinterlegt sein sollte (Vollgeld), oder die, dass das ja längst so wäre (neuer Vollgeld- (Neo-) Debitismus) sind unstimmig und überflüssig. Der Verkäufer verkauft sein Haus für 300.000 €, weil er damit seine Kosten decken will, und wenn der Staat ihm diese 300.000 € frisch dafür druckt, dann nimmt er diese dankend entgegen, ohne Ansehen darauf, ob diese Banknoten nun mit Gold oder mit Zigarettenstummeln gedeckt sind. Es braucht ihn nicht im geringsten zu interessieren, dass das Geld, für welches er als Privatier zu arbeiten hat, vom Staat einfach gedruckt wird. Es ist so ähnlich wie die Gelbe Karte beim Fußball, ein Papkärtchen, welches erst dadurch Bedeutung erlangt, dass der Schiedsrichter sie zeigt. Alle Werte in der Wirtschaft zeugen aus der Wirtschaft selbst, und Geld spiegelt diese nur wider. Es ist ein Zusammenspiel aus Staatsgeld und Kreditgeld – das Staatsgeld macht das Kreditgeld erst möglich und das Kreditgeld gibt dem Staatsgeld seinen Wert.
Das Gesagte sollte als Erklärung erst einmal reichen, vielleicht mag der Eine oder Andere noch mal in meine Diskussion mit @BillHicks reinschauen, welche mit diesen meinen Beitrag einmal seinen Anfang gefunden hat. Sehr angenehm waren mir Bill's vernünftigen Ansichten über den Staat selbst, welche für meine Begriffe von echten Liberalismus zeugen, und dem Bemühen, seine Kompetenz zum Nutzen der Allgemeinheit einzusetzen. Nach meiner persönlichen Auffassung ist es genau solch ein Bestreben, welches in jüngerer Zeit in unserem Forum offenbar vermehrt zu verspüren ist, und welches lediglich von einigen nun gar als ein drohendes Kippen des Forums beschrieben wird. Vielleicht weißt ja auch du noch, lieber Morpheus, unsere Gesellschaft konstruktiv zu beraten. Der mir geläufige Kurs deiner Beiträge erscheint mir aber nicht geeignet, im Rahmen einer für einen Menschen überschaubaren Unterscheidung von Richtig und Falsch, Wünschenswertes herbeizuführen.
Schöne Grüße
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... in Wirklichkeit ist ... immer alles ganz anders, als es ... in Wirklichkeit ist ...