Vollgeld-Debitismus

Nico, Sonntag, 12.04.2015, 06:13 (vor 3588 Tagen) @ Morpheus14699 Views
bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 12.04.2015, 06:22

Eigentlich wurde alles schon gesagt

Zumindest habe auch ich selbst bereits einiges zu diesem Thema hier im Forum kundgetan, nur dass ich davon freilich kaum etwas in deinen Ausführungen wiederfinde. Das mag nun an dir oder an mir liegen.

und deshalb ist Geld hier für viele
der „alten“ Debitisten kein spannendes Thema mehr.

Von „alten Debitisten“ würde ich deshalb nicht sprechen wollen, weil du in deinem Aufsatz eine Auslegung darstellst, welche in den, den Debitismus begründenden Büchern aus den 1980'er Jahren nicht entspricht. Man beachte hierzu den Untertitel von „Der Kapitalismus“ lautend: „ein System, das funktioniert“. Aus diesen und aus weiteren Gründen erscheint es in diesen Rahmen eher passend, hier nun lieber von „Neo-Debitismus“ zu sprechen.


(...)

Oft waren dabei aber nur einzelne Aspekte Gegenstand der Diskussion und
immer wieder werden erneut Diskussionen z.B. zu Frei- oder Vollgeld
angefangen, die eigentlich längst zu Ende geführt wurden. Ganz besonders
schlimm ist gerade die
Diskussion
zwischen tar und dem trollendem Kropotkin.

Das hier angesprochene Freigeld beinhaltet vor allem die Forderung nach einer Umlaufsicherung für Bargeld. Dieser Anspruch gründet bekanntlich auf den Sozialreformer Silvio Gesell. Soweit ich weiß geht der Begründer des Debitismus Paul C. Martin in seinem 1996 erschienenen Buch „Krisenschaukel“ erstmalig auf diesen Vorschlag ein. Auf den entsprechenden Seiten 140 bis 144 ist aber prinzipiell nur Zustimmendes zu lesen. Alles andere wäre auch höchst seltsam, denn schließlich macht der Autor auch stets auf den entsprechenden gegenläufigen Effekt aufmerksam. Im Falle einer Deflation gewinnt Bargeld zunehmend an Wert, weshalb es zunehmend zurückgehalten wird, was die Deflation entsprechend weiter beschleunigt. Wenn Banknoten hingegen gegenüber anderen Anlagen an Wert verlieren, dann will sie jeder loswerden, was aber auch wirtschaftliche Aktivität induziert. Gesell vermochte das Wesen des Geldes wohl noch nicht sehr akkurat zu erfassen und entsprechend zu beschreiben, weshalb sein Lösungsvorschlag m.M.n. nicht voll den Kern trifft. Ohne hier in die Geldtheorie tiefer einsteigen zu wollen, wären alle im Zusammenhang stehenden Probleme schlicht damit zu lösen, dass über die regelmäßigen Staatsausgaben beständig neues Geld emittiert wird. Was aber das „Gelddrucken“ anbelangt, weiß PCM auf Seite 144 des selben Buches nun nichts weiteres, als sich der Argumentation eines von ihm selbst angeführten Wirtschaftshistoriker namens Professor Knut Borchardt anzuschließen: das Publikum würde dann alles Geld von der Bank abheben. Dabei wusste PCM bereits in den 1980'er Jahren zu lehren, dass „kein Mensch den Sparer braucht“. Das originäre System ist nämlich nicht im Geringsten darauf angewiesen, das Sparer den Banken Geld leihen. Somit muss eine von zwei getroffenen Ausagen des selben Autors schon mal falsch sein. Mein Typ: in „Die Krisenschaukel“ verlässt der Autor an dieser Stelle seine eigene Geldtheorie oder hat sie nicht mehr gegenwärtig. By the way findet sich übrigens noch auf Seite 192 des genannten Buches der Abschnitt „Staatsabschaffung?“. Diese Frage wird hier freilich nicht bejaht, vielmehr wird angeregt, die mit dem Staat verbundenen Kosten unter „Urschuld“ zu verbuchen. Folge dessen dürfen wir auch weiter alle anarchistischen Debitisten als 'Neo-Debitisten' betrachten, denn von einem Leben in Höhlen und auf Bäumen war nirgendwo die Rede, und ohne Staat gibt es keinen Debitismus. In der „Krisenschaukel“ will der Autor den Staat sanieren, aber nicht abschaffen.

Nun noch zum Vollgeld:


@Prokotkin irrt sich, wenn er sich für Vollgeld ausspricht. Die Vollgeld-Theorie kritisiert das Giralgeld als „Geld aus dem Nichts“. Es ist schon sehr richtig, wenn dieser Ansatz unter den Debitisten auf Ablehnung stößt. Das kuriose dabei bildet bloß der Umstand, dass sich der nun auch hier ausgebreitete Neo-Debitismus genau dieser Vorstellung annäht, wenn nun plötzlich angenommen wird, dass Geld erst ein solches ist, wenn es durch Eigentum besichert würde. Zu den bereits verheerenden Theorie-Rückschritt des „fehlenden Zinses“ gesellt sich nun noch die auf uns zurückenden „Beleihungsgrenzen“ des Eigentums. Das ist wahrlich erbärmlich …


Die Mehrheit der Menschen betrachtet beim Geld aus meiner Sicht nur den
Geldschein in dem Moment, in dem sie ihn in der Hand halten oder man
betrachtet das aktuelle Bankguthaben auf dem Konto, was zum Abheben oder
transferieren (bezahlen) bereitsteht.

Richtig ist, dass uns das Bargeld zu der falschen Vorstellung verleitet, es würde damit gekauft werden. Seine Funktion ist aber das Bezahlen, und beide Begriffe erfordern eine saubere Definition:

Kaufen = Sich verschulden

Bezahlen = Stellen eines Nachschuldners

Im Folgendem wirst du sehen müssen, lieber Morpheus, dass ich dich auf diese zentrale Annahme des Debitismus aber selbst erst hinzuweisen habe.

Was im Übrigen auch wichtig ist, dass es in der monetären Wirtschaft auch beständig zu Schulden-Verrechnung (Saldierung) kommt. Diese Prozesse sind in dem bestehenden System dem Bankensystem vorbehalten. Hierin liegt ein wohl wesentlicher Gesichtspunkt für eine Trennung von Geld und Geldforderungen, weil die Verrechnung von letzteren buchhalterisch nicht zulässig ist. Darüber hinaus bestehen Gesetze, welche ein Gesetzliches Zahlungsmittel definieren. Das Wesen des Geldes leitet sich aber nur aus dem gesamten Spektrum des Geldes ab.

Dabei ist und bleibt diesen Menschen egal oder verschlossen, wie es zu
diesem Moment (des in-der-Hand-Haltens der Euro-Bank-Note) überhaupt
kommen kann. Und die Staats- sowie die Geldmafia wollen gar nicht, dass die
normale Bevölkerung versteht, wie Geld wirklich funktioniert.

Letzteres dürfte sicher stimmen, nur dass damit freilich kein Hinweis darauf vorliegt, dass nun dein Beitrag der Aufklärung zuträglich ist.


------------
Also ganz langsam von Anfang an:
Damit man Geld in der Form eines Scheines in der Hand halten kann, muss
die EZB bzw. eine der EZB-Zentralbanken den Druck der Note bei einer
Druckerei ihres Vertrauens beauftragt haben.

Was allerdings auch sehr nebensächlich ist.

Sie muss diese Note an der
Bank ausgehändigt haben. Bevor sie so etwas tut, die EZB- bzw. Euro-
Bank-Note an eine Bank auszuliefern, muss die Bank bei der Zentralbank ein
Guthaben vorhalten. Dieses bei der ZB vorgehaltenes Guthaben wird parallel
zur Auslieferung der Geld-Scheine an die Bank um den Geldwert der
gelieferten Scheine gesenkt. Wenn eine Bank Euro-Bank-Noten an die EZB
zurück gibt, weil Kunden diese Noten bei ihr eingezahlt haben, wird ihr
ZB-Guthaben erhöht.

Prinzipiell könnte die Notenbank aber auch einfach eine Forderung gegen die Geschäftsbank buchen – womit deine Schlussfolgerungen auch im Folgendem bereits hinfällig werden und nicht weiter der Mühe wert sind, sie tiefer zu ergründen. Dir fehlt die treffende Unterscheidung zwischen dem Prinzipiellem und dem Außerordentlichem. …

… so will ich erst hier wieder ansetzen:

Diesem Guthaben, dem Giralgeld, steht die Forderung gegen den
Kreditnehmer gegenüber, die zusätzlich durch die Kreditsicherheit mit
einem Wert ausgestattet wird. Sollte der Kreditnehmer nicht in der Lage
sein, die Leistungen (Tilgung) für seinen Kredit zu erwirtschaften, wird
zunächst die Kreditsicherheit verwertet, um den Wert der Schuld zu tilgen.
Reicht die Sicherheit dafür nicht aus, hat die Bank einen Fehler gemacht
und muss die mangelnde Werthaltigkeit des geschaffenen Guthabens durch ihr
Eigenkapital oder ihren laufenden Gewinnanteil ausgleichen. Damit steht dem
(angeblich) aus dem Nichts geschaffenen Geld jederzeit (ausgenommen bei
einer Deflation und einer folgenden Bankenkrise) ein klar definierter Wert
gegenüber.

Und dieser Wert ist die von der Bank gebuchte Forderung. Sollte diese platzen, dann wird die Bank eben bestrebt sein IHREN Verlust mittels der entsprechenden Sicherheiten zu kompensieren (falls überhaupt vorhanden). Du verwechselst lediglich betriebswirtschaftliche Elemente mit volkswirtschaftlichen.

Nämlich der Wert der Sicherheit, also des Hauses oder der
einer Maschine/Fabrik, der eines Auto oder was auch immer.

Wir sprechen hier von der „Konkursmasse“ und die von dir angesprochenen „Sicherheiten“ bedeuten Vorgriffsrechte auf solche. Sie sind für den zu beschreibenden Sachverhalt völlig irrelevant. Höchstens dahingehend, dass Werte sonst noch beiseite Geschafft werden könnten. Das wäre aber peripher und tangiert nicht das grundlegende Prinzip.

Der Wert dieser Sicherheit wird von der Bank und dem Schuldner in kleinen,
einheitlichen Teilen (genannt Euros) gemeinsam bewertet. Der Wert des
Geldes ergibt sich aus der Höhe einer Verschuldung im Rahmen der
Kreditgeschäfte. Hier einigen sich Bank und Schuldner, wie viele Euros sie
für die Sicherheiten herausgeben bzw. als Schulden bereit sind,
auf(sich)zunehmen.

Schulden entstehen durch Kauf, und ausschließlich das Gekaufte selbst begründet die Konkursmasse. Sicherheiten sind möglich, bedeuten aber nur einen irrelevanten betriebswirtschaftlichen Sachverhalt. Bei s.g. Sicherheiten geht es nur um Vorgriffsrechte gegenüber konkurrierenden Gläubigern. Die von dir beschriebene „Sicherheit“ impliziert selbst die „Unsicherheit“ für einen anderen Gläubiger, welcher erst deshalb sein „Geld“ verliert, während du hier fälschlich darzustellen suchst, diese würden dem Geld insgesamt unterliegen.

Als Folge der gemeinsam festgelegten Anzahl der Teile wird die Sicherheit
– anteilig in Höhe der von der Bank neu geschaffenen
Giral-Geld-Einheiten – umlauffähig gemacht. Dieser Umlauf kann dann
(später bei Auszahlung) in Form von Banknoten erfolgen. Der Umlauf erfolgt
auch mittels Überweisung oder beim Weiterreichen von Schecks oder der
Nutzung von Kartenzahlungen.

Und auch das ist nur noch Unsinn.

Wiederholung:
Eine Bank verwandelt bei der Kreditvergabe jegliche Formen von
Sicherheiten in Beteiligungsmöglichkeit für Jedermann in einer
universellen, einheitlichen Stückelung, die sie in Form von Guthaben und
Banknoten in Umlauf gibt. Eine Banknote ist also ein universeller,
einheitlich bewerteter Anteilsschein an einem Kredit, genauer ein
Anteilsschein an einem von der Bank garantierten „Wert der
Kreditsicherheit“.

Geld ist von sich aus ein Kredit, und kein Anteil daran. Die Modalitäten hat der Kreditgeber dabei stets selbst auszuhandeln. Wenn er SEINEN selbst vergebenen Kredit besichern lässt, dann hat er damit SEIN eigenes Geld abgesichert. Du redest hier aber von allgemein abgesichertem Geld, und damit reinen Unsinn.

Zweite Wiederholung, die es weniger abstrakt und dafür etwas
anschaulicher machen könnte:

Mit einer Kreditvergabe wird jede Kreditsicherheit ein neuer Bestandteil
der „Aktiengesellschaft Euro“, an der sich jeder Sparer durch die
Haltung/Hortung von selbigen Euro-Aktien beteiligen kann. Parallel zur
Einbeziehung der Kreditsicherheit in die Aktiengesellschaft werden von der
Bank neue „Euro-Aktien“ herausgegeben. Diese Aktien können beliebig
gegen Arbeitsleistungen getauscht werden. Wenn ein Kreditnehmer seine
Kreditsicherheit aus der Aktiengesellschaft herauslösen will, muss er die
entsprechende Anzahl der Euro-Aktien dafür zurückgeben. Die Aktien werden
bei der Rückgabe vernichtet.

Die Bestandteile einer Aktiengesellschaft sind deren Anlagevermögen, und das sind keine Sicherheiten. Die Sicherheiten werden erst gezogen, wenn sich die Bestandteile andernfalls auflösen.

Dritte Wiederholung:

Ein Euro ist ein einheitlicher Anteil an irgendeiner Kreditsicherheit, die
von einer Bank im Rahmen einer Kreditvergabe an einen Kreditnehmer /
Kreditschuldner entgegengenommen wurde. Der Euro wird in dem Moment der
Kreditauszahlung von der Bank neu erzeugt (FIAT-Geld-Irrtum). Die
Werthaltigkeit dieses Anteils wird von der Bank auch dann garantiert, wenn
der Schuldner wider Erwarten nicht leistet oder leisten kann und die
Kreditsicherheit sich als nicht werthaltig genug darstellt.

Auch jede weitere Wiederholung kann deinen Fehlschluss nicht richtig machen.

Zurück zu den Banknoten:

Früher gab jede Bank für den Umlauf ihre eigenen Noten heraus und ich
kann mich an Zeiten erinnern, da gab es solche Banknoten z.B. in Italien.
Statt der offensichtlich zu wenigen staatlichen 100 Lire-Scheine gab es in
mannigfaltigen Formen Banknoten verschiedener privater oder öffentlicher
Banken, die ebenfalls umliefen. Letztlich müsste man mit solch einem
Schein stets direkt zur ausgebenden Bank gehen, um von ihr im Tausch eine
staatliche Banknote zu erhalten, mit der ein Italiener z.B. seine
Steuerschulden hätte tilgen können.

Dann geschah diese Geldemission also nur stellvertretend für die Notenbank und unter deren Aufsicht. Andernfalls wäre diese Geldemission auch nicht ohne weiteres vorstellbar, sondern wohl nur gegen hinterlegte Edelmetalle. Diese dienen aber nicht als Sicherheit, sondern bilden selbst den Anspruch aus dem Kredit.

Die Zentralbank macht diesen Umlauf mit ihren Zentral-Banknoten besonders
praktisch und einfach. Es gibt im Gebiet der Zentralbank nur noch eine
gemeinsame Form von Banknoten, die überall akzeptiert und eingelöst
werden können. Die Hauptaufgabe der Zentralbank ist es, diesen Umlauf des
Geldes in Form von Scheinen oder/und Guthaben (Überweisungen/Schecks)
zwischen den unterschiedlichen Banken zu organisieren.
Weil die Zentralbanknoten anders als die Banknoten jetzt nicht mehr zur
ausgebenden Bank zurückfließen, musste eine Möglichkeit geschaffen
werden, die vorhandenen Wertanteile der Kredite entsprechend von einer Bank
zur anderen Bank weiterzureichen. Dafür erfolgen die Verbriefung und die
Hinterlegung bei der Zentralbank, und die Zentralbankguthaben. Die
Zentralbank reicht dann diese Guthaben und auch die Wertpapiere von einer
Bank zur anderen Bank weiter, wenn es denn der Transfer von Banknoten oder
auch Guthaben über Bankgrenzen hinaus erfordert. (Das läuft unter dem
Begriff „Clearing“, der hier auch öfter mal auftaucht.)

Ein Trugschluss. Die Zentralbank ist ein Staatsorgan, welche bestimmen kann, was Geld ist. Deine Vorstellungen über die Sicherheiten habe ich bereits zuvor zurecht gerückt. Geld wird nicht angenommen, weil es besichert ist, sondern weil es (die eigenen) Schulden deckt.

Banknoten repräsentieren Anteile an werthaltigen (abgesicherten)
Forderungen.

Und du willst dich gegen Vollgeld aussprechen? Du kreierst gerade selbst einen eigenen Vollgeld-Debitismus.

Es gibt gewisse übliche (5, 10, 20, 50, 100, 200 oder 500)
Stückelungen aber stets ein Vielfaches der einheitlichen
Basis-Stückelungen (Euro), in denen die Sicherheiten mittels Banknoten
oder Münzen im Umlauf gehalten werden.

Alles wie gehabt …

Jetzt kommt der allerwichtigste Teil, der den wahren Wert des Geldes
ausmacht:

Und also nicht darin besteht damit Schulden decken zu können?!

Um eine Schuld zu tilgen und damit die abgetretene Sicherheit aus dem
Umlauf zu nehmen und in sein persönliches Eigentum zu überführen, muss
jeder Schuldner wiederum selbige Banknoten erarbeiten und dafür muss er
Leistungen erbringen.

Er will seine Sicherheiten aus dem Umlauf nehmen? Er will vermeiden, dass sein Haus gepfändet wird. Es spielt keine Rolle, ob das Haus schon im Vorfeld verpfändet wurde oder nicht. Prinzipiell ist alles verpfändet, und die von dir aufgeführten Sicherheiten bedeuten nur Vorgriffsrechte. Der Gerichtsvollzieher fragt nicht nach Besitz oder Eigentum. Die Sicherheit sagt nur wer etwas kriegt, und nicht ob überhaupt.

Das Geld hat nicht nur einen Wert durch die Sicherheit, sondern der Wert
des Geldes wird auch noch „abgeleistet oder abgearbeitet“.

Oder sonst gepfändet. Ja, alles doppelt und dreifach bei dir.

Ausnahmen zum Leistungszwang wären z.B. ein Lotterie-Gewinn oder eine
Erbschaft, die aber natürlich auch nur die bereits erbrachten Leistungen
anderer Einzahler/Erblasser zu dem Lotteriegewinner/Erben umleiten. Dem
(Schuld- oder Kredit-)geld steht damit also auch stets die
Leistungsverpflichtung des Schuldners gegenüber.

Nur diese Leistungsverpflichtung zuzüglich Konkursmasse steht dem Geld gegenüber. Deine Ausführungen zu den Sicherheiten sind überflüssig. Diese bedeuten nichts als ein Vorgriffsrecht gegenüber konkurrierenden Gläubigern. Was der eine mehr hat, erhält der andere weniger. Gemeinsam erhalten sie die Konkursmasse, welche durch die s.g. Sicherheiten weder größer noch kleiner wird. Höchsten dahingehend, dass etwaige Konkursmasse nicht noch beiseite geschafft wird. Das aber wäre peripher und tangiert nicht die zugrunde liegenden Prinzipien.

Denn in Deutschland ist
es jedenfalls so üblich, dass der Schuldner über den Wert der Sicherheit
hinaus mit seinem Privatvermögen haftet. Dieser Haftung kann man sich
unter gewissen Auflagen seit einigen Jahren durch eine Privatinsolvenz
entziehen.

Du meinst jetzt ernsthaft man „entzieht sich“, du meintest nicht zufällig man VOLLZIEHT die Haftung durch Insolvenz? Staun! Soll das jetzt ein Witz sein?! Jeder, der nicht gevierteilt wurde, hat sich der Haftung entzogen? Das lässt schon tief blicken.

Wobei dann die Bank für den Wert einsteht, denn sie hat das
Insolvenzrisiko falsch eingeschätzt. Die Werthaltigkeit des Geldes wird
durch eine Insolvenz niemals verletzt, ausgenommen, wenn eine Bank in die
Pleite geht.

Welch Binsenweisheit: der Affe kann niemals tot sein, außer er ist gestorben …

Wenn sie als ein Leser dieser Zeilen also einen Anteil an einer Sicherheit
(in Form von Bankguthaben oder Banknoten) erarbeitet haben, können sie
sehr sicher sein, dass es ständig jede Menge Schuldner gibt, die dir für
diesen universellen Anteilsschein ihre Leistungen anbieten werden, um damit
Stück für Stück ihre Sicherheit aus dem Umlauf zu nehmen.

Und nicht vielleicht, dass man mit diesen „Anteil“ seine Schulden bezahlen kann. Nee, man kann mit diesen „Anteilen“ auch schöne Sachen kaufen – wie es im Debitismus ja so üblich ist.

Du missachtest bereits jeden Ansatz des Debitismus. Das mag ja dabei herauskommen, wenn man die Theorie der Ideologie unterordnet. Diese Untergangs-Mystik ist mir ohnehin völlig unverständlich. PCM hat einst wirklich wichtige Einsichten zutage gefördert. Geht es vielleicht darum, diese auf diese Weise zu verschütten? Es scheint gar nicht so abwegig, solches zu vermuten.

Wird Geld nur gedruckt, fehlen nämlich genau die Schuldner, die ständig
bereit sind, für diese Schuldscheine (zu ihrer Entschuldung) auch ihre
Leistungen anzubieten.

Ich hätte keines Falls ganz zu dieser Stelle deines Textes erst herunter springen müssen, um einmal mehr wahrlich abstruses zu finden. Mich interessiert hier lediglich der angesprochene Aspekt. Zunächst einmal gibt es nicht einfach nur „Geld“ sondern verschiedene Arten von Geld. Auch Staatsanleihen werden bekanntlich „nur gedruckt“ und können als Geld angesehen werden, aber diese sind keine Gesetzlichen Zahlungsmittel. Genauso werden auch Banknoten einfach nur gedruckt, denn schließlich „kaufen“ die Zentralbanken mal mehr und mal weniger Staatsanleihen, ohne damit irgend eine hier relevante Verpflichtung einzugehen – Zentralbanken sind keine Betriebswirte. Theorie und Empirie bestätigen gemeinsam die Wirkung des „gedruckten Geldes“: Krise => Geld Drucken => Krise weg. Wie wir inzwischen ettliche male gesehen haben. Was geschieht hier also wirklich? Staat und Notenbank gehören zusammen – es sind rechte Tasche und linke Tasche. Der Staat tauscht Geld ohne Zahlungsfähigkeit gegen zahlungsfähiges Geld. Genauso könnte der Staat auch die Staatsanleihen selbst zu Zahlungsmitteln erklären – wie es PCM übrigens in „Cash, Strategie gegen den Crash“ einst selbst angesprochen hat. Nun sind es aber die nicht-zahlungsfähigen, aber (und deshalb) verzinslichen Staatsanleihen, welche die Wirtschaft verrenten(wie es ausführlich in der „Krisenschaukel“ besprochen wird). Die Märkte werden durch das monetarisieren der Staatsanleihen in dem damit gesetzten Rahmen dekontaminiert – Staatsschulden werden weg-inflationiert. Das deshalb „Schuldner fehlen“ würden, die „ständig bereit sind zu leisten“ ist dabei wohl noch nie auffällig geworden. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, welcher Denkfehler für diesen Unsinn verantwortlich sein könnte. Würde der Staat also statt Staatsanleihen nur Gesetzliche Zahlungsmittel emittieren, dann hätte er keine Zinsen mehr zu leisten. Entweder könnte der Staat seinen Haushalt nach heutiger Lage um ca. ein Drittel herunterfahren, oder er würde seine Nachfrage erhöhen – oder eine Schattierung dazwischen freilich. Bei ersterer Variante würde der Staat KEINE weiteren Banknoten emittieren (Geld drucken). Im zweiten Falle würde der Staat zusätzliche Nachfrage induzieren und gemäß den Gesetzen von Angebot und Nachfrage den Preisspiegel anheben. Der Staat würde damit den Wert des Geldes senken, weshalb sich die Halter von Zahlungsmitteln lieber nicht auf diesem ausruhen sollten. Dem Schuldner würde er helfen, weil er den Sparer animiert sein Vermögen bei ihm einzusetzen. Den Investoren würde er animieren, weil die Preise steigen. Solange der Staat keine Defizite fährt, und auch die Noten-/Zentralbank ihre Bilanz nicht verlängert (was nämlich das selbe ist), ist keine nachhaltig über Null gehende Inflation zu erwarten. Die Wirtschaft stünde am Rande zur Deflation, und würde sicher über Kurz oder Lang in diese umschlagen. Bis dahin wäre alles Wirtschaften sicher zäh und beschwerlich. Eine dem Allgemeinwohl verpflichtete Politik würde sicher beständig zusätzliche Nachfrage induzieren, ohne sich zu verschulden, denn sie kann „Geld drucken“.

Nur nebenbei würde ein Staat ohne Schulden kaum vom Bankrott bedroht sein können, und ohne über Verschuldung emittierte Staatspapiere gibt es keine Verrentung, so wie auch der Staatsetat keinem Tzatziki-Effekt ausgesetzt wäre. Etwas darüber hinausgehendes hat PCM niemals beschrieben und alle angesprochenen Probleme wären mit Leichtigkeit gelöst. Waren sie aber auch schon von Beginn an, verg. „Goldene Lösung“, von der einige aber auch nicht gern zu sprechen scheinen.

Es gibt dann zwar staatliche Noten, die im Umlauf
sind, aber niemand ist gezwungen, selbige auch nachzufragen.

So oder so nicht, außer man hat Schulden, oder möchte welche machen. Dass die Leute aber nun aufhören zu Wirtschaften entspringt nur deiner aberwitzigen Logik, welche du gar noch mit Debitismus betitelst.

Jedenfalls
nicht über den Anteil von zu zahlenden Steuern hinaus.

Warum denn das? Ich würde kaum einmal die Annahme von Geld verweigern, sondern eher ob der Verhältnismäßigkeit der daran geknüpften Bedingungen. Wenn sich deine Ausführungen auf diese Vorstellung stützen, dann lachen doch die Hühner.

Aus genau
diesem Grund ist Vollgeld oder Freigeld ein völliger Unsinn.

Vollgeld ist Unsinn, weil dieses de fakto das Bankgeschäft abschaffen will. Eine Umlaufsicherung für Banknoten wäre hingegen leicht vorstellbar, ohne damit das bestehende monetäre System zu ändern. Dazu würde Die Notenbank einfach jedes Jahr eine neue Auflage von Banknoten emittieren – wie sie es ja gerade auch mit den 10 €-Noten gemacht hat. Die Geschäfts-Bank würde nun allerdings für den Umtausch eine Gebühr vom Kunden verlangen, und diese nun dem Staat überweisen. Steuern müssen wir so oder so bezahlen, und diese wäre eine durchaus zweckmäßige. Ansonsten wäre die Wirtschaft genauso „debitistisch“ wie zuvor.

Fazit:
Unser Geld hat eine enorm gute Struktur, die wirklich gut durchdacht und
in der Praxis auch sehr erfolgreich war.

Erfolgreich“ ist ein relativer Begriff, und der Maßstab den du hier ansetzt ist der, dass wir noch nicht alle in Höhlen hausen. Dieser Maßstab entspringt aber nur deiner Ideologie, welche du der Theorie überordnest.

Freiwillige Selbstversklavung durch Kreditaufnahme ist millionenfach
erfolgreicher als jegliche äußere Zwangsherrschaft.

Genau auf diese Ideologie musstest du nun auch die Theorie hin-biegen, nicht wahr?

Arbeitszwang gegen Bestrafung, wie sie bei feudalistischen Systemen oder
bei echten Sklavenhaltern vorkommt, ist dagegen aufwändig und teuer.

Teuer?

Erlaubt man den Menschen aber privates Eigentum zu besitzen, dass sie
beleihen dürfen und lässt sie dafür „schaffen gehen“, arbeiten sie
(scheinbar) nur aus eigenem Interesse und in eigener Verantwortung. Besser
kann ein System nicht funktionieren.

Ja, und gibt man ihnen vielleicht noch genügend zu essen und zu trinken, dann merken die gar nicht, dass sie hungern und dursten.

Wenn es da nicht unzählige andere natürliche Grenzen für das Wachstum
gäbe,

Das mit dem „Wachstum“ hätte ich bei dir auch wirklich überlesen haben können, aber meine Steuerung-F-Funktion zeigt mir den Begriff hier im Fazit zum erst mal auf. So geht das also.

wie z.B. die enorm gestiegene Steuerabschöpfung, wäre dieses
Schuldgeldsystem richtig toll. Nur weil diese übrigen Wachstumsgrenzen
aktuell überall erreicht werden oder wie in den USA bereits längst
überschritten wurden, stecken wir in den Schwierigkeiten, die wir alle
spüren.

Ja, das mit den „Wachstumsgrenzen“ hättest du vielleicht mal in deinem ellenlangen Beitrag erklären können, und nicht einfach so in das Fazit erst rein-mogeln.

Das Geldsystem ist gut, solange es nicht aus gesellschaftlichen
Gründen/Zwängen in der Endphase missbräuchlich genutzt wird.

Was für eine „Endphase“ also?

Korrekturen
am Geldsystem helfen deshalb kein bisschen weiter. In der Regel werden
solche Veränderungen nur Verschlechterungen sein.

Ja, dann können wir uns ja wieder hinlegen.

--
... in Wirklichkeit ist ... immer alles ganz anders, als es ... in Wirklichkeit ist ...


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