Geld, Gold und Wert
Hallo,
interessanter Beitrag und Diskussionen zum Thema Geld, Gold und Wert.
Ich sehe Geld sowohl als Schuldtitel wie auch als Forderung, und nur wenn Geld mit Gold gedeckt ist, wird Geld als Zahlungs- und Aufbewahrungsmittel dauerhaft akzeptiert. Denn der Wert des Geldes wird durch die im Laufe der Zeit aufgebauten Reserven, die der Deckung der ausgegebenen Schuldtitel dienen, bestimmt. Und diese Reserven müssen einen echten "Wert" haben.
1. Die das Geld in Form von Banknoten und Münzen ausgebende Stelle - die Zentralbank - ist der Schuldner dieses Geldes und verbucht dieses - wie jeder Kaufmann - auf der Passivseite der Bilanz (hier der Zentralbankbilanz). Der Eigentümer dieses Geldes (jeder Bürger mit Geldbeständen) hat eine Forderung gegen die Zentralbank. Das Geld ist damit ein ohne Fälligkeit bzw. ohne Rückzahlungstermin ausgegebener Schuldschein.
2. Der Wert des Geldes (der von der Zentralbank in Umlauf gebrachte Geldmenge) hängt vom Deckungswert (Wert der Aktiva der Zentralbankbilanz) und Zukunftsaussichten/Erwartungen an wirtschaftliche Entwicklung sowie politische Stabilität ab. Länder mit Exportüberschüssen haben über Jahre hinweg Reserven angehäuft (z.B. Deutschland). Vielfach wurden die Überschüsse in Gold und auch in fremde Währungen oder Anleihen angelegt. Der Wert von Anleihen des eigenen Staates (FED kauft US-Staatsanleihen) ist sehr fragwürdig. Aus meiner Sicht sind Anleihen der meisten westlichen Länder wegen der hohen Staatsverschuldung ein risikobehaftetes Investment. Daher bleiben Gold, Grund und Boden sowie gute Industriebeteiligungen die einzig echten Werte. Welche Zentralbank besitzt solche Werte in ihrer Bilanz?
3. Theoretisch geht mit der Ausgabe eines Schuldscheines eine Rücknahmeverpflichtung einher. Die Zentralbank muß das ausgegebene Geld zurücknehmen - nur gegen welchen Ausgleich? Die US-amerikanische Zentralbank FED hatte sich bis 1971 verpflichtet, Dollar-Banknoten gegen Ausgabe einer bestimmten Menge Goldes zurückzunehmen. Mit dem Zusammenbruch des Bretton Woods-Systems wurde diese Verpflichtung gestoppt, da die USA mehr Dollar ausgeben wollte und diese Vermehrung nur hätte vornehmen können, wenn sie gleichzeitig entsprechend Gold angekauft hätte. Dazu war sie nicht in der Lage oder sie hätte dadurch den Goldpreis stark in die Höhe getrieben. Frankreich hat damals sofort reagiert und sich mit Hilfe eines Kriegsschiffes den entsprechenden Goldanteil ihrer Dollar-Geldbestände aushändigen und nach Frankreich verschiffen lassen. Die Bundesbank hat sich eine ähnliche Gold-Heimholung nie getraut (dazu gibt es ein Dokument des damaligen Bundesbankpräsidenten = Großvater des jetzigen Commerzbank-Vorstandes Martin Blessing).
Ausgegebenes Geld ist somit ein Kredit. Kredit heißt übersetzt Vertrauen, und es bedeutet, daß der Gläubiger darauf vertraut, daß der Schuldner seine Schuld begleicht. Da es keine echte Golddeckung mehr gibt, muß der Geldbesitzer darauf vertrauen, daß das gegenwärtige System weiter funktioniert. In vielen Ländern (ex-Jugoslawien, Brasilien, Argentinien usw.) hat dieses auf reines Vertrauen basierte Geldsystem nicht funktioniert, so daß es früher oder später zu Währungsreformen kam. In der Weimarer Republik war die "Papier"-Mark durch die hohen Reparationszahlungen nicht mehr mit Gold unterlegt, und der wirtschaftliche Niedergang führte zu einem kompletten Vertrauensentzug des Deutschen Volkes in die Mark, worauf eine Hyperinflation und Flucht in Sachwerte stattfand. Erst mit der Unterlegung der neuen Renten-Mark mit "echten" Werten wie Industriebeteiligungen, Wälder,... konnte das Vertrauen zurückerlangt und die Hyperinflation gestoppt werden.
Das derzeitige Geldsystem ist ein Versuchsballon, da man jahrhundertelang mit Gold oder Silber bezahlt hat (entweder mit aus Gold oder Silber geprägten Münzen oder mit Geld, das durch Gold gedeckt wurde). Die aktuell ausufernde Staatsverschuldung und die damit einhergehende Geldvermehrung (Gelddrucken der Zentralbanken) hat den Goldpreis ansteigen lassen, auch wenn dieser seit 2 Jahren etwas rückläufig ist bzw. konsolidiert. Die umlaufende Geldmenge im Verhältnis zum Goldpreis hat sich nicht sehr verändert. Das heißt, daß der Markt, der den Goldpreis bestimmt, eine Golddeckung sehen möchte. Dies bezieht sich auf die USA, da der Dollar immer noch als Ankerwährung dient. Mehr als 40 Staaten haben diesen als Ankerwährung anerkannt und auf eine Golddeckung der eigenen Währung verzichtet und ihre Reserven nur in den US-Dollar investiert, da dieser bereits mit Gold unterlegt war. Seit 1971 ist der US-Dollar nicht mehr fest mit Gold gedeckt, so daß viele Staaten anfingen, Gold als Reserve aufzubauen.
Daher bleibt folgendes Fazit:
1. Ein Geldsystem ohne Deckung ist nicht nachhaltig und wird nicht dauerhaft überleben.
2. In der Regel werden Gold und Silber als Deckung benötigt. Denn Gold und Silber lassen sich aus heutiger Sicht nicht aus dem Nichts vermehren und genießen das Vertrauen der Menschen seit Jahrhunderten.
3. Geld ohne Gold hat auf lange Sicht nie funktioniert. Es kann nur in Volkswirtschaften funktionieren, in denen die Bürger sehr hohes Vertrauen dem System (Produktivität der Industrie, funktionierender Staatsapparat, gerechte Besteuerung, regelmäßige Steuereinnahmen des Staates, keine Korruption, keine Mißwirtschaft, keine Verwicklung in kriegerische Auseinandersetzungen, keine Seuchen usw.) entgegenbringen. Da sich das System und die Einflußfaktoren (interne und externe) im Laufe der Zeit ändern, wird ein Geldsystem ohne Gold immer auf wackligen Beinen stehen und auf lange Sicht nicht funktionieren.
4. Den Vertrauensverlust der Währungen - insb. des US-Dollars - läßt sich an dem seit 1971 gestiegenen Goldpreis ablesen. Mit dem Ende der Goldpreisbindung des Dollars war der künstlich fixierte Goldpreis von 35 Dollar pro Feinunze Geschichte. 1972 stand er bei ca. 50 Dollar, aktuell bei ca. 1.200 Dollar.
Viele Grüße
CWA