Gedanken dazu
Hallo Mephistopheles,
Ohne Schuldverhältnisse zwischen zwei Personen gibt es kein Geld. Hören
die Schuldverhältnisse auf zu bestehen, dann endet damit auch das Geld und
wird zu einem Stück Metall oder Papier.
So ist es. Ich denke, dass Azur nur an die Schuldverhältnisse denkt, die mit Geld bezahlt werden können. Das geht aus seinen Diskussionen zumindest hervor. Er verschließt sich davor, das System des Geldes zu beschreiben. Solche Forenmitglieder sind enorm wichtig, um an Erklärungen festzuhalten. Ich behaupte sogar, man müsste sie und den mitgebrachten Humor erfinden, wenn es sie nicht gäbe.
Dass das Geld selbst aus einem Schuldverhältnis begründet wird, kann erst nach folgender Überlegungung klar werden. Man blicke z.B. zu den Anfängen Karthagos, wo lange Zeit ohne Münzen/Banknoten gewirtschaftet wurde. Es waren anfänglich lediglich Schuldverhältnisse, die man untereinander einging, Schulden die man erfüllte und Schuldtitel die man abtrat.
Mit dem heutigen Geld hat man lediglich ein Instrument (eine Eigenschaft vertrauenswürdiger Schuldverhältnisse) geschaffen, dessen Funktion als Zahlungsmittel von einem Machthalter gewahrt wird. Jemand geht zu einer vom Machthalter kontrollierten Bank, erklärt dort, dass er ein Schuldverhältnis eingehen will (z.B. Grundstückskauf) und bittet die Bank um Vertrauen (Kredit). Es wird ein Kreditvertrag geschlossen, in dem sich beide Seiten Sicherheit hinsichtlich der Besicherung, der Laufzeit und der Konditionen verschaffen. Wie entsteht nun Geld? Der Kredittitel wird an die Zentralbank im Rahmen geldpolitischer Operationen verkauft, wobei gleichzeitig eine Rückkaufvereinbarung geschlossen wird. Im Gegenzug räumt die Zentralbank dem Kreditinstut ein Zentralbankguthaben ein, kann der Kreditnehmer Banknoten verlangen.
Nehmen wir an, dass die Zentralbank erst soeben vom Machthalter installiert wurde und noch kein geldpolitisches Geschäft mit ihr getätigt wurde. Wenn nun das erste geldpolitische Geschäft noch vor dem Abschluss steht, dann hat die Zentralbank noch nichts, was sie dem Kreditinstitut anschließend gutschreiben könnte.
Schatzkammerfans behaupten nun: Aber klar doch, die Schatzkammer ist voll mit Banknoten, die nur gedruckt werden müssen. Diese werden anschließend einfach den Kreditinstituten gutgeschrieben. Hurra und "Life is like a hurricane here in Duckburg"
Debitisten fragen nun: Warum aber bekommen diese Banknoten und Münzen erst durch und über die Laufzeit geldpolitischer Geschäfte ihren Wert, der sie bei der Zentralbank erst passivierungsfähig macht?
Die Antwort lautet: Weil etwas nur einen Wert hat, wenn es eine Person haben muss (also nicht hat) bzw. schuldet. Erst dadurch, dass jemand mit dem Kreditinstitut ein Schuldverhältnis eingeht, sich der Kreditnehmer dazu verpflichtet, eine bestimmte Geldsumme zurückzuzahlen, kann diese Geldsumme im Rahmen geldpolitischer Geschäfte überhaupt entstehen, passiviert werden. Es muss verstanden werden, dass Geld nichts dingliches ist, nichts was bereits vorhanden ist, bevor es gut geschrieben wird, sondern dass Geld lediglich eine Eigenschaft von solchen Schuldverhältnissen (Krediten) ist, deren Kredittitel (notenbankfähige Sicherheiten) die Zentralbank für einen fest vereinbarten Zeitraum anzukaufen bereit ist. Sie aktiviert die Rückkaufforderung und passiviert die Rückübertragungsverpflichtung. Und über diesen vertraglichen Zeitraum kann der Kreditnehmer jederzeit Beurkundungen (Banknoten) verlangen, die er zur Bezahlung von Schulden nutzt. Das Geld ist nicht diese Beurkundung der Zentralbank, sondern die Eigenschaft derjenigen Schuldverhältnisse (eine Geldsumme), für die Schuldtitel (notenbankfähige Sicherheiten) bei der Zentralbank hinterlegt wurden. Eine Geldsumme ist nicht lokalisierbar, da Eigenschaft von Schuldverhältnissen. Eine Geldsumme kann immer nur durch eine Gedankenerklärung (Urkunden, beurkundende Transaktionssysteme) ausgedrückt werden. Das ist der ganze Schleier um das heutige Geld und es ist nahezu unmöglich, sich dem Thema durch die vorhandene Literatur der staatlichen Zuchtstätten anzunähern. Diejenigen, die ihre Unterschriften unter die BuBa-Bilanz setzen oder im Hintergrund der großen Gesellschaften prüfen bzw. assistieren, wissen, wie es systemisch läuft. Alles was unterhalb aufwartet, ob nun Vorstandsebenen der Geschäftsbanken oder dortige Sachbearbeiter denken ausschließlich technisch.
Der Unterschied heutiger Staaten, in denen sich Geld auf Schuldverhältnisse bezieht, zu den frühen Zeiten Karthagos ist also, dass Schuldverhältnisse nicht mehr durch Rückgabe bzw. Abtretung von Schuldtiteln /Wechsel zum erlöschen gebracht werden, sondern heutzutage alle Schuldner und Gläubiger nach dem oben beschrieben Prozedere dazu verpflichtet sind, ihre Schulden mit solchen Schulden zu bezahlen, die Geldeigenschaft bieten (im alten Forum wurde öfters vom Geldcharakter gesprochen).
Herzlichst,
Ashitaka
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