Billiges Öl und Verschuldungsfähigkeit

el_mar, Samstag, 11.04.2015, 17:13 (vor 3588 Tagen) @ Morpheus16680 Views
bearbeitet von unbekannt, Samstag, 11.04.2015, 18:15

Das Geld-System darf m.E. nicht isoliert betrachtet werden.
Edit: Mephistopheles hat gerade vor mir im thread darauf hingewiesen (17.04 Uhr). Danke!

Es wurde ausgeführt, dass am Ende die Nachschuldner fehlen, um das sich aufschaukelnde System am Leben zu erhalten. Diese Nachschuldner müssen progressiv steigend produktiv wirtschaften um den steigenden Nachverschuldungsbedarf der jeweils letzen Verschuldungsrunde bewerkstelligen zu können. Das können Sie aber selbstredend nur mit den auf unserem begrenzten Planeten zur Verfügung stehenden Ressourcen. Ein Geldsystem ohne reale Rohstoffe, Energie und dadurch erzeugbare Güter macht keinen Sinn. Im Mittelpunkt steht dabei billiges Öl, welches die Produktivität ca. 200 Jahre lang buchstäblich befeuert und Flügel verliehen hat.

Wir haben jetzt einerseits eine Situation, bei der gesättigte Märkte, hochverschuldete Wirtschaftssubjekte und eine sau-teure Infrastruktur dafür sorgen, dass hohe Energiepreise für eine zunehmende Zahl von Grenznachfragern nicht mehr erschwinglich sind. Das gilt für ganze Nationen (failed states), die aus dem Verschuldungs-Spiel ausscheiden und für ganze Gesellschaftsgruppen (schrumpfende Mitte, z.B. verzichten immer mehr Menschen auf ein eigenes Auto).

Andererseits befinden sich die meisten leicht erreichbaren Ölfelder im Endstadium der Förderung. Fracking, Tiefseeförderung und tar sands als Ersatz dafür sind Beispiele für Fördermethoden, die einen hohen Ölpreis erfordern, den aber immer weniger Marktteilnehmer bezahlen können
(siehe oben). Das hat negative Auswirkung auf die nachfolgende Verschuldungsfähigkeit und wirkt deflationär. So wird viel (teures) Öl wohl einfach im Boden bleiben, die Verschuldungskette reißt ab, wenn diese Energiesklaven als Verschuldungsdoping nicht mehr verfügbar sind.
Bei den Frackern und deren Kreditgebern (und bei den Käufern daran gekoppelter Derivate) könnte es schon in den nächsten Monaten ein böses Erwachen geben.

Viele Konflikte, die derzeit aufflackern, haben ihre Ursache in der Verknappung billiger Energie und den daraus abgeleiteten Produktivitäts- und damit Verschuldungsproblemen.
Den Führern in Politik und Wirtschaft ist dieses sicher weitestgehend bekannt. Sie versuchen durch (Medien)-Manipulation, die Illusion aufrecht zu erhalten, dass Fracking und Konsorten das Problem lösen können. Das hat den Tom und Jerry-Moment bisher hinausgezögert. Länger als CM glaubte.

Es wird Geld gedruckt, dass den "Frackern" erlaubt, nochmals zu explorieren und zu entwickeln. Das QE führt aber nicht dazu, dass Joe Sixpack mehr in der Tasche hat. Deshalb kauft er das dann erzeugte teure Öl nicht. Folge: GO. Es werden sich dann nämlich nicht erneut Kreditgeber für Projekte ohne guten ROI finden lassen.

Das Verschuldungsspiel ließe sich befristet fortsetzen, wenn eine vergleichbare "Befeuerungsmöglichkeit" wie billiges Öl entdeckt würde.
Das ist aber nicht in Sicht. Alle sichtbaren Alternativen sind zu teuer und/oder haben nicht die Eigenschaften von Öl. M.E. haben auch hier in Forum noch viele User eine falsche Vorstellung von einer sich anbahnenden Lösung des "Billige-Energie-Problems".

Selbst wenn es gelänge, Ersatz zu beschaffen, wäre die Frist begrenzt, weil die Erde am Ende aufgrund der weiteren Erhitzung ein Limit setzt.

GO=

Wenn wir die fossile Vergangenheit nicht mehr hochpumpen können, scheitern wir beim Anpumpen der Zukunft!

Saludos

el mar

--
Ave Big Pharma, morituri te salutant


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