Ach Herrgott, jetzt bitte nicht wieder die Netto-Geld-Geschichten
Fall 1: Lässt die EZB neues Bargeld von der Druckerei zu ihrem Sitz
herankarren, ist der Schaden gering, da diese Banknoten noch kein
emittiertes Geld (Zahlungsmittel) sind.
Die Banknoten waren und werden auch nie Geld sein. Es sind Eurobanknoten, die eine Geldsumme beziffern und beurkunden, aber nicht Geld sind. Geldsummen können nicht lokalisiert werden, weil es Verhältnisse sind, die höchstens gebucht werden. Auch die Buchung ist nicht das Geld. Geld ist ein Schuldverhältnis (Kredit), dass durch geldpolitische Operationen auf Eurobanknoten beziffert werden kann, aber nicht muss.
Dieses Geld ist auch noch nicht
bilanziert.
Wird es nie. In der Bilanz der Zentral-/Notenbanken wird der Banknotenumlauf bilanziert, kein Geld. Die Druckerei schafft kein Geld, sondern Urkunden (Banknoten), die Geld beziffern können.
Fall 2: Lässt aber z.B. eine Geschäftsbank von ihrem Hauptsitz 1 Million
in Bar zu einer ihrer Filialen hinkarren, weil dort ein Kunde diese Summe
am nächsten Morgen abheben will, so sieht es ganz anders aus:
Das Transportunternehmen muss die verbrannte Summe der Bank ersetzen.
Stop: Die Frage, ob ein Schaden versichert ist, ist ein weiterer Sachverhalt, der der Frage, ob Geld durch die Vernichtung einer Eurobanknote verschwindet, ausweicht. Lass und ganz konkret bei dem Sachverhalt: "Eurobanknote ist verbrannt" bleiben. Welche Nichtbank wem den Schaden ersetzt, ist irrelevant.
Es
ist dafür sicher versichert. In diesem Fall hat die Versicherung den
ganzen Schaden und tatsächlichen Verlust (vgl. die GuV-Rechnung).
Ist das Unternehmen aber nicht versichert, dann ist es pleite und kann die
Summe der Bank nicht ersetzen. Vielleicht kann die Bank den Fuhrpark und
das Büro pfänden und die Sachen veräußern, und so doch noch an ihr Geld
kommen. Kann sie es nicht, so hat die Bank den ganzen Verlust und darf die
Summe abschreiben.
Völlig irrelevante Erweiterungen des interessanten Sachverhalts (Eurobanknote verbrannt).
Andere Fälle und Unfälle ließen sich konstruieren. Solch unpräzise
Fragen kann man nicht "allgemein gültig" beantworten.
Weil du hier nicht beim Thema bist, sondern den Sachverhalt umkreist. Lass uns einfach in dem Moment und den Fragen bleiben, was systematisch und technisch im Moment der Verbrennung einer Eurobanknote passiert. Ob Tante Frieda am Abend kein Brot kaufen kann, weil der Automat streikt oder das Transportunternehmen ihres Mannes bankrott ist, das ist für unsere Fragestellung irrelevant.
Das Geld geht deshalb nicht verloren (Bilanzsumme EZB unverändert).
Wie soll eine Summe auch verloren gehen? [/i]
Doch, das Geld (Zahlungsmittel) geht im Fall 2) Jemandem verloren, in
dessen Nominalhöhe.
Nicht das Geld, sondern die Eurobanknote. Geld ist im zweistufigen Zentralbanksystem keine Sache und kann auch nicht durch Verbrennung vernichtet werden. Die Passiva der EZB bleibt unberührt.
Die EZB kümmert es allerdings gar nicht. Die
umlaufende Geldmenge jedoch sinkt.
Die umlaufende Menge an Eurobanknoten, auf denen Geld beziffert ist, sie sinkt. Das ändert aber nichts an der Bilanzsumme der Zentralbank. Von der Geldsumme verschwindet dadurch keine Teilsumme. Und weil du hier in einem Debitistenforum bist schiebe ich auch gleich die Begründung hinter her: Denn dadurch verschwindet kein Schuldverhältnis (Kredit). Die geldpolitischen Geschäfte sind davon unberührt.
Die Funktionen des Geldes, sie sind erloschen.
Nein, das Zahlungsmittel, das Geld selbst, samt seiner "Funktionen", ist
erlöschen.
Nö, siehe oben.
Aber das geldpolitische Geschäft mit der EZB bleibt davon
unberührt. Oder muss man nur Banknoten verbrennen, um die EZB zur
sofortigen Rückübertragung der Pfänder zu zwingen?[/i]Richtig .. die EZB kümmert es nicht im geringsten. In der Bilanz der EZB
befindet sich zwar der Posten "Bargeld im Umlauf" (auf der Passivseite);
Hat sich dort nie befunden. In der Bilanz der EZB ist kein "Bargeld im Umlauf" passiviert, sondern der "Banknotenumlauf". Von Bargeld kann vielleicht in veranschaulichenden Erläuterungen oder Präsentationen die Rede sein, ganz sicher aber nicht auf der Passiva der Zentralbankbilanz.
die EZB weiss aber nicht, wieviel von dem herausgegebenen Bargeld noch
tatsächlich existiert.
Sie weiß nicht wieviele Eurobanknoten noch existieren und damit die Funktionen des Geldes (Zahlungsfunktion) ermöglichen.
Das erfährt sie frühestens nach der nächsten
Währungsreform, wenn alles noch vorhandene Bargeld zurückläuft. Es wird
garantiert viel weniger sein, als rausgegangen ist (vgl. EZB-Posten
"Bargeldumlauf).
Das ist richtig, obwohl das durch die Nummerierungen und Überwachungssysteme schon sehr gut nachvollzogen werden kann.
Die BuBa vermisst z.B. immer noch knapp 13 Milliarden DM in Bar:
http://www.welt.de/wirtschaft/article135738746/Wieso-noch-12-9-Milliarden-D-Mark-im-Uml...
Jepp.
Die kommen auch nicht zurück, da nicht mehr existent. Sie sind
untergegangen mit Schmuglerbooten u.ä., landeten teils mit dem Sperrmüll
in der Verbrennungsanlage usw.. Alte und kranke Menschen verstecken oft
Bargeld im Sofa oder Sessel, oder in der Matratze eingenäht.
Mag sein.
Und noch was: Bargeld ist sog. Netto-Geld. Jetzt dürft Ihr raten,
was das zu bedeuten hat.
Ich rate nicht, ich gähne bei solchen Sätzen.
Gute Nacht,
Ashitaka
--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.