Organismus, Hierarchie & Sinn von Theorienbildung ..
Hi @Zara, @Ashitaka und andere,
möchte mich hier nur kurz einklinken:
Organismus nicht verstanden. In Deinem Organismus gibt es wettstreitendes Wollen der Unterorganismen.
Dem stimme ich zu .. ist es doch alltägliche Selbsterfahrung.
Deren gemeinsamer Wille determiniert Deine Aktion/Agitation.
Na nun, hier wird es etwas komplexer: Wenn es ja doch "wettstreitendes Wollen diverser Unterorganismen" gibt (vgl. Organe, Zellen, Staatsbürger), was ich ja sofort bejahe, dann gibt es sehr oft eben keinen "gemeinsamen Willen und gemeinsame Aktion", trotz dem äußerlichen Anschein, sondern "Einer" oder "eine Gruppe" (der/die stärker ist als andere) setzt sich durch. Ist es auf die Dauer fast immer "die gleiche Gruppe", was ich ebenfalls bejahe (selbst wenn sie die anderen hin und wieder berücksichtigt), so kann hier von einer mehr oder weniger starken Zentralinstanz oder Zentralmacht (vgl. Regierung) gesprochen werden .. auch im menschlichen Körper oder "außerhalb desselben", nämlich in der sich selbstbewussten Seele (wie in meinem Fall " />. "Mein Volk" gehorcht mir allerdings nicht immer).
Dass eine einzelne Zelle nicht allzuviel zu melden hat, versteht sich von selbst.
Das möchte ich in Frage stellen: Die Organe und Zellen meines Organismus scheinen mir nicht "gleich stark" oder "gleich durchsetzungsfähig" zu sein. Sie werden nicht immer, sondern eher sehr selten (falls überhaupt) gleichermaßen bei den resultierenden Entscheidungen und Handlungen des Organismus als Ganzes (Person) berücksichtigt. Dies ist ja gerade die Ursache vieler Krankheiten, körperlicher wie seelischer. Auch gibt es gerade hier starke individuelle Unterschiede zwischen den Menschen .. was auch als Grad der Integration und Harmonisierung aller Teile oder des inneren Gleichgewichts ("Grad von Demokratie", vgl. auch Solidarität) innerhalb eines Organismus bezeichnet werden.
Aber mit Zentralmacht hat ein Organismus nichts zu tun.
Hier möchte ich deutlich widersprechen: Jeder echte Organismus ist doch irgendwie hierarchisch organisiert bzw. aufgebaut .. auch eine Gesellschaft mit direkter Demokratie. Es gibt darin Entscheidungsträger und Entscheidungsempfänger (Umsetzer) .. so auch im menschlichen Körper. Ich halte deshalb einen Vogel- oder Fischschwarm, ein Wolfs-/Löwenrudel oder eine Büffelherde nicht für einen echten Organ'Ismus (= Organ'Bildung), sondern für eine evolutionäre Vorstufe dazu. Dafür ist der Organisationsgrad zu niedrig. In einem echten Organismus (z.B. auch Ameisenstaat) findet bereits eine Funktions- oder Arbeitsteilung zwischen Organen (Gruppen von Individuen) statt .. so auch in der modernen menschlichen Gesellschaft.
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Noch etwas zum Thema Theorienbildung:
Wie viel ist eine Theorie wert (für irgend Jemanden), welche weder beweisbar noch widerlegbar ist und zudem keinerlei praktischen Nutzen vermittelt? Meine Antwort ist: Nichts. Eine solche Theorie ist zugleich sinnlos, denn: Nutzen = Sinn (für irgend jemanden natürlich).
Was ist das aber, der praktische Nutzen oder Sinn einer Theorie (?): Es eröffnet den Menschen, wennauch zunächst nur theoretisch und potentiell, neue Handlungs- und Entwicklungsmöglichkeiten (Optionen), welche vor der Entstehung der Theorie nicht wahrgenommen oder gedacht wurden bzw. werden konnten .. sowohl in der Wissenschaft, als auch später im täglichen Leben der Menschen.
Eine solche Theorie, welche neuen praktischen Nutzen erschließt, kann auch als "Entdeckung" bezeichnet werden; sie verändert das Leben und Handeln der Menschen, zumindest aber das der Wissenschaftler. Sobald ihre Wenn-Dann-Vorhersagen objektiv und statistisch "signifikant zutreffen", erhält sie den Status von Wissen (= empirische Wahrscheinlichkeiten) .. welches allerdings immer nur vorläufig oder vorübergehend sein kann.
Noch ein Vergleich: Eine sinnvolle, d.h. eine beweisbare und nützliche Theorie kommt einer Straßenkarte recht nahe: Diese bildet die Realität dermaßen konkret und zuverlässig ab (mittels Wort, Bild und/oder Formel), dass mensch darauf schauend locker über Tausende Kilometer fahren und fast beliebige Ziele in allen Himmelsrichtungen erreichen kann .. nachdem mensch evtl. vorher seine Route anhand der Karte genau geplant hatte. Mensch kann damit gar eine Weltreise planen und wie geplant realisieren, welche über Monate, Jahre oder das ganze Leben andauert.
Erfüllt auch deine Theorie wenigstens annähernd solche Gütekriterien?
Gruß, Beo2