Willkommen zurück aus dem Postfaktischem ;-)
Hallo Morpheus,
deine Sachbeiträge sind mir nämlich lieb und teuer.
Die in Trumps Rede dokumentierte wichtige Außen- und Friedenspolitik
finde ich gut und richtig und ich kann mich seiner sehr vernünftigen
Sichtweise nur anschließen. Wenn es funktioniert und Amerika wieder durch
wahre Größe und als echtes Vorbild führen könnte, dann wäre das
wirklich toll. Es wäre den Amerikanern zu gönnen und der Welt und
insbesondere Europa zu wünschen.
Es bleibt hier abzuwarten, ob diese, unter den gegebenen Umständen, tatsächlich recht vernünftigen Sichtweisen in der Realität auch so umgesetzt werden. Die USA hat weltweit viel Vertrauen verspielt in den letzte 15 Jahren. Das lässt sich nicht über Nacht wieder herstellen.
Warum die Europäer ihre Chance nicht beim Schopf ergreifen, ist mir nicht
klar. Jetzt fehlt ein Helmut Kohl, der nach der Fall der Mauer sehr schnell
und pragmatisch gehandelt hat. Das war Führung im besten Sinne. Dass er
später auch viel falsch gemacht hat, ist offensichtlich. Nur hat er den
Kopf nicht in den Sand gesteckt, wie es gerade die gesamte Europäische
Führungsriege tut. Schade, aber betrifft mich nicht.
Ich sehe bei den jetzigen, in Verantwortung stehen Führungspersönlichkeiten in Europa niemanden, der auch nur ansatzweise eine eigenständige Europapolitik formulieren, geschweige denn auf den Weg bringen könnte.
Jetzt zu Trumps Konzepten um "Amerika wieder großartig zu machen".
Die sehe ich mit meinen volkswirtschaftlichen Kenntnissen, die ich
weitgehend dem Forum und im speziellen dottore verdanke, doch sehr
kritisch.Für Europa und insbesondere Deutschland könnte es mMn nach nur günstig
sein. Stets und ständig hat Deutschland mit seinen Maschinenbauern die
Industrien in aller Welt aufgebaut. Warum nicht zur Abwechslung mal wieder
in Amerika nach dem China gerade ziemlich schwächelt. Also auch hier erst
mal positiv denken.
Zustimmung.
Auch im Bereich Autozulieferer sehe ich lange keine
Probleme.
Da bin ich weniger optimistisch. Die Autoindustrie war in Amerika eine riesige Jobmaschine. Wenn Trupp auch diese Arbeitsplätze wieder erschaffen möchte, geht das nur, wenn er die amerikanischen Autobauer mit Zuckerbrot (Steuerleichterungen) und Peitsche (Strafsteuern) zur Rückkehr in die USA veranlasst und parallel dazu ausländische Autobauer mit Einfuhrzöllen belastet. Die gesamte Ausfuhr deutscher Waren in die USA besteht zu 30 % aus KFZ.
Was wir hier im Forum wissen, der Debitismus erfordert zwingend ein
dauerhaftes Wachstum. Das will der gute Trump ja auch. Er will es sogar
verdoppeln. Nur wo führt denn das Wachstum hin über die Jahre. Von
kleinen Unternehmen zu großen Konzernen und von Staaten zu
Staatenbündnissen oder Bundesstaaten.Um wirkliches Wachstum zu generieren müssen bei solchen
Konzentrationsprozessen natürlich Synergien gehoben werden, was zu den von
Trump beklagten Arbeitsplatzverlusten führt. Die USA haben da schon vor
Jahrzehnten zunächst auf schnell und einfach verdientes Geld als
Alternative zum harten Industriegeschäft gesetzt und anschließend auf
private Verschuldung. Sie sind damit auch hervorragend gefahren. Das
Handelsdefizit ist ein Zeichen von Stärke solange die Währung das trägt
und hier ist die Sicht von Trump meiner Meinung nach wirklich witzig
anzusehen. Die Amerikaner erhalten jetzt schon seit Jahrzehnten mehr Waren
und Dienstleistungen als sie sich leisten können. Sie leben also weit
über ihrem tatsächlichen Leistungsvermögen. Wenn das ausgeglichen wird
stellen sie sich bereits nur dadurch deutlich schlechter als bisher. Ob das
nun so großartig wird, wage ich doch zu bezweifeln.
Inwiefern schlechter, hier kann ich dir nicht folgen.
Auch wenn er amerikanische Unternehmen mittels der Steuerpolitik zwingen
Zwingen nicht, sondern er will es ihnen so schmackhaft (Rendite) machen, dass sie es freiwillig tun.
will wieder mehr Arbeitsplätze in den USA zu schaffen, dann müssen die
Waren auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig bleiben.
Erst mal müssen sie im Inland konkurrenzfähig sein oder gemacht werden. Der amerikanische Binnenmarkt ist ja nun nicht gerade klein.
Das bedeutet entweder
hohe Automatisierung (gut für deutsche Maschinenbauer) oder niedrige
Löhne.
Oder niedrige Steuern. Das Modell Irland lässt grüßen.
Letzteres ist nicht so großartig und ersteres schafft eben kaum
Arbeitsplätze. Oder er verzichtet auf wirkliche Konkurrenzfähigkeit und
schützt die amerikanisch produzierten Waren durch Zölle.
Auch damit.
Das würde dann
allerdings das Leben für ein Land das mehr konsumiert als herstellt,
Was ja geändert werden soll.
auch
deutlich höhere Einkaufspreise bedeuten. Und dann müssten die Löhne
weiter steigen, um den Lebensstandard zu halten, was die
Konkurrenzfähigkeit vermindert, die Zölle steigert. Das ist eine
Aufwärtsspirale, die nur kurzfristig mal ein paar Vorteile für einzelne
Gruppen bringt.
Ja, zu Beispiel für die, die jetzt keinen Job haben.
Bereits mittelfristig wird es für die Amerikaner deutlich
schwieriger ihren hohen Lebensstandard zu bezahlen. Denn zukünftig können
sie sich nicht mehr die günstigsten und besten Produkte aus aller Welt
beschaffen sondern müssen für schlechte US-Waren auch noch Höchstpreise
bezahlen. Nichts was wirklich großartig wäre.
Den Unmut darüber könnte man mit nationalen Begleitprogrammen, kauft Made in USA, einige Zeit begleitend abfedern.
Wer keinen Job hat, sondern nur Essensmarken bekommt, wird sich darüber eh keine Gedanken machen.
Die Infrastruktur hat es wirklich nötig. Nur auch hier hatte ich vor
langer Zeit einmal aufgezeigt, dass sich diese zu den heutigen hohen
Lohnkosten eben nicht mehr neu erstellen lässt. Das geht genau einmal. Der
Link ist in meiner Signatur enthalten. Die Anforderungen an die
Infrastruktur sind heute so hoch, dass das Geld einfach nicht aufgebracht
werden kann. Oder er muss es vorher im vollen Umfang den Bürgern aus der
Tasche ziehen und ob die das nun wieder so großartig finden, sei
dahingestellt.
Hier soll wohl seine Aufforderung an die anderen Nato-Mitglieder greifen, sich finanziell stärker als bisher zu engagieren.
Mit den dadurch frei werden Mitteln ließe sich wahrscheinlich einiges machen.
Und die aktuell sehr niedrigen Zinsen sind ein sehr großer Anreiz sich weiter zu verschulden.
Dieser Plan scheint mir, was die Beschaffung von Jobs angeht, noch die größten Aussichten auf Erfolg zu haben. Vom Bauen versteht er ja wohl was. " />
Die Schulden und die Zinsen sind ein großes Problem. Denn die Zinsen
lassen sich bei diesen Schulden nicht mehr erhöhen. Weil nur durch die
dann erhöhten Zinszahlungen massig Geld fehlen würde, um wenigstens etwas
Geld für die Infrastruktur frei zu bekommen. Die niedrigen Zinsen sind
allerdings ein gigantisches Problem für die normalen Banken, die ihr
Geschäft nicht durch das Abzocken ihrer Kunden ala Goldman Sucks verdienen
können.
Ich könnte mir vorstellen, dass wir den Tiefpunkt bei den Zinsen gesehen haben.
Das Schuldenproblem aus der Welt zu schaffen würde auch noch
einige anderen Probleme lösen.
Dazu wird es so oder so kommen müssen.
Was Trump dafür machen könnte, wäre die von dottore vorgeschlagene
"Goldene Lösung" anwenden. Klar gesagt. Das ist keine dauerhafte Lösung
sondern nur eine weitere Form des Can-kicking. Aber wir wissen. Staat ist
immer nur Can-kicking, also warum nicht noch ein paar Jahre gewinnen.Die Grundidee ist die, den Goldpreis so hoch anzusetzen, dass mit dem Gold
alle Schulden getilgt werden können. Dann ist das Gold zwar futsch, aber
das ist meiner Meinung nach kein Problem. Wenn man das Gold nicht mehr
braucht, fällt der Preis so oder so wieder und dann kann man es ggf.
langfristig günstig wieder zurückkaufen.Wie könnte so etwas ausgestaltet werden, der Staat kauft Schulden von
Unternehmen und Banken auf, in dem er sich weiter verschuldet. Das was die
westlichen Zentralbanken jetzt schon einige Zeit machen. Dann hat man einen
Schuldenstand S und eine Goldmenge G. Der Goldpreis pro Unze wird jetzt so
festgelegt,
Du sprichst jetzt von einer Gemeinschaftsaktion der wichtigsten Notenbanken weltweit?
dass die Goldmenge G den kompletten Schuldenstand tilgen kann.
Anstatt die Schulden immer wieder durch neue Schulden zu ersetzen, werden
die Schuldner jeweils abschließend mit Gold bezahlt. Dann sind die
Schulden alle weg, das Gold zwar auch, aber die USA könnten in etwa da
anfangen, wo sie schuldentechnisch nach dem WKII auch standen. Also am
Anfang eines neuen debitistischen Zyklus, denn der Staat könnte die
aufgekauften Schulden, den Unternehmen und Privatleuten einfach "schenken",
sie einfach ausbuchen. Motto: Glück gehabt. Amerika is great again!
Das kann ja nur in einer Gemeinschaftsaktion weltweit gehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Chinese und Russen da mitmachen.
Für die USA und die US-Bürger wäre es toll. Für die ganzen Halter von
US-Bills und Bonds nicht ganz so sehr. Sie würden relativ wenig Gold für
ihre Schuldscheine bekommen. Aber wenigstens etwas. Denn eines ist klar.
Mittelfristig würde Gold wieder so wertlos werden, wie es im Jahr 2000 mal
wahr. Klar wäre auch eine erneute Verschuldung im großen Stil erst einmal
nicht so einfach. Das ist aber niemals anders am Anfang eines neuen
Kreditzyklus. Und in sofern ist es nicht kritisch. Denn im kleinen könnte
es dadurch auch alles erst einmal wieder besser funktionieren.Noch einmal lässt sich der Trick wahrscheinlich nicht durchziehen. Also
würde der Dollar so oder so massiv unter der Aktion leiden und würde
abwerten.
Dass würde aber die US-Unternehmen wieder konkurrenzfähiger
machen. Machen ja auch die Chinesen immer so. Die USA können das nur
leider nicht machen. Die vielen Militärbasen und damit Kosten in aller
Welt machen es schwierig.
Währungsdrückung. Eine Wirtschaftsmaßnahme, die weiter oben noch Erwähnung hätte finden müssen. Die Äußerungen Trumps in Richtung China, die Währung dort nicht weiter zu schwächen, gehen eindeutig in diese Richtung.
LG
siggi