Volkswirtschaft ist keine einfache Sache und das macht die Zukunft kompliziert (msvT)

Morpheus ⌂, Freitag, 11.11.2016, 02:57 (vor 3010 Tagen) @ mabraton12920 Views

Hallo mabatron,

die Gettysburg-Rede ist hier auch auf deutsch nach zu lesen und ich finde die Rede gut und sie wird auch gut kommentiert.

https://nocheinparteibuch.wordpress.com/2016/04/29/das-aussenpolitische-konzept-von-donald-trump-uebersetzt-auf-deutsch/

NochEinParteibuch ist eine Seite, die mir gefällt. Insbesondere die Meldungen zu Syrien sind stets sehr aktuell, aber auch die Beiträge zur US-Wahl stimmen mit meiner Sicht weitgehend überein.

Die in Trumps Rede dokumentierte wichtige Außen- und Friedenspolitik finde ich gut und richtig und ich kann mich seiner sehr vernünftigen Sichtweise nur anschließen. Wenn es funktioniert und Amerika wieder durch wahre Größe und als echtes Vorbild führen könnte, dann wäre das wirklich toll. Es wäre den Amerikanern zu gönnen und der Welt und insbesondere Europa zu wünschen.

Warum die Europäer ihre Chance nicht beim Schopf ergreifen, ist mir nicht klar. Jetzt fehlt ein Helmut Kohl, der nach der Fall der Mauer sehr schnell und pragmatisch gehandelt hat. Das war Führung im besten Sinne. Dass er später auch viel falsch gemacht hat, ist offensichtlich. Nur hat er den Kopf nicht in den Sand gesteckt, wie es gerade die gesamte Europäische Führungsriege tut. Schade, aber betrifft mich nicht.

Was wäre, wenn Deutschland zum Beispiel als Ziel formulieren würde seine Souveränität zurück zu erhalten. Ich denke mit Trump könnte das gehen. Die Engländer würden zwar abkotzen und die Franzosen wahrscheinlich auch, aber so richtig offen was dagegen sagen würden sie als Partner in Europa wahrscheinlich nicht, wenn denn die USA zustimmungsbereit wären. Und für Trump wäre Deutschland als echter Partner hilfreicher, denn nur als eine verdeckte Kolonie, die natürlich geführt werden muss. Ressourcen, die Amerika verloren gehen.
Klar sollte man das lieber zunächst diskret handhaben. Offen geführt bringt diese Diskussion wenig. Ich frage mich jedoch, ob Merkel oder Schäuble überhaupt autark sein wollen. Die von der SPD sicher schon gar nicht und auch die Grünen wären mit Clinton sicher glücklicher gewesen als mit Trump.

Jetzt zu Trumps Konzepten um "Amerika wieder großartig zu machen".

Die sehe ich mit meinen volkswirtschaftlichen Kenntnissen, die ich weitgehend dem Forum und im speziellen dottore verdanke, doch sehr kritisch.

Für Europa und insbesondere Deutschland könnte es mMn nach nur günstig sein. Stets und ständig hat Deutschland mit seinen Maschinenbauern die Industrien in aller Welt aufgebaut. Warum nicht zur Abwechslung mal wieder in Amerika nach dem China gerade ziemlich schwächelt. Also auch hier erst mal positiv denken. Auch im Bereich Autozulieferer sehe ich lange keine Probleme. Solange jedenfalls sich die Elektro-Autos nicht durchsetzen.

Was wir hier im Forum wissen, der Debitismus erfordert zwingend ein dauerhaftes Wachstum. Das will der gute Trump ja auch. Er will es sogar verdoppeln. Nur wo führt denn das Wachstum hin über die Jahre. Von kleinen Unternehmen zu großen Konzernen und von Staaten zu Staatenbündnissen oder Bundesstaaten.

Um wirkliches Wachstum zu generieren müssen bei solchen Konzentrationsprozessen natürlich Synergien gehoben werden, was zu den von Trump beklagten Arbeitsplatzverlusten führt. Die USA haben da schon vor Jahrzehnten zunächst auf schnell und einfach verdientes Geld als Alternative zum harten Industriegeschäft gesetzt und anschließend auf private Verschuldung. Sie sind damit auch hervorragend gefahren. Das Handelsdefizit ist ein Zeichen von Stärke solange die Währung das trägt und hier ist die Sicht von Trump meiner Meinung nach wirklich witzig anzusehen. Die Amerikaner erhalten jetzt schon seit Jahrzehnten mehr Waren und Dienstleistungen als sie sich leisten können. Sie leben also weit über ihrem tatsächlichen Leistungsvermögen. Wenn das ausgeglichen wird stellen sie sich bereits nur dadurch deutlich schlechter als bisher. Ob das nun so großartig wird, wage ich doch zu bezweifeln.

Auch wenn er amerikanische Unternehmen mittels der Steuerpolitik zwingen will wieder mehr Arbeitsplätze in den USA zu schaffen, dann müssen die Waren auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig bleiben. Das bedeutet entweder hohe Automatisierung (gut für deutsche Maschinenbauer) oder niedrige Löhne. Letzteres ist nicht so großartig und ersteres schafft eben kaum Arbeitsplätze. Oder er verzichtet auf wirkliche Konkurrenzfähigkeit und schützt die amerikanisch produzierten Waren durch Zölle. Das würde dann allerdings das Leben für ein Land das mehr konsumiert als herstellt, auch deutlich höhere Einkaufspreise bedeuten. Und dann müssten die Löhne weiter steigen, um den Lebensstandard zu halten, was die Konkurrenzfähigkeit vermindert, die Zölle steigert. Das ist eine Aufwärtsspirale, die nur kurzfristig mal ein paar Vorteile für einzelne Gruppen bringt. Bereits mittelfristig wird es für die Amerikaner deutlich schwieriger ihren hohen Lebensstandard zu bezahlen. Denn zukünftig können sie sich nicht mehr die günstigsten und besten Produkte aus aller Welt beschaffen sondern müssen für schlechte US-Waren auch noch Höchstpreise bezahlen. Nichts was wirklich großartig wäre.

Die Infrastruktur hat es wirklich nötig. Nur auch hier hatte ich vor langer Zeit einmal aufgezeigt, dass sich diese zu den heutigen hohen Lohnkosten eben nicht mehr neu erstellen lässt. Das geht genau einmal. Der Link ist in meiner Signatur enthalten. Die Anforderungen an die Infrastruktur sind heute so hoch, dass das Geld einfach nicht aufgebracht werden kann. Oder er muss es vorher im vollen Umfang den Bürgern aus der Tasche ziehen und ob die das nun wieder so großartig finden, sei dahingestellt.

Die Schulden und die Zinsen sind ein großes Problem. Denn die Zinsen lassen sich bei diesen Schulden nicht mehr erhöhen. Weil nur durch die dann erhöhten Zinszahlungen massig Geld fehlen würde, um wenigstens etwas Geld für die Infrastruktur frei zu bekommen. Die niedrigen Zinsen sind allerdings ein gigantisches Problem für die normalen Banken, die ihr Geschäft nicht durch das Abzocken ihrer Kunden ala Goldman Sucks verdienen können. Das Schuldenproblem aus der Welt zu schaffen würde auch noch einige anderen Probleme lösen.

Was Trump dafür machen könnte, wäre die von dottore vorgeschlagene "Goldene Lösung" anwenden. Klar gesagt. Das ist keine dauerhafte Lösung sondern nur eine weitere Form des Can-kicking. Aber wir wissen. Staat ist immer nur Can-kicking, also warum nicht noch ein paar Jahre gewinnen.

Die Grundidee ist die, den Goldpreis so hoch anzusetzen, dass mit dem Gold alle Schulden getilgt werden können. Dann ist das Gold zwar futsch, aber das ist meiner Meinung nach kein Problem. Wenn man das Gold nicht mehr braucht, fällt der Preis so oder so wieder und dann kann man es ggf. langfristig günstig wieder zurückkaufen.

Wie könnte so etwas ausgestaltet werden, der Staat kauft Schulden von Unternehmen und Banken auf, in dem er sich weiter verschuldet. Das was die westlichen Zentralbanken jetzt schon einige Zeit machen. Dann hat man einen Schuldenstand S und eine Goldmenge G. Der Goldpreis pro Unze wird jetzt so festgelegt, dass die Goldmenge G den kompletten Schuldenstand tilgen kann. Anstatt die Schulden immer wieder durch neue Schulden zu ersetzen, werden die Schuldner jeweils abschließend mit Gold bezahlt. Dann sind die Schulden alle weg, das Gold zwar auch, aber die USA könnten in etwa da anfangen, wo sie schuldentechnisch nach dem WKII auch standen. Also am Anfang eines neuen debitistischen Zyklus, denn der Staat könnte die aufgekauften Schulden, den Unternehmen und Privatleuten einfach "schenken", sie einfach ausbuchen. Motto: Glück gehabt. Amerika is great again!

Für die USA und die US-Bürger wäre es toll. Für die ganzen Halter von US-Bills und Bonds nicht ganz so sehr. Sie würden relativ wenig Gold für ihre Schuldscheine bekommen. Aber wenigstens etwas. Denn eines ist klar. Mittelfristig würde Gold wieder so wertlos werden, wie es im Jahr 2000 mal wahr. Klar wäre auch eine erneute Verschuldung im großen Stil erst einmal nicht so einfach. Das ist aber niemals anders am Anfang eines neuen Kreditzyklus. Und in sofern ist es nicht kritisch. Denn im kleinen könnte es dadurch auch alles erst einmal wieder besser funktionieren.

Noch einmal lässt sich der Trick wahrscheinlich nicht durchziehen. Also würde der Dollar so oder so massiv unter der Aktion leiden und würde abwerten. Dass würde aber die US-Unternehmen wieder konkurrenzfähiger machen. Machen ja auch die Chinesen immer so. Die USA können das nur leider nicht machen. Die vielen Militärbasen und damit Kosten in aller Welt machen es schwierig.

So, wie immer bin ich auf Rückmeldungen gespannt.

Was haltet ihr von Trumps Ideen zur Wirtschaft. Was von der "goldenen Lösung". Enthält die einen Denkfehler?

Grüße
Morpheus

PS: konnte leider nur flüchtig durchlesen, keine Zeit.

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