Machttheorie & sog. Politische Ökonomie

Beo2, NRW Witten, Freitag, 08.01.2016, 12:51 (vor 3317 Tagen) @ Ostfriese7478 Views
bearbeitet von unbekannt, Freitag, 08.01.2016, 13:16

Hallöchen Ostfriese!

Ich bin sehr überzeugt, dass eine Pause und schöpferischen Phase innerhalb eines Rückzuges und Wiederkehr für Dich und manche andere Vielschreiber (Rede ohne Antwort) des Forums etwas Wundervolles sein werden,

Ja, danke für deinen guten Hinweis. Ich wollte nur die begonnene Diskussion zu einem vorläufigen Abschluss bringen, weil ich das Gefühl hatte, dass da noch mehr an wichtigen Gesichtspunkten drin ist. Nun ist die Diskussion zu einem vorläufigen Abschluss gekommen und ich kann hoffentlich im Forum wieder etwas zurücktreten. Bei dieser Diskussion ging es immerhin um gewisse Grundannahmen und Schlussfolgerungen des hier vertretenen Debitismus, die ich vollständig durchdringen möchte. Ich ziehe allerdings eine Diskussion darüber einem Buch immer vor. Mein vorläufig letzter Aufsatz dazu war dieser:
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=388367

wo ich zum Schluss auch ausrief: "Der Kaiser hat doch nichts an!". Interessenterweise ist, im Gegensatz zu der "wahren" Geschichte von H. Christian Andersen, bis jetzt Niemand öffentlich in Gelächter ausgebrochen, außer mir natürlich. Nun ja .. was will uns das sagen?

um das persönliche punctum („Das ist es!“ oder „So, ja, so, und weiter nichts“) in einem konzentrierten und erhellenden Studium der Klassiker des Debitismus zu erleben – als: Es hat „Klick“ gemacht, „jetzt ist der Groschen gefallen“ und juchhu es ist verstanden und kapiert worden.

Bin immer noch dabei, den Debitismus zu studieren. Halte mich sogar selbst für einen Debitisten.

Der hier vertretene Debitismus steht und fällt mit seinen Prämissen. Dass der Zins grundsätzlich fehlt und ein nachhaltiges Wirtschaften ohne ständiges Schuldenwachstum verhindern muss, habe ich widerlegt. Desweiteren habe ich widerlegt, dass der Staat sich notwendigerweise und ausschließlich bei Privatbanken gegen Zins verschulden muss. Das sind schon zwei zentrale Prämissen des Debitismus, die ich einwandfrei widerlegt habe.
Dass es keine positive Alternative zum heutigen System gäbe, außer der Wiederholung desselben vom Anfang an, ist eine weitere Prämisse oder Schlussfolgerung. Ich halte dies für reine Ideologie, die bestimmten Interessen folgt und keine realen Grundlagen hat.

Ich habe den Eindruck, dass Dir die Machttheorie des Geldes von Paul C. Martin gar nicht bekannt ist.
http://www.miprox.de/Wirtschaft_allgemein/Macht-der_Staat-Eigentum.htm
http://www.miprox.de/Wirtschaft_allgemein/Martin-Symp.pdf

Ich habe mir bereits eine Machttheorie erarbeitet und lese aufmerksam, was die Debitisten dazu zu sagen haben. Übrigens, auch in diesem Forum wird Macht einer Zentralinstanz ausgeübt. Wie Du siehst, sehe auch ich überall Machtausübung und Machtverteilung.
Mein Wissen darüber betrachte ich immer als vorläufig und unvollständig. Das ist die wissenschaftliche Methode, wie ich sie gelernt habe: Alle Behauptungen in Frage stellen und konsequent überprüfen.

Ich habe das Phänomen Macht mein Leben lang ausgiebig studiert, im Tierreich und im Menschenreich, auch die des Staates und der Religion/Kirche .. was mich schließlich auf das Konzept der dezentralen Machtverteilung in der Direkten Demokratie brachte. Das kam nicht von heute auf morgen. Die Tragweite und Ausarbeitung dieses Konzepts verdient m.M.n. die größte Beachtung.
Habe den Debitisten bezüglich der heutigen und gestrigen Machtverteilung auch nicht widersprochen, da sie das gegenwärtige politische System zutreffend beschreiben. Darin sind wir uns weitgehend einig. Diese Systeme bezeichne ich gerne als die "Alphatier-Systeme", die nicht wirklich demokratisch sein können und ein "menschliches" Anachronismus aus alten Zeiten der Evolution darstellen. Echte Demokratie kommt in der Natur gar nicht vor; sie ist eine geistige Errungenschaft. Aber, die Evolution kann und wird nicht stehen bleiben. Sie wird bald völlig neue Adaptationsforderungen stellen.

Die hier schreibenden ausgewiesenen Debitisten werden eine Engelsgeduld aufbringen müssen, um Dich in die ökonomische Ideen- und Gedankenwelt des Forums einzuführen.

Ja, das wird tatsächlich erforderlich sein. Bin ja dem @Ashitaka auch nicht undankbar. Bin aber "der ungläubige Thomas", der sich mit abstrakten Behauptungen nicht zufrieden gibt. Ich muss schließlich auch bei der Begründung meiner Thesen viel Engelsgeduld und gewissen Arbeitsaufwand aufbringen, und das nicht nur gegenüber den Debitisten. Deshalb das viele Geschwurbel von mir hier. Ich würde viel lieber etwas Anderes tun.

PS: Der Trauermarsch nach den Ereignissen mit Charlie Hebdo kann ich auch als mein persönliches punctum oder meinen eigenen choc im Sinne von Jean Baudrillard, Walter Benjamin und Roland Barthes verstehen.

Vielleicht schaust Du einfach zu viel TV. Tue ich seit vielen Jahren überhaupt nicht mehr. Wie wäre es mit etwas mehr Realität, Freund Ostfriese?
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Zum Schluss noch ein Zitat aus der Machttheorie von P.C. Martin und mein Kommentar dazu:

Ein “machtfreier” Zustand ist weder nach dem Ende des Staats (Anarchismus) vorstellbar noch unmittelbar vor dessen Beginn, schon gar nicht während seiner Existenz, definiert als einem von ihm beherrschten Areal, in dem „friedlich“ gewirtschaftet wird.

"Machtfrei" geht in der Tat nicht. Was aber geht, ist: die mögliche Machtverteilung, auch im Staate. Es ist exakt das gleiche Problem, wie mit der Vermögensverteilung. Die beiden Dinge hängen aufs engste zusammen.

Es bleibt der Grundirrtum aller ökonomischen Theorien, dass sie ihre Modelle in einen staats- und machtfreien Raum stellen und dann sich selbst überlassen.

Ganz meine Rede. Ich habe die Wirtschafts"wissenschaften" schon immer als eine gesteuerte Ideologie bezeichnet und dies auch begründet. In früheren Zeiten nannte man ökonomische Theorie das ganz offiziell: Politische Ökonomie. Dieser Begriff trifft den Nagel exakt auf den Kopf. Also, auch diese Verallgemeinerung von P.C.M. trifft nicht zu. Der Mann verallgemeinert und "planiert" gerne. Kritische Theorien, welche die enge Verquickung von Macht, Politik, Ökonomie und "Wissenschaft" behaupteten, gab es auch schon früher.

Der Staat wird zur Besicherung des Idealzustands oder auch als „Reparaturbetrieb“ nur hereingebeten, falls das Modell nicht so „läuft“ wie man es sich vorgestellt hatte. Die Staatsmacht ist aber kein Handwerker, die je nach Bedarf oder auf Wunsch bestellt werden kann, sondern sie ist von Beginn des Wirtschaftens an vorhanden und ist allgegenwärtig, während gewirtschaftet wird.

Richtig. Wirtschaft und Wissenschaft (Forschungsgegenstand) können nur innerhalb eines gesetzten, gesellschaftspolitischen Rahmens gedacht und betrieben werden. Das weiss ich schon seit mindestens 40 Jahren. Also, nichts Neues.

Schon die simpelste Produktionsfunktion, die von einer „Kombination“ der Produktionsfaktoren Kapital, Arbeit und technischem Wissen ausgeht ist komplett falsch, da sie nicht erklärt, was denn das Kapital als Eigentum selbst schützt und verteidigt, nicht erklärt, was das Zusammengehen von Kapital mit Arbeit, das nur auf Verträgen beruhen kann, besichert, und nicht erklärt, was das technische Wissen, zumal in seiner Form als Wissensvorsprung schützt.

Richtig, auch über das tatsächliche, das mögliche und das wünschenswerte "Zusammengehen" von Kapital und Arbeit (angeblich "nur auf Verträgen beruhend" (-;)) ist in den letzten 200 Jahren sehr viel Aufschlussreiches geschrieben und festgestellt worden.

Ob P.C.M. das gelesen und berücksichtigt hatte? Und auch Du?

Mit Gruß, Beo2


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