Etwas detaillierter - edit

Robert, Samstag, 02.01.2016, 17:17 (vor 3323 Tagen) @ Rybezahl7896 Views
bearbeitet von unbekannt, Samstag, 02.01.2016, 17:28

Hallo Robert!

Vielleicht haue ich wieder total daneben, oder das hast du alles schon
gesagt. Und ich lese zwar gern lange Texte, schreibe selbst aber sehr
kompakt (was oft zu Missverständnissen führt).

Also hier noch ein Versuch:

Eine Nichtbank will einen Kredit bei einer Geschäftsbank, die Bank gibt
den Kredittitel der Zentralbank und gibt der Bank dafür ZB-Geld, welches
sie der Nichtbank gibt.

Nur wenn Barauszahlung gewünscht ist. Die Bargeldquote würde ich aber eher als unbedeutend betrachten. Die meisten Kreditnehmer überweisen ihre Zahlungsverpflichtungen bargeldlos
Sie schreibt also der Nichtbank ein Sichtguthaben gut.

Wann und wieviel ZBGeld von der Bank abtransferiert wird, ist wieder eine andere Sache (Innertagessaldo).
Hier entscheiden auch die Zuflüsse an ZBGeld von Fremdbanken bzw. die Höhe der Kredite. Das ZBGeld-Saldo kann u.U. sogar Null sein, also trotz Kredite kein Bedarf an ZBGeld, falls die Guthaben im eigenen Giroverbund bleiben oder die Zu- und Abflüsse zu Fremdbanken sich aufrechnen (Clearing).

Mit diesem ZB-Geld geht die Nichtbank zum Staat und erwirbt damit eine
Staatsanleihe.

Die Nichtbank (Einzelhaushalt, Pensionsfonds etc.) kauft die Anleihen i.d.R. über ein Kreditinstitut (Anleihe und M1 wird bei der Bank ausgebucht = Bilanzverkürzung und Anleihe geht als Gutschrift ins Depot der Nichtbank) bzw. auf dem Sekundärmarkt /Börse. (gleiche Buchung).
Die Anleihen werden überwiegend im Tenderverfahren an Banken der Bietergruppe Bundesemissionen verkauft, weil diese größere Stückzahlen (mindestens 0,05 % der Emission/Mindestplatzierung) kauft.
Die werden dann weiterverkauft am Sekundärmarkt

Dieses Geld geht durch Investitionen des Staates zurück zu den Nichtbanken.

Der Staat überweist an Nichtbanken bargeldlos (Nichtbanken erhalten Gutschrift) und gleichzeitig verteilen sich die ZBGeld-Reserven auf dem Staatskonto wieder bei den Empfängerbanken (Bilanzverlängerung).

Nach Ablauf der Laufzeit muss der Staat die Anleihe zurücknehmen und die
Nichtbank vollständig ausgezahlt haben (volle Summe + Zins). Dies kann der
Staat durch Steuereinnahmen oder durch erfolgreichen Verkauf neuer Anleihen
tun.

Ja. Sichtguthaben (Steuern) werden von den inländischen Nichtbankenkonten abgebucht auf die ZB-Konten der (Zentral-)Finanzämter bei der Bundesbank. Reserven fließen somit parallel von der Sendebank ab auf das Staatskonto. (Bilanzverkürzung).

Bei anschließender Tilgung der Anleihe bei inländischen Nichtbankengläubigern findet wieder eine Bilanzverlängerung statt. Staat überweist Guthaben an Anleihengläubiger und Reserven an Empfängerbank.(Bilanzverlängerung)
Viele Vorgänge laufen hier auch während des Tages parallel, so statisch läuft das also nicht ab.

Bei Tilgung bei ausländischen Gläubigern findet immer eine Bilanzverkürzung im inländischen Bankensystem statt (Steuerabbuchung vom Nichtbankenkonto und parallel Abfluss von Reserven bei der Sendebank an die ausländische Empfängerbank) und umgekehrt.

Falls inländische Banken (Commerzbank etc. ) allerdings die Gläubiger sind, findet eine Bilanzverkürzung statt, denn M1 wird von den Steuerzahlern ausgebucht. Sendebank überweist parallel Reserven auf Staatskonto. Staat überweist Reserven an Gläubigerbank (Anleihe gegen Reserven). Den Überschussreserven stehen nun keine Verbindlichkeiten (Sichtguthaben) gegenüber.

Der Schuldendienst des Staates darf demnach nicht die Steuereinnahmen
übersteigen, sonst muss er den anderen Weg gehen (Aufschuldung).

Keine Frage

Daraus ergibt sich, dass es zusätzliche Verschuldung innerhalb der
Nichtbanken geben muss (die Zinsen für die Staatsanleihen müssen durch
obig dargestellten Kreislauf generiert werden).

Richtig. Nun behaupten aber einige, dass die Gläubiger die Zinsen wieder verkonsumieren können und sie deshalb nicht fehlen, was aber hier in zahlreichen Diskussionen schon durch ist.

An diesem Punkt stellt sich mir die Frage, wie glaubwürdig so ein Staat
sein könnte. Seine Mittel sind stark begrenzt, warum sollte der Wähler
dieses Konstrukt legitimieren, hat er doch kaum etwas zu bieten?

Ich würde meinen, die Aufschuldungsorgie ist sowohl vom Staat, als auch
vom Bürger gewollt. Das System kreiselt in sich selbst.
Die Staatsschulden spiegeln sich selbstverständlich irgendwo im System,
aber nicht zwangsläufig beim Sparer.

Der Staat greift mit dem Defizit auf zukünftige (Steuer-)Leistung (z. B. in 10 Jahren) zu. Der Unternehmens- und Haushaltssektor muss also für staatliche Ausgaben im Hier und Jetzt zukünftig monetär mitleisten, praktisch auch für sich selbst als Kollektiv. Je nach Anspruch staatlicher Leistungen. denn nicht alle profitieren im gleichen Maße vom staatlichen Leistungsangebot (Infrastruktur, Waffen, Subventionen, staatl. Konsum).

Inwieweit wir alle mehr oder weniger profitieren vom Leistungsangebot, ist schwer in Zahlen festzumachen.
Kauft der Staat Waffen, kann es sein, dass er sich Rohstoffmärkte sichert, wovon alle wieder profitieren
(also sämtliche Unternehmen mit seine Angestellten),nicht nur die Waffenindustrie. Das gleiche gilt z.B. für Agrarsubventionen.

Auch bei staatlichen Konsumausgaben/Investitionen fließen über Umwege die Gelder auch den Haltern von Staatsanleihen zu (Banken und Nichtbanken), in Form von Umsätzen, was sich auch auf die Löhne niederschlägt (Multiplikatoreffekt).

Selbst wenn die Banken mit Staatsanleihen Zinserträge machen, profitieren nicht nur die Aktionäre sondern auch alle Gläubiger und Sparer aber auch Angestellte von Banken und sogar die Kreditnehmer (Kreditpotential der Bank erhöht sich durch mehr Eigenkapital und höhere Refinanzierungsbasis), nur kleine Gruppen kommen bei der Gesamtverteilung halt etwas besser weg. Einkommen „pulverisieren" sich nicht gleichmäßig auf alle

Und richtig, es ist ein Wechselspiel. Insgesamt profitieren wir alle erst mal von der Aufschuldung /Aufrechterhaltung der Schuldenketten. Nur ein paar Dezile halt überproportional.

Die oberen Debile äääh...Dezile sparen in Summe sowieso wenig in Liquidität. Die investieren überwiegend in Beteiligungen (Aktien, Zertifikate u.a. ) oder direkt in Sachwerte/Sachkapital. Deshalb sind die ja überdurchschnittlich vermögend.


Gruß


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