Vorschlag eines neuen Ordnungsschema ..
Ich möchte Dir ein verbessertes Ordnungsschema für die strittigen Begriffe vorschlagen, welches vermutlich der Realität näher kommt und auch deine Einwände (hoffentlich) berücksichtigt:
Geldvermögen = Geldguthaben - Geldschulden .. ("= 0" in der globalen VoWi)
Geldguthaben = Bankguthaben (M0 + M3* + sonst. IB*) + sonst. GH* (WP*, Liefer.kredite, Vers.ansprüche u.a.)
*) M3 = inkl. M1, M2 und Bargeld bei Nichtbanken
*) sonst. IB = sonstige Interbanken-Guthaben (außer M0)
*) sonst. GH = außer gegenüber Banken
*) WP = diejenigen Wertpapiere, die eindeutig als befristete Geldforderungen bezeichnet werden können (siehe unten).
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Weiter geht's:
Aus diesen Aussagen würde ich folgern, dass z. B. den 2 Bio. Staatsschulden in Deutschland irgendwo 2 Bio. Guthaben entweder auf den ZBKonten oder den privaten Bankkonten „gehortet" werden.
Ich auch. Irgendwer muss sie ja haben, die 2 Billionen Guthaben .. entweder im Ausland oder im Inland, oder teils-teils.
Mit anderen Worten, es werden Zahlungsmittel zurückgehalten, und deswegen muss(te) sich auch der Staat verschulden, wie aus der jetzigen Diskussion bei Dir implizit hervorging, was ich aber begründet anzweifeln konnte.
Richtig, es werden Zahlungsmittel (M1) zurückgehalten, entweder auf den Girokonten (als Spielgeld, oder warum auch immer) oder sie werden verschoben in "M3 - M1" (Spar-/Geldanlagen i.w.S.). Beides ist für mich "Zurückhalten von Zahlungsmitteln"; das war schon immer gemeint. Es geht nicht in den Konsum oder reale Investition.
Nun lese ich gerade nochmal, dass unter M3 nicht nur Sicht-Einlagen gemeint sind (wie bei M2), sondern Anteile an Geldmarktfonds, Repoverbindlichkeiten, Geldmarktpapiere und Bankschuldverschreibungen. Sie sind aber hinsichtlich des Grads ihrer Liquidität mit Bankeinlangen vergleichbar (BuBa).
Da habe ich keinerlei Einwände. Das fiel bzw. fällt bei mir ebenfalls unter "Guthaben & Schulden" .. siehe oben.
Bankschuldverschreibungen sind Wertpapiere, bei denen sich die ausgebende Bank verpflichtet, nach Ende der Laufzeit den Nennwert der Schuldverschreibung zurückzuzahlen.
Bei Geldmarktfonds verkaufen Banken Anteilscheine an Anleger und legen die ihnen so zufließenden Mittel (Reserven) in kurzfristige Anlageformen an, beispielsweise in Wertpapiere von Unternehmen. Der Anleger kann die Anteilscheine (Geldmarktfondsanteile) jederzeit an den Fonds zurückgeben und erhält dann auf seinem Bankkonto wieder eine Sichteinlage gutgeschrieben.
Ein in die Geldmenge M3 einbezogenes Repogeschäft zwischen einer Bank und einer Nichtbank ist ein Geschäft mit Rückkaufvereinbarung. Es dient zur kurzfristigen Mittelbeschaffung der Bank, bei dem diese einen Vermögensgegenstand (z. B. ein Wertpapier) an eine Nichtbank gegen Zahlung einer Geldsumme mit der Verpflichtung verkauft. Auch hierbei wird M1 ausgebucht und die Bank erhält zusätzliche freie Reserven.
Okay, diese Guthaben sind also ebenfalls in M3 enthalten. Ich kenne die diversen Anlageformen in der Finanzwirtschaft nicht im einzelnen. Meine Schwerpunkte liegen im Grundsätzlichen.
Das sind ergo keine Sichteinlagen sondern Giralgeldforderungen seitens Nichtbanken. Der Betrag wird doch der Nichtbank ausgebucht von ihrem Sichtkonto und auf dessen Wertpapierkonto gebucht?
Ja, nichts anderes habe ich gemeint. Sichteinlagen (M1) werden in "M3 - M1" sozusagen "verschoben", d.h. stillgelegt bzw. ausgebucht. Das meinte ich ebenfalls mit "Zurückgehalten von Zahlungsmitteln" - von mir als Sparen bezeichnet - neben dem Horten auf dem Girokonto. Irgendeinen Oberbegriff für das alles brauche ich doch.
Nun hat die Bank entsprechende Reserven frei und kann investieren. Wieso ist als bei Dir Sparen bei der Bank Blockieren von Zahlungsmittel? Das zieht sich ja durch alle Diskussionen.
Nun bist Du aber auf eine andere Ebene unseres Währungssystems gesprungen. Die "Pflichtreserve" ist kein ZM von Nichtbanken. Und, "kann investieren" ist nicht "schon investiert" .. und außerdem: WO?
Es gibt seit Jahren keine Netto-Investitionen in der Realwirtschaft. Das müsste sich definitiv im BIP-Wachstum spiegeln. Die M3, und auch nur die M1, sowie sonstige Guthaben wachsen aber trotzdem steil nach oben. Wo werden diese Zuwächse dann "investiert", wenn nicht in BIP?
Die Zahlungsmittel sind als Einlagen also gar nicht auf dem Konto wie beim Termingeld oder Tagesgeld bzw. Sichtguthabenkonto „blockiert". Wie kann man Repoverbindlichkeiten/Bankschuldverschreibungen horten?
Indem man immer mehr davon hat bzw. über höhere Summen, natürlich. Sie stapeln sich immer höher, you see?
M3 sind bei der Fed Dollar-Wertpapierbestände. Da werden also auch keine Sichtguthaben/Zahlungsmittel gehortet.
Wir haben aber doch festgestellt, dass in Europa in M3 sowohl M2 als auch M1 enthalten sind. Also bleiben wir dabei.
Wenn Du also von „fehlenden Guthaben" bzw. „gehorteten Guthaben" schurbulierst, ist das für mich ein Widerspruch. Denn in unseren Diskussionen war niemals die Rede von gehorteten Geldforderungen (Wertpapieren) sondern von Zahlungsmittelbeständen.
Doch doch, bei mir schon, sowohl als auch!
Guthaben sind bei dir aber M3.
Nochmals: In M3 sind alle inländischen Zahlungsmittel von Nichtbanken enthalten.
Gruß, Beo2