Schon wieder falsch!

Beo2, NRW Witten, Sonntag, 27.12.2015, 22:26 (vor 3329 Tagen) @ Robert8393 Views
bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 27.12.2015, 22:48

Die Kassenhaltung bleibt gleich, nur die Geldvermögen (Forderungen steigen). Die Staatsschulden spiegeln sich im Wertpapierportefolio der Gläubiger (Staatsanleihen).

Zunächst Ja, aber es geht zwangsläufig weiter:

Also, zunächst überweist die Bieterbank an das ZB-Konto des Bundes die Auktionssumme und verbucht einen Aktivtausch: ZB-Konto an Forderungen ggü Staat. Der Staat macht eine Bilanzverlängerung: ZB-Konto an Verbindlichkeiten aus Staatsanleihen. Hierbei steigt schon einmal die Staatsverschuldung sowie die systemische Gesamtverschuldung & -verguthabung (Guthaben & Schulden).
Was macht aber nun der Staat mit dem eingenommen ZBGeld; bleibt er darauf sitzen? Nein, das Geld geht umgehend raus: Der Staat bezahlt damit sein Personal, seine Lieferanten, seine Transferempfänger und sonstige; die Überweisungsaufträge stapeln sich bereits (jeden Tag) beim FM. Alles Geld geht sofort raus, wobei die Zahlungsempfänger fast ausschließlich Nichtbanken sind. Also geht das ZBGeld wieder zurück in den Bankensektor zugunsten von Bankkunden. Dabei macht der Staat implizit eine Bilanzverkürzung: ZB-Konto an Verbindlichkeiten ggü XY oder an Aufwandskonto/EK (o.ä.).
Die Hausbanken der Zahlungsempfänger des Staates bekommen von ihren Hausbanken nun neues! Giralgeld (Sichteinlagen) gutgeschrieben. Hierbei machen die Banken eine Bilanzverlängerung: ZB-Konto an Verbindlichkeiten ggü Kunden. Die Liquiditätsmenge bei Nichtbanken (M1) wächst also schlussendlich, u.z. in etwa um die Summe, die ursprünglich an den Staat für die Staatsanleihe bezahlt worden ist, und damit auch die "gesamtwirtschaftliche Kassenhaltung".

Dies ist der beinahe vollständige Vorgang "in zwei Akten", der im Zusammenhang mit der Emission einer Staatsanleihe zu beachten ist. Und es geht meistens noch weiter, sozusagen "im dritten Akt":
Der Anleihenkäufer (Bieterbank) geht damit (oft noch am gleichen Tag!) zur staatseigenen ZB und lässt sich die Summe per WPPG auszahlen, d.h. faktisch zurückgeben. Der eigentliche Kreditgeber gegenüber dem Staat ist nun faktisch die ZB, denn nur sie hat die Geldsumme für die Staatsanleihe "per Saldo"! tatsächlich locker gemacht und sie hält die Staatsanleihe auch während der ganzen Laufzeit in ihrem Tresor. Die Bieterbank hat per Saldo nichts verliehen. Die ZB erzeugt nun schlussendlich zusätzliche Liquidität/Geldbasis M0 und macht bei sich eine Bilanzverlängerung. Nun ist auch die Liquidität/Kassenhaltung der Banken um den Nominalbetrag der Staatsanleihe tatsächlich gewachsen.
Dieser "dritte Akt" ist häufig ebenfalls unvermeidlich, weil: wenn die Bieterbanken ihre Bilanz schließlich verlängern müssen, um die Zahlungsempfänger des Staates mit neugeschöpften Sichteinlagen gutzustellen, benötigen sie auch mehr Bar- bzw. Mindestreserve (ZBGeld).

Ich bezeichne dieses lausige 3-Akter-Spiel als das "Hütchenspiel mit den Staatsanleihen", wobei keiner der Zuschauer weiss (außer mir), wer wem eigentlich Kredit gegeben hat: der Staat an die Bank, oder anders herum, oder der Staat an sich selbst. Wer aber der gelackmeierte Zinsabdrücker ist (für nichts bzw. sein eigenes Geld!), das steht allerdings unverrückbar fest: der Steuerzahler.
Die GBanken sind also so etwas wie eine (parasitäre) "Mautstelle" zwischen der staatseigenen ZB und dem Rest des Staates (Bürger). Das wird eines Tages als der größte Finanzbetrug der Menschheitsgeschichte in die Annalen eingehen.

Ich sprach von der gesamtwirtschaftlichen „Kassenhaltung" also Liquidität 1. Grades, was ich hier als Guthaben bezeichnet habe. Wobei Sichtguthaben (auf Bankkonten) gemeint waren.

Ja, aber das betrifft nur die Liquidität von Banken und des Bundes in ZBGeld (Geldmenge M0). Jedoch, die Kassenhaltung von Nichtbanken (Geldmenge M1) wächst unvermeidlich "im zweiten Akt", nämlich durch die postwendend erfolgte Staatsausgabe des eingenommenen Geldes aus der Staatsanleihe .. und damit auch die "gesamtwirtschaftliche Kassenhaltung".

Da ändert sich nichts, da du nur von A nach B umgebucht wird. Die Liquidität des Anleihenkäufers hat nun jemand anderes auf dem Konto.

Nein, das ist nicht zu Ende gedacht: Die eingenommene Liquidität in ZBGeld des Anleihenverkäufers (Staat/FM) geht "im zweiten Akt" unvermeidlich zurück in den Bankensektor, nämlich zugunsten von Nichtbanken bzw. Bankkunden, und führt zum Anwachsen der Sichteinlagen/Liquidität der Bankkunden bzw. der Geldmenge M1 (= Bilanzverlängerung der Hausbanken) .. und somit zum Anwachsen der "gesamtwirtschaftlichen Kassenhaltung".

Gruß, Beo2


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