Rückzug und Wiederkehr

Ostfriese, Sonntag, 03.01.2016, 22:11 (vor 3322 Tagen) @ Beo28024 Views
bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 03.01.2016, 22:19

Hallo Beo2,

ich weiß leider nicht mehr, wer das Prinzip zuerst formuliert und ausgesprochen hat. Ich möchte nur zwei Beispiele angeben.

Carles de Gaulle engagierte sich nach dem 2.Weltkrieg in der französischen Politik. Er war Ministerpräsident einer Übergangsregierung – trat dann aber aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über eine neue Verfassung zurück. Nach weiteren Misserfolgen verließ er die Politik und zog sich 1953 nach Colombey-les-Deux-Églises in die Privatsphäre zurück. Nach dem Chaos und den Misserfolgen der 4.Republik in Indochina, des Putsches französischer Generäle während des Algerienkrieges und der konstitutionellen Krise wurde de Gaulle 1958 aus der Provinz nach Paris zurückgerufen und für sechs Monate zum Ministerpräsidenten gewählt. Mit einer neuen Verfassung gründete er die 5.Republik und war deren Präsident.

Wilhelm Kaisen war von 1928 bis 1933 Senator für Wohlfahrtspflege in Bremen. In dieser Zeit ereignete sich auch der Zusammenbruch des Nordwolle-Konzerns, die Zahlungsunfähigkeit der Danat-Bank, damals drittgrößte Bank in Deutschland, sowie der größten Bank Nordwestdeutschlands, der Schröder-Bank. Das ist im EWF – Forum im Zusammenhang mit der Weltwirtschaftskrise schon ausführlich besprochen worden. Nach dem erzwungenen politischen Rückzug erwarb er im Sommer 1933 eine Siedlerstelle (Kaisen-Stiftung) im Großen und Weißen Moor an der Wümme und lebte dort zurückgezogen mit seiner Familie als Bauer und Moorkolonist (Das Museum der Armut). Ab August 1945 wurde er Präsident der Bürgerschaft. Da gibt es ein berühmtes Bild, das mittlerweile im Privatbesitz und wohl nicht mehr öffentlich zugänglich ist, mit Theodor Heuss im Kuhstall des Bauern Wilhelm Kaisen (http://www.zeit.de/1957/20/kaisen-anekdoten ):

„Bundespräsident Theodor Heuss kam am 26. Januar 1953 … inoffiziell nach Bremen. Kaisen mußte wegen einer starken Erkältung das Haus hüten. Heuss besuchte ihn in seinem Siedlungshäuschen an der Peripherie der Stadt. „Willst du auch meinen Ochsen sehen?“ fragte Kaisen schließlich seinen Freund Heuss; – „Natürlich, gern!“ Kaisen schob den Riegel von der Tür zurück, die die Wohnküche vom Stall trennt ... und sehr zur Überraschung des Bundespräsidenten stand da der Ochse „Heinrich“ in voller Größe vor ihm. Theodor Heuss kraulte den Ochsen „Heinrich“ zwischen den Hörnern ... Seitdem heißt Kaisens Ochse nicht mehr Heinrich, sondern „Theodor“!“

Ich bin sehr überzeugt, dass eine Pause und schöpferischen Phase innerhalb eines Rückzuges und Wiederkehr für Dich und manche andere Vielschreiber (Rede ohne Antwort) des Forums etwas Wundervolles sein werden, um das persönliche punctum („Das ist es!“ oder „So, ja, so, und weiter nichts“) in einem konzentrierten und erhellenden Studium der Klassiker des Debitismus zu erleben – als: Es hat „Klick“ gemacht, „jetzt ist der Groschen gefallen“ und juchhu es ist verstanden und kapiert worden.

Ich habe den Eindruck, dass Dir die Machttheorie des Geldes

http://www.miprox.de/Wirtschaft_allgemein/Macht-der_Staat-Eigentum.htm

http://www.miprox.de/Wirtschaft_allgemein/Martin-Symp.pdf

von Paul C. Martin gar nicht bekannt ist. Die hier schreibenden ausgewiesenen Debitisten werden eine Engelsgeduld aufbringen müssen, um Dich in die ökonomische Ideen- und Gedankenwelt des Forums einzuführen.

Gruß Ostfriese

PS: Der Trauermarsch nach den Ereignissen mit Charlie Hebdo kann ich auch als mein persönliches punctum oder meinen eigenen choc im Sinne von Jean Baudrillard, Walter Benjamin und Roland Barthes verstehen.


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