Muss mir die Frage stellen, ob der Text nicht am eigentlichen Problem vorbei geht [und wo a) bis d) herkommen].
Begründung:
Hallo Robert,
Du beschäftigt Dich mit der Frage "Ermöglicht die Staatsverschuldung eine gesamtwirtschaftlich positive (zusätzliche) Kassenhaltung?"
Der Begriff "Kassenhaltung" beschreibst laut Gabler Wirtschaftslexikon "Bar- und Buchgeldbeständen von Unternehmen".
Du führst aus, wie Vater Staat über das Vehikel "Staatsanleihen" zu Geld kommt (und dafür Zinsen löhnen muss).
Im weiteren Text, insbesondere bei der Widerlegung der Thesen a) bis d) wird weitestgehend der Zusammenhang zwischen der Kassenhaltung und der Staatsverschuldung über das Staatsanleihen-Vehikel untersucht.
Mir stellt sich hier grundsätzlich die Frage, inwieweit sich das im Bereich der Realität abspielt, bezeihungsweise sehe ich, dass die Frage der Geimeinwohlmaximierung nicht gestellt wird. Und ich werde im Folgenden darlegen, warum das aus meiner Sicht der Knackpunkt ist:
I) Untersuchungsgegenstand genauer bestimmen (Staatsanleihenhalter)
Der Begriff Kassenhaltung bezieht sich ja in erster Linie auf Unternehmen, die das "Problem der optimalen Kassenhaltung" zu lösen haben, sprich sich Fragen, wie viel Bar- und Buchgeldbeständen, sie halten sollen, um zukünftige Zahlungsverpflichtungen termin- und betragsgenau zahlen zu können (Gabler Wirtschaftslkexikon). Der Zielkonflikt besteht in den niedrigen Zinsen für so kurzfristig verfügbare Gelder.
Das Problem "Staatsverschuldung" kennt ganz andere Nutznießer und dieser Nutznießerkreis sollte auch im Mittelpunkt der Betrachtung stehen, wie ich finde.
Es geht hier um Steuergeld das verteilt wird.
Exkurs: Herrhausen
Und man wird ja wohl noch die Systemfrage stellen dürfen, jetzt, wo es Alfred Herrhausen nicht mehr kann.
Sein Nachfolger Josef Ackermann tat es nicht. Im Öffentlich-Rechtlichen TV begründete er das, damit, dass es ihm sonst wie Herrhausen ergehen würde. Guckst Du: https://www.youtube.com/watch?v=Bf13Qc1SpTw
Und die aktuellen haben die Deutsche Bank in so etwas wie eine Anwaltskanzlei mit Bankenhintergrund verwandelt: http://www.wiwo.de/unternehmen/banken/chronologie-der-klagen-die-konfliktherde-der-deut...
Warum spreche ich hier von Banken und Moral?
Weil wir auch über Nutznießer sprechen müssen.
Und ich werde nun dafür etwas weiter ausholen müssen:
Nur 4 Prozent der europäischen Staatsanleihen werden von Unternehmen gehalten.
Hauptsächlich sind es:
25 Prozent: Ausländische Investoren
25 Prozent: Banken
20 Prozent: Pensionsfonds
10 Prozent: Investmentfonds
10 Prozent: Privathaushalte
4 Prozent: Unternehmen
4 Prozent: Öffentliche Hand
1 Prozent: Zentralbanken
4 Prozent: (Andere) Finanzinstitute
II) Schlussfolgerungen aus der Analyse der Gruppen von Staatsanleihenhelter
Vieles von dem, was Du schreibst, mag ja richtig sein. Du widerlegst aber Thesen aus einer aufgeheizten Debatte, bei der AUCH diskutiert wird, wer denn von den Zinszahlungen aus Steuergeldern profitiert und ob es hier nicht andere Wege gäbe, die zukunftweisender sind.
Ich habe oben drei Haltergruppen von Staatsanleigen gefettet. Sich machen zusammen 60 Prozent aus.
III) Gesellschaftspolitische Einordnungen in Hinblick auf mögliche Gemeinwohlmaximierungsmaßnahmen
Bei denen (60 Prozent) stellt sich mir schon die Frage, ob das Geld aus unserem Steuersäckel da in die richtigen Hände fließt, oder ob das Geld nicht besser im Sinne "nationaler Interessen" und einer Gemeinwohlmaximierung angelegt werden könnte.
Da gibt es viel dazu zu schreiben, aber ich will an dieser Stelle einfach mal Dirk Müller (Cashkurs.com) zu Wort kommen lassen, der den hier nicht gestellten Teil der Staatsverschuldungsfrage anreißt:
Warum der Bürger in diesem System der ver*rschte ist
https://www.youtube.com/watch?v=PiZjX_7neDg (5m)
Der Geldadel, in den wir 60 Prozent (s.o.) der Zinszahlungen aus dem Steuersäckel reinpumpen, hat sich von der Realwirtschaft in weiten Teilen grußlos und ohne zurückzublicken verabschiedet (Kasino-Problem; Hochfrequenzhandel):
https://www.youtube.com/watch?v=CKelWqs9ytg (Dirk Müller im Bundestag zum Hochfrequenzhand), 7m)
Wohin wir in Hinblick auf die realwirtschaftliche Verwendung der großen, vom Steuersäckelzins gespeisten Geldpools kommen müssen:
https://www.youtube.com/watch?v=WblIPEhu0j4 (Dirk Müller und Ernst Prost, 30m)
Das sind so die Aspekte die mir in Deiner Untersuchung ein wenig zu sehr untergehen.
IV) Woher stammen die Thesen a) bis d)?
Außerdem frage ich mich, wo die Thesen a) bis d) überhaupt herkommen, die Du fachgerecht auseinandergenommen hast. Wenn Du Dir die selbst gestellt hast, wäre das hier unfreiwillig komisch:
d) „Die Privaten haben nun die Guthaben, der Staat die Schulden.
Beides wächst steil exponentiell, er muss ständig Liquidität (via die
ZB) nachschießen".Dieser Zusammenhang erscheint mir ergo unlogisch. Und was heißt
nun? Die Privaten (Banken/Haushalte) hatten vorher auch die Guthaben
und haben nun stattdessen Forderungen (Wertpapiere).
Das "nun" hast Du doch so formuliert und gefettet?
Klingt ansonsten superseriös und ich gehe davon aus, dass da fachlich viel Wissen drin steckt.
Trotzdem kommt es mir halt irgendwie so vor, dass der Beitrag am eigentlichen Problem vorbei geht. Denn das eigentliche Problem stellt sich in der Debatte in weiten Teilen ja im Lichte sozioökonomischer Fragen sowie Fragen zu einer möglichen Gemeinwohloptimierung.
Gruß, Bla