Vorsicht mit neoklassischen Geldmengen
Nicht die Geldmenge ist im Besitz der Vermögenden, da M3 nur eine
monetäre Bestandsgröße ist. Entscheidend sind aber die Flussgrößen
bzw. die Verteilung des Kapitals.
Beispiel: Ein Unternehmer hat durchschnittlich 200.000 € M1 oder M2
auf
dem Konto, hat aber laufende Verbindlichkeiten von 180.000€ p.a. Und
nun?
Hallo Robert,
ich habe nicht von M3 gesprochen, sondern ausdrücklich und explizit von
M1.
Wir haben derzeit einen Gini-Koeffizienten von 0,49. Warum Du glaubst,
dass das Aggregat M1 nicht dieser Verteilung folgen würde, ist mir ein
Rätsel?Denn ganz offensichtlich hast Du Dich im Gegensatz zu den meisten
ausführlich mit diesem wichtigen Thema beschäftigt und hast die
Zusammenhänge voll erkannt.Was mir aber viel wichtiger ist, wäre eine Antwort auf meine Fragen, auf
die Du leider bisher nicht eingegangen bist:
Was bringt Dir Dein Beweis und was kann ich daraus ableiten?Viele Grüße
amos
Hallo
Das einfache Rechenbeispiel von mir war ja bezüglich auf M1 (oder M2) . Steht doch da.
Ich habe auch nicht geschrieben, dass M1 keiner Verteilung folgt.
Ich wage aber zu bezweifeln, dass man aus dieser Bestandsgröße M1 ein optimales Durchschnittseinkommen (Geldvermögen) ableiten sollte bzw. kann, was ja mein Beispiel zeigt, bzw. dass es optimal wäre, wenn nun jeder Haushalt 49.000 von dieser Geldmenge M1 hätte.
Ansonsten müsstest Du auch die Verbindlichkeiten auf alle Haushalte aufteilen, welche den Guthaben gegenüberstehen und die privaten Sachvermögen (Die Summe aller Guthaben und Verbindlichkeiten ist Null), dann macht das Sinn.
Oder mache ich hier ein Denkfehler?
Wenn z.B. ein privater Haushalt mit nur 30.000 Einkommen p.a.(unter Deinem Durchschnitt) einen Kredit von 100.000 nimmt, dann steigt ja M1. Nun kauft er sich z.B. ein Wohnmobil und hat ja bereits einen Sachwert erhalten - und gleichzeitig eine Verbindlichkeit bzw. jährliche Ratenzahlungen.
Nun kannst Du nicht sagen, ich verteile die Summe M1 auf alle Haushalte, dann stehen diesem Haushalt von M1 nun 49.000 zu, zusätzlich zu dem (beleihbaren) Haus.
Oder wie gesagt ein Unternehmen kann im Jahr x durchschnittlich 490.000 (10fache über Deinem Durchschnitt) auf seinem Firmenkonto haben, muss aber 470.000 an laufenden Verbindlichkeiten bezahlen (Gewerbesteuer, Löhne, Betriebsmittel etc.). Auf dem Privatkonto verbleiben ihm 20.000 (oder sogar weniger). Wohingegen Dir als Angestellter vlt. 30.000 (unter dem Durchschnitt) verbleiben und Du trotzdem mehr hast.
Was sagt uns die durchschnittliche Verteilung der Geldmenge M1 bei der BuBa nun aus? So gut wie gar nichts ohne die Betrachtung der Verbindlichkeiten und vor allem der Sachwerte.
Dass sich Geldguthaben in den oberen „Dezilen" akkumulieren, ist keine Frage, aus der Geldmenge M3 lässt sich aber wenig ablesen über die Reichtumsverteilung, weil die wenig über die Flussgrößen aussagt
innerhalb der Summe M3 im Jahr x.
Es kann sogar sein, dass ein mittlerer Einkommensbezieher A die gleiche Summe oder mehr an Guthaben im Jahr x angespart hat als ein Vermögender B. Dieser hat sich aber gerade ein Sachwert und Wertpapiere (Aktien u.a Beteiligungen, Anleihen etc.) gekauft wobei sein Guthaben bei der Bank sinkt, A hingegen hat noch die volle Summe.
Die durchschnittliche Verteilung der gesamtwirtschaftlichen Liquidität M1 (Bestandsgröße) im Jahr x macht mMn wenig Sinn bzw. hat wenig Aussagekraft. Diese Liquidität ist verteilt auf viele Konten von finanziellen/nichtfinanziellen Unternehmen und Haushalte. Der eine hat mehr der andere weniger als 49.000, keine Frage, sagt aber nichts aus über die Sachwertverteilung und die wahre Vermögensverteilung.
Es wird immer wieder der gleiche Fehler gemacht, indem man neoklassische Geldmengen betrachtet (siehe @Beo mit seiner „Umlaufgeschwindigkeit") und auch nur die Bestandsgrößen betrachtet.
Unbestritten gibt es Haushalte und Unternehmen, wo viele Zahlungseingänge sind gleichzeitig auch netto mehr als der Durchschnitt von 49.000 auf dem privaten Konto verbleibt.
Die laufende Umverteilung der Zinsströme etc. lässt sich aber aus durchschnittlichen Bestandsgrößen nicht herleiten, da es Flussgrößen sind.
Von daher: Die Geldmenge M1 sagt uns wenig aus über die tatsächliche Vermögensverteilung (Sachwerte, Geldvermögen).
Aber selbst hier muss man differenzieren ob Privatvermögen oder Betriebsvermögen. Ein Unternehmer, der 1 Mio. in Maschinen, Fuhrpark etc. investiert hat, also Betriebsvermögen hat, kann privat ärmer sein als der Angestellte mit seinem Häuschen auf Kredit.
Was mir aber viel wichtiger ist, wäre eine Antwort auf meine Fragen, auf
die Du leider bisher nicht eingegangen bist:
Was bringt Dir Dein Beweis und was kann ich daraus ableiten?
Welcher Beweis? Ich habe Antithesen in den Raum gesetzt