Eigentum hängt an der Macht, an sonst nichts
Bis auf die "hoheitliche Gewalt" ist diese Sicht ja sehr nahe an meiner
libertären Sichtweise. Ich halte es eben für denkbar, dass Eigentum auch
ohne Gewaltmonopolisten von spezialisierten Dienstleistern gesichert wird,
die eben sonst nichts anderes dürfen. Das wäre dann Eigentum ohne
"Staat", was ja nach hiesiger Lesart unmöglich sein soll, weil Eigentum
über die Existenz eines das Eigentum durchsetzenden Staates definiert wird
(so verstehe ich es, was mir hier ezählt wird)....
Ganz grundsätzlich geht es mir ja in dieser Diskussion um folgendes:
Es sind diverseste Herleitungen für Eigentum, Recht etc. möglich und ich
kann sie z.T. nachvollziehen (dasselbe gilt übrigens für "Geld").
Im Zweifel präferiere ich die Sicht, die mir ein argumentatives Werkzeug
gegen Despoten an die Hand gibt. Der Nachteil meiner Sicht ist, dass ich
nicht das "Recht habe", einen raffgierigen Milliardär (oder sonstjemanden,
for that matter) zur Nächstenliebe zwingen und das dann "Recht" nennen zu
dürfen. Ich darf dann auch niemanden wählen, der das für mich
übernimmt.
Der Vorteil ist, dass ich das alles eben nicht darf...
Hallo Fabio,
ja, viele hier sind zu sehr auf den Staat fixiert und sehen die nächste Abstraktionsebene nicht.
Gewalt und Macht sind die Schlüsselwörter.
Solange der Staat das Gewaltmonopol ("Du sollst keine andere Gewalt neben mir haben") für sich behauptet und alle Untertanen bereitwillig dazu nicken, ist es der freilich der Staat, der das Eigentum sichert.
Weil er die Macht hat.
Wenn jemand anderer die Macht hätte, ein Mafia-Clan beispielsweise, oder man selbst (oh nein, nicht doch!), wäre es eben ein anderer.
Der Staat ist insoweit nicht alternativlos, er erklärt sich lediglich dazu.
Versuch mal, einem Hund seinen Knochen wegzunehmen.
Er ist sein Eigentum! Ja, unmittelbarer Besitz auch, klar, aber auch Eigentum, denn er hat die absolute Verfügungsmacht, solange er stärker ist, als derjenige, der ihm den Knochen streitig zu machen sucht.
Es ist einfach eine Frage der Stärke, der eigenen körperlichen Stärke, oder seiner Gruppe, oder seiner Waffen, und letztlich der eigenen Macht.
Naturrecht eben.
Der Stärkere triumphiert, der Schwächere sucht sich einen noch schwächeren oder geht unter.
Bei allen Tieren seit Äonen stets präsent, bei den Menschen über die Jahrhunderte der Massenkollektivierung dahingehend degeneriert, dass der einzelne sich lieber hinter dem entmündigenden "Gewaltmonopol" des Staates versteckt, anstatt seine eigenen Interessen selbst zu vertreten.
Warum? Weil es halt bequem ist.
Drum zittern alle Untertanen, dass der Staat nie zu existieren aufhören möge.
Lieber zahle ich brav meine Steuern, als dass ich mich um meine Rechtspositionen selbst kümmern muss.
Den Eigentumsbegriff verstehe ich umfassend an Sachen aller Art: Knochen, Unterhosen, Autos, Waffen, Gold, Haus, Grund.
Wer meint, Eigentum an Grundstücken setze aber Notare und staatliche Grundbuchämter mit beamteten Schreiberlingen voraus, irrt. Das ist lediglich neuzeitlicher dokumentatorischer Schnickschack, der dem Staat das Gewaltmonopolausüben verwaltungstechnisch vereinfacht. Es geht natürlich auch hier ohne Staat: wer seinen abgesteckten Claim verteidigen kann, bleibt Eigentümer, wer nicht, wird halt vertrieben (fragt mal einen alten Ostpreußen, der erzählt Euch, wie das in der Praxis geht).
War bei allen revierorientiert lebenden Tieren noch nie anders.
Aber der zivilisierte Zivilist ist ja - glücklicherweise - von der Natur vollkommen entfremdet, er hat ja seinen Staat.
Bequeme staatsgewaltmonopolistische Grüße,
R.
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Klagt nicht, kämpft!