Unrecht mit Unrecht bekämpfen?

Fabio ⌂, München, Freitag, 27.02.2015, 09:34 (vor 3631 Tagen) @ tar10911 Views
bearbeitet von unbekannt, Freitag, 27.02.2015, 09:43

Guten Morgen,

Das Thema wurde hier nun echt
mehr
als durchgekaut
und letztlich war mehr als einmal klar:
Ce ci n'est
pas une pipe
.

Ja, blöderweise finde ich z.B. azurs Ausführungen und Erwiderungen einleuchtender. Einigen wir uns einfach, dass wir uns nicht einigen können. Für mich bleibt Geld ein Ding und eine Forderung eine Forderung.

den eine weise humanistisch gesinnte Kaste (wie
Politiker und Bürokraten halt so sind) steuert?


Ich kann nur erahnen, dass du davon ausgehst, die privilegierten
Akkumulierer würden die humanistische weise Kaste in ihrer
Barmherzigkeit übertreffen?

Das ist nicht so schwierig, sie muss nur größer Null sein. Ich kann nicht mit Deinem Geld "barmherzig" sein und die können es nicht mit meinem.

Wäre es Dir denn nicht auch lieber, wenn Du Unrecht hättest? Wäre es
denn nicht wirklich humanistisch und den Einsatz wert, sich dafür
einzusetzen, dass die wahre Solidarität auch ohne Zwang ausreicht?


Wie sollte das bitte in anonymen Großkollektiven funktionieren? Jedwedes
diesbezügliches Experiment schlug fehl - selbst im Kibbuz.

Ich weiss nicht, welche Experimente Du da so vor Augen hast, für mich ist die Frage ungeklärt. Was ist im Kibbuz fehlgeschlagen?

Du kennst sicher die typische US-amerikanische Spendenmentalität, die
irrsinnigerweise als Argument gegen den Ausbau eines Sozialstaates
herangezogen wird. Ich nenne diese heuchlerische Scheiße nur beim Namen.
Man zockt andere ab (woher sonst der gravierende Wohlstandsunterschied) und
gibt sich mit Almosen generös. Toll [[top]] Natürlich darf und sollte ich
hier nicht alle über einen Kamm scheren, aber grundsätzlich sehe ich es
so, eben weil nicht jedem die fucking Chance zum eigenverantwortlichen
unternehmerischen Handeln
gegeben ist (mir beispielsweise), doch die
meisten Liberalen dies bereits als Prämisse setzen. Das regt mich ganz
persönlich auf - ist halt so ein wunder Punkt an mir.

Ab wann sind Wohlstandsunterschiede so gravierend, dass es sich um Abzocke handeln muss? Mir sind keine Zahlen bekannt, aber ja, ich habe von der Spendenmentalität der Amerikaner gehört. Auch die Deutschen gelten ja meines Wissens als recht großzügig. Ich weiss gerade nicht, welche Dich abstoßenden Bilder Du vor Augen hast. Ich bin auch kein großer Fan von pompösen Charity-Bällen, auf denen Milliardäre einen auf Philanthrop machen, ich käme allerdings auch nicht auf Idee mir anzumaßen mit gezogener Waffe da einzumarschieren und die zu enteignen, weil ich soviel besser weiss, wie das Geld verwendet werden sollte und ich beurteilen kann, dass sie es "abgezockt" haben. Du forderst genau das, delegierst es eben und nennst das offenbar "Recht".
Bzgl. Deiner Chance auf eigenverwantwortliches Handeln und so:
Das kann ich nicht beurteilen.
Ich kann nur aus meiner Lebenswirklichkeit sagen, dass Unternehmertum bzw Selbstständigkeit verdammt schwer und anstrengend sein kann und zB in meinem persönlichen Fall bisher alles andere als lukrativ (der Staat sorgt übrigens dafür, dass ich de facto nicht mehr gesetzeskonform arbeiten kann. Ich muss entweder meine Mandanten schlechter beraten und mich an alle Regeln halten oder sie zu ihrem Wohl eben brechen aber das alleinige Risiko dafür tragen). Sehr sehr viele hochbezahlte Manager oder auch Beamte sind sehr sehr viel besser gestellt, als eigenverantwortliche Unternehmer.

Ich finde neidgetriebenen Egalitarismus gefährlich und stehe auf dem Standpunkt, dass der Staat nichts tun darf, was ich nicht auch selbst tun dürfte. Wir delegieren nur Raub, Schutzgelderpressung etc an das anonyme Kollektiv mit dem Namen Staat und entledigen uns damit unseres schlechten Gewissens. So wie es vermutlich mehr Vegetarier (bin keiner) gäbe, wenn die Menschen selber schlachten müssten, gäbe es vermutlich weniger "soziale Gerechtigkeit" (sprich: erzwungene Solidarität), wenn die Menschen die anonymen Abzocker mal persönlich kennenlernen würden und ihnen das Geld persönlich aus der Tasche ziehen müssten.
Für mich ist das ethisch sehr problematisch und daher bin ich im Zweifel für "Almosengenerosität" statt "Bürokratenpseudozwangsgenerosität mit anderer Leute Geld".

Ist sie nicht menschlicher als die erzwungene?


Aber leider nicht ausreichend.

Du meinst, dass z.B. in D Menschen verhungern würden, wenn wir nicht zur Hilfe gezwungen werden würden?

Ich wollte nur darauf hinaus, dass freiwillige Solidarität doch
funktionieren müsste, wenn die Mehrheit solidarisch ist.


Die Mehrheit ist solidarisch, aber nur stark auf ihr Umfeld begrenzt und
hinsichtlich ihres Erfahrungsschatzes eingeschränkt. So sind bspw. (Ab-
und Wieder-)Aufsteiger wesentlich generöser als Erben.

Beweist die Spendenbereitschaft bei Katastrophen auf aller Welt nicht das Gegenteil?
Betreffen diese ganzen menschlichen Makel denn nicht auch die Umverteiler?

Wenn sie es nicht
ist, dann wäre der Zwang nicht demokratisch legitimiert.


Die rechtliche Legitimation ist doch nur dann interessant, wenn dieser
Zwang offensichtlich ausgenutzt würde.

Das ist aber wachsweich ("offensichtlich ausgenutzt")...Außerdem verstehe ich nicht, warum die rechtliche Legitimation erst dann interessant sein soll. Davor ist es egal, solange nach welchen Kriterien auch immer "im Rahmen" enteignet wird?

Zwang braucht es meines Erachtens immer dann, wenn es um den Ausgleich von
Nachteilen geht, die ohne Zwang nicht behoben werden (können). Da denke
ich bspw. ans
Verbot
der Kinderarbeit
.

Das ist wieder wachsweich und öffnet Machtmißbrauch Tür und Tor.

Bzgl. der Kinderarbeit habe ich den Verdacht, dass sich das Thema von alleine erledigt hätte. Da es so hochemotional ist und ich da nicht missverstanden werden möchte, ein Vergleich, damit Du verstehst was ich meine:
Ich habe neulich erst von Untersuchungen aus den USA gelesen, die sich angesehen haben, wie sich die Zahlen der Verkehrstoten nach irgendwelchen entsprechenden neuen Gesetzen entwickelt haben. Sie waren gesunken und der Staat hat den Erfolg für sich reklamiert. Wenn man sich aber den jahrzehntealten Langfristchart angesehen hat, konnte man leicht erkennen, dass die Maßnahmen einfach in einen robusten Abwärtstrend gefallen sind, die Verkehrstoten also von ganz alleine abgenommen haben und der Trend nichteinmal verstärkt wurde.
Einen ähnlichen Chart habe ich übrigens kürzlich bzgl. irgendwelcher vorgeschriebener Impfmaßnahmen gesehen (vielleicht war es sogar Masern).
Sprich: Korrelation statt Kausalität.

Generell würde ich auch bei Kinderarbeit den Einzelfall betrachten wollen, bevor ich beurteilen möchte, ob das Kind wirklich besser gestellt ist, wenn man ihm verbietet sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. KinderZWANGSarbeit ist ein anderes Thema, dagegen bin ich natürlich auch, die ist aber trotz aller Verbote nicht verschwunden.

Vielleicht von Interesse:
Evo Morales: Wenn Kinderarbeit die Armut überwinden soll
http://www.freitum.de/2014/07/evo-morales-wenn-kinderarbeit-die-armut.html

Beste Grüße

Fabio

--
“We are on strike against the dogma that the pursuit of one’s happiness is evil. We are on strike against the doctrine that life is guilt." John Galt

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