Der Knoten zum Geldverständnis
Hi,
ich klink mich mal ungefragt rein
Hm. Es sind "Labels", ja, mit allen Nach- aber auch Vorteilen. Ich glaube
schon, dass Kategorien wichtig sind. Schwierig wird es eben, wenn Dein
Gegenüber etwas anderes darunter versteht als Du und wenn die Kategorien
zu Schimpfwörtern werden, bei denen die jeweils andere "Partei" auch davon
ausgeht, dass das Gegenüber überhaupt versteht, dass eine Beschimpfung
intendiert ist. Drollig ist es ja, wenn ein Liberaler einen Sozialisten als
Sozialisten beschimpft und andersherum, beide aber das jeweilige Etikett
eigentlich als Kompliment sehen.
Ich habe einen Arbeitskollegen, der hantiert dergestalt mit den Kategorien "rechts" und "links" - und um seine Einstellung klar auszudrücken, versäumt er keine Gelegenheit, das Attribut "rechts" mit allerlei abwertenden Adjektiven und Substantiven zu belegen. Ich hadere dann immer mit mir, wenn ich mich zur Kommunikation auf dieses Schubladenspiel einlassen muss.
Zum Geld: (hier hatte ich ja auf etwas mehr von CM erhofft...)
Wenn ich es richtig verstehe, dann hälst Du die Erklärung von Geld als
marktgängistes Gut zur Erleichterung von Tausch als historisch für
falsch. Damit habe ich auch als "Liberaler" kein Problem.
Ist die Alternative denn nicht, dass "Geld" sich als das am meisten
praktikable Tilgunsmittel für Schuldkontrakte entwickelt hat und dabei
dann trotzdem Edelmetall herauskam?
Inwiefern unterscheidet sich diese "Entwicklung" denn vom Tauschmittelparadigma? Der Punkt ist doch nicht, dass es da irgendein praktikables "Mittelchen" gibt, was anderen "Mittelchen" überlegen ist, sondern dass es dieses "Mittelchen" nicht per se gebraucht und gegeben hat, es geradewegs per (Rechts)Macht indoktriniert wurde (aus wohl katastrophalen Umständen heraus), damit die bisherigen Verhältnisse innerhalb bestehender Sozialstrukturen einschneidend veränderte und ohne dem zugehörigen (Ober)Eigentum auf rein feudalistische Abgabenzwänge zurückgeworfen wird/reduziert werden kann.
Ich verstehe immer noch nicht den Punkt, warum das so eine kopernikanische
Wende sein soll.
Die einst solidarischen Verhältnisse (die gegenseitige Aufopferung ohne konkrete Bewertung) wurden damit völlig auf den Kopf gestellt (die durch das Risiko des Gläubigers entstandene Aufopferung des Schuldners samt plötzlich konkreter Bewertung mit Sanktion zum Termin etc.).
Auch erschließt sich mir der Erkenntnisgewinn noch nicht, der folgen
soll, wenn ich Geld als Forderung UND Gegenstand derselben (?) Forderung
begreifen soll (sorry, der Knoten, den dieser Gedanke in meinem Hirn
provoziert, lässt das immernoch nicht zu), siehe das Hütchenspiel-Bsp.
von Liated:
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=342979
Geld ist eine nicht explizite Forderung ggü. dem Gläubiger-Eigentum (indem der Schuldner die Herausgabe der gegen den Schuldner gerichteten Forderung einfordern kann) und dem gegenüber steht die (eben diese) Forderung des Gläubigers ggü. dem Schuldnereigentum (konkret lautend auf dem eben herausgegebenen). Es ist also nicht Gegenstand derselben Forderung, welche es repräsentiert, sondern geradewegs der spiegelbildlichen - kann sich aber durchaus mit anderem Geld überschneiden.
Übrigens, was wohl auch on topic zur Frage nach "Was ist liberal" sein
dürfte: selbst wenn das alles so wäre (Geld ist Schuld/Kredit/Forderung
und gefordertes, Märkte voller Macht- und Informationsasymetrien): Mir
erschließt sich aus all dem noch nicht die Notwendigkeit andere Menschen
zu dem zu zwingen, was ich für richtig halte.
Das ist ein sehr interessanter Punkt. Insbesondere "Links" ordne ich hier ein, aber es ist ja ein grundsätzliches Dilemma, dass wir ob der rechtskräftigen Grundsätze, die uns die seit dem Umbruch bestehende Macht auferlegt, Zwängen fernab der natürlichen Gewalten unterworfen sind. Es geht also nur mehr um den Austausch Zwingender und Gezwungener.
Der erste sich selbst so bezeichnende Libertäre, der mir (im Internet,
Uni-Bib, Ende der 90er) begegnet ist, war z.B. ein "Holocaust-Revisionist"
und ich stand auf einmal vor dem Problem, dass er mir sympathisch war, auch
wenn mich seine Meinungen (und deren Implikationen) damals schockiert
haben. Es hat mir auf einmal Leid getan, dass genau dieser Mensch in D im
Knast schmoren müsste, für das, was ich da heimlich gelesen habe und dass
ich auf einmal schwer verunsichert war und mich gefragt habe, ob ich nicht
die selben Mittel befürworte, wie die von mir so verabscheuten "Nazis".
Exakt das scheint mir geradewegs ein "linker" gordischer Knoten zu sein. Der Arbeitskollege von oben ist regelrecht explodiert, als ich mich über den HC-Schuldkult echauffierte, dabei weiß ich nicht, warum ihn das persönlich so erregte. Gerade weil es ihm da bzgl. der letztens von Phoenix erwähnten Kongonesen und anderer Beispiele nicht so erregt. Strange.
Gruß!â„¢
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