Öffentlicher Auftrag
Hi Bill,
Was meinst Du mit "öffentlicher Auftrag"?
alles was nicht mit privater Profiterzielungsabsicht (oder auch nur
Eigentumserhaltungsabsicht) allein gesteuert werden kann, könnte versucht
werden durch einen "öffentlichen Auftrag" umgesetzt zu werden.
Ein Beispiel wäre eine Grundversorgung von Bedürftigen. Da lässt sich
anscheinend, jedoch wenig überraschend, kein Profit damit machen, also
bleibt nichts anderes als ein "öffentlicher Auftrag" um die Straßen nicht
voll Hungernder und Obdachloser zu haben. Man kann zwar behaupten, dass es
"am Staat" liegt, dass die Reaktionen so ausfallen:
https://www.youtube.com/watch?v=5CwCvpEMEJU
aber wirklich überzeugend fände ich es nicht.
Fallen da nicht alle privaten karitativen Bemühungen auch darunter?
Bzgl. des herzzerreissenden Videos: Ich weiss zu wenig über die Optionen für Obdachlose in New York, die Passanten dazu bewegen könnten zu sagen: "Was macht der Bub da, der Staat sorgt doch schon für XY, warum geht er nicht da hin und warum sollte ich ihm helfen?", will also dieses Argument bewusst nicht bemühen.
Mein Punkt ist der: angenommen wir zwei spazieren diese Straße entlang und bleiben tatsächlich stehen. Was berechtigt uns, unsere persönliche Präferenz, nämlich dass dieser Junge zumindest nicht auf der Strasse erfrieren sollte und "man" (also nicht Du, nicht ich, sondern "die Öffentlichkeit") ihm helfen "müsse", zur Vorschrift für alle zu machen? Der Grund, weswegen ich mich nicht mehr als "links(etatistisch)" bezeichnen würde, ist genau die Einsicht, dass ich das eben nicht darf, unabhängig wie wichtig mir das Anliegen ist.
Die Schönheit einer moralischen Handlung liegt in ihrer Freiwilligkeit, hat glaube ich Friedrich Schiller ´mal gesagt, obwohl ich das Zitat leider nicht mehr finde.
Ich frage mich übrigens auch, ob dieselbe Gleichgültigkeit auch grassieren würde, wenn es z.B. hocheffiziente privat-organisierte karitative Organisationen existieren würden. Da könnte ein Passant ja schließlich auch sagen: "Ich spende doch schon freiwillig an XY"...aber meine Hoffnung ist eben, dass die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass da mal jemand hingeht und dem Bub steckt, dass es da XY gibt und er nur da hin gehen müsse.
Ein anderer Punkt ist beispielsweise die Zentralbank (bankers bank; aber
auch zur Kriegsfinanzierung missbraucht). Oder alles was die
gesamtwirtschaftliche Entwicklung betrifft, die - wenig überraschend - von
einzelwirtschaftlich handelnden privaten Profitoptimierern nicht im Auge
behalten wird. Wie auch?
Der Kollateralschaden "Kriegsfinanzierung" ist Dir nicht hoch genug, um eine marktwirtschaftliche Alternative (Geld ohne Geldmonopol) andenken zu wollen?
Gibt es denn nichts zwischen den "einzelwirschaftlich handelnden privaten Profitoptimierern" und den offenbar illuminierten karitativen im "öffentlichen Auftrag" handelnden Akteuren einer zentralgewaltlich organisierten Entität ohne Austritts- und Kündigungsrecht, die "Allgemeinwohl" und "Gesamtwirtschaft" im Auge behält (und wieviel Bsp., dass das schiefläuft brauchst Du, um dieser Entität ebenso zu misstrauen, wie den atomisierten Profitstrebern?)?
Wofür gibt es schon Garantien?
Bin ich bei Dir. Ein "Ideen-Wettbewerbsnachteil" der Libertären ist ja gerade, dass sie nicht mit dieser Utopie auf "Kundenfang" gehen.
Hoppe kenn ich schon seit 2007. War durchaus angetan.
Bis ich Eigentum von Besitz unterscheiden gelernt habe. Ich überlege
immer noch weiter wie man diesen Unterschied besser begreiflich machen
kann. Denn offenbar bin ich nicht in der Lage es so verständlich zu sagen,
dass es Dir so klar ist wie es mir klar vorkommt. Hm... Btw: Danke, dass Du
hier bist. Denn "preaching to the choir" wär' mir persönlich auch zu
langweilig, auch wenn der Drang da ist "weiter zu kommen".
Hoppe kenne ich - auch persönlich - seit...hm...länger jedenfalls, aber das tut eigentlich nicht viel zur Sache.
Ich behaupte mal, dass ich den Unterschied schon begriffen habe. Es geht doch nur darum, ob eben nur ein Staat mit quasi unlimitiertem (aber zumindest tendenziell wachsendem) Aufgabengebiet diese konkrete Aufgabe erfüllen kann, den Unterschied zwischen Besitz und Eigentum "rechtssicher" durchzusetzen?
Ich bin hier, weil es mir unter Libertären zu langweilig ist und ich meine Ideen lieber kritisch überprüfen möchte. Ob Dein "Danke" eigentlich eine geschickt verpackte Watsch`n ist, weiss ich nicht, aber selbst wenn: passt scho
Edit: PS: Danke jedenfalls für Deine Geduld. Ich hoffe, Du merkst, dass ich grundsätzlich offen für andere Argumente bin. Ich finde sie bisher halt nur nicht so überzeugend, als dass ich - siehe das obige NY Bsp - doch wieder zur Meinung gelangen würde, dass ich andere dazu zwingen darf zu tun, was ich für richtig halte, außer wenn es bedeutet sie zu zwingen, mich und andere in Ruhe zu lassen.
Padelford etc. werde ich mir ansehen.
Ein Nationalstaat,
basierend auf einem noch zu gestaltenden Gesellschaftsvertrag könnte
zumindest theoretisch mehr als diese Trivialisierung (mehr Profit = gut)
leisten. Womit wir wieder bei "öffentlichem Auftrag" wären. Eine Garantie
aber gibt's freilich für nichts. Tendenziell würde ich sagen: je mehr
Transparenz, je mehr (wirksam einklagbare) Öffentlichkeit für die
Staatlichkeit desto besser. Way to go. Anyway. Let's go![]()
Haben wir diese "Gesellschaftsverträge" nicht schon? Wie muss man die denn formulieren, damit es dieses Mal klappt?
Ich finde "Profistreben" insofern gut, als es hellhöriger auf die Wünsche der Kundschaft macht, als wenn man überzeugt ist, dem "Allgemeinwohl", dem "Volkswohl", "der Gesellschaft" etc. zu dienen und Einwände als gaunerhaft und doof abtun kann. Wie Frau Fahimi sollte mal ein PR-Manager von irgendeinem ach so mächtigen profitgierigem Multimegahyperkonzern mit seiner Kundschaft reden.
LG
Fabio
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“We are on strike against the dogma that the pursuit of one’s happiness is evil. We are on strike against the doctrine that life is guilt." John Galt
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