Öffentlicher Auftrag
Hi Bill,
Hi Fabio,
Was meinst Du mit "öffentlicher Auftrag"?
alles was nicht mit privater Profiterzielungsabsicht (oder auch nur Eigentumserhaltungsabsicht) allein gesteuert werden kann, könnte versucht werden durch einen "öffentlichen Auftrag" umgesetzt zu werden.
Ein Beispiel wäre eine Grundversorgung von Bedürftigen. Da lässt sich anscheinend, jedoch wenig überraschend, kein Profit damit machen, also bleibt nichts anderes als ein "öffentlicher Auftrag" um die Straßen nicht voll Hungernder und Obdachloser zu haben. Man kann zwar behaupten, dass es "am Staat" liegt, dass die Reaktionen so ausfallen: https://www.youtube.com/watch?v=5CwCvpEMEJU
aber wirklich überzeugend fände ich es nicht.
Ein anderer Punkt ist beispielsweise die Zentralbank (bankers bank; aber auch zur Kriegsfinanzierung missbraucht). Oder alles was die gesamtwirtschaftliche Entwicklung betrifft, die - wenig überraschend - von einzelwirtschaftlich handelnden privaten Profitoptimierern nicht im Auge behalten wird. Wie auch?
Meinst Du, eine Grundbuch AG oder eine
Hausratversicherung XY würde sowas wie die NSA aufbauen?
Was hält die Staaten denn heutzutage davon ab, massive
Rechtsverletzungen
zu praktizieren? Nichts, oder?
Stimmt. In praxi nichts.
Eben! Findest Du es denn nicht auch bedenklich, dass "wir alle" trotzdem
immer wieder diesen "deus ex machina" herbeizitieren und das auch noch in
immer und immer mehr Bereichen unserer praktischen Lebensrealität? Was
heute angeblich alles nicht ohne Staat geht, Wahnsinn...
Wir diskutieren hier ja über den "enforcer of last resort", also den
allerletzten Schiedsrichter. Das ist ja eh schon extrem und trotzdem
stellen wir zwei jetzt fest, dass es auch keine "Garantie" für irgendetwas
ist.
Wofür gibt es schon Garantien?
Eben jener Schiedsrichter wird normalerweise aber für alle möglichen
anderen Bereiche auch noch angerufen, weil wir inzwischen glauben, es gehe
nicht ohne ihn, selbst wenn er historisch die Bereiche erst usurpiert
hatte, die auch ohne ihn gewachsen wären (siehe D, wo Bismarck den
sozialen Bereich oder die Bahn verstaatlicht hat, wobei die Bahn ja jetzt
wieder re-privatisiert ist, aber eben nie so sein wird, wie sie gewesen
wäre, wenn sie garnicht erst verstaatlicht worden wäre, wie auch Russland
nach seiner Entsowjetisierung nie so sein wird, wie wenn es garnicht erst
sowjetisiert worden wäre...).
Zumindest theoretisch aber das Völkerrecht (i.e. andere Staaten) und
die
Abstimmung mit den Füßen der Bürger (mit Freizügigkeit), bzw. deren
Selbstbestimmungsrecht (wäre eine längere Diskussion).
Ja, theoretisch geht mein Model aber auch.
Siehe z.B.
The Private Production of Defense
http://mises.org/library/private-production-defense
Hoppe kenn ich schon seit 2007. War durchaus angetan.
Bis ich Eigentum von Besitz unterscheiden gelernt habe. Ich überlege immer noch weiter wie man diesen Unterschied besser begreiflich machen kann. Denn offenbar bin ich nicht in der Lage es so verständlich zu sagen, dass es Dir so klar ist wie es mir klar vorkommt. Hm... Btw: Danke, dass Du hier bist. Denn "preaching to the choir" wär' mir persönlich auch zu langweilig, auch wenn der Drang da ist "weiter zu kommen".
Nichtmal die vermutlich beste Verfassung der Welt (USA) schafft das,
Ach geh!
Diese Verfassung ist von einigen wenigen für sie und ihre
Nachkommenschaft gedacht
Ist das jetzt alles Dein Ernst oder foppst Du mich da gerade?
Foppen nicht. Ich weiß es einfach nicht.
Padelford
war mir bislang kein Begriff, aber ich habe diverse Theorien gelesen, an
die ich mich gerade kaum erinnern kann, die aber etwas nach
Reichsbürger-Logik klingen.
Die Reichsbürger sind eh die besten. Berufen sich ausgerechnet auf Rechte, die sie aus Zeiten eines Kaiserreiches erhalten haben wollen. Sehr lustig.
Da sind ja die Demokratien heute wenigstens noch grenzwertig plausibel.
Auch wenn sich eben kein Fall finden lässt, in welchem ein Privater erfolgreich ein Recht aus der US Verfassung eingeklagt hätte.
Also wirklich aufrichtig-naive Frage, weil ich Deine Meinung extrem
schätze und wenn Du etwas ernst nimmst, bin ich sehr sehr vorsichtig es
als Spinnerei abzutun: Du glaubst da ist etwas ´dran? Die Gründerväter
haben nur die eigene leibliche Nachkommenschaft gemeint?
So steht es in ihrem Dokument. Ich vermute, dass es nicht mein Dokument ist, denn wäre ich Teil der "Posterity" hätte ich wahrscheinlich bis heute davon erfahren. Viele US Citizens glauben nun aus mir unerfindlichen Gründen, dass das "ihr" Dokument sei (und nicht das der Posterity, wie drin steht, bzw. dass sie als US Citizen irgendwie automatisch Teil der Prosperity seien). Wenn man aber fragt: was ist der beste Hinweis darauf, dass Dir tatsächlich durch dieses Dokument (einklagbare) Rechte entstanden sind, dann hab' ich bisher hauptsächlich Mutmaßungen aber wenig Plausibles gehört oder gelesen.
Den Fall als es ein Privater versucht hat habe ich Dir verlinkt. Antwort: Sorry, homeboy. Du bist nicht Vertragspartner:
'But, indeed, no private person has a right to complain, by suit in Court, on the ground of a breach of the Constitution. The Constitution, it is true, is a compact, but he is not a party to it. The States are the parties to it. And they may complain.'
He is not a party to it.
Ich hab' schon Sachen in juristischen Texten gelesen, die weit mehr Raum für Deutung gelassen haben.
Really? Das klingt
schon sehr abwegig, aber ok...
Abwegig? Natürlich ist das "abwegig".
Nur, wie "aufwegig" klingt denn, dass das damals angeblich für die übrigen 3 Millionen Amerikaner gemacht worden sein soll, die in der Mehrzahl die Revolutionäre als Verräter (an der englischen Krone) hängen sehen wollten..?
Warum genau hätten diese Männer das für die anderen tun sollen? Weil es die selbstlosen, großen und großzügigen Founding Fathers waren?
Wer glaubt denn sowas? Und warum genau würde man sowas glauben wollen? Wem würde ein solcher Glauben am meisten nutzen?
"We pledge to each other our lives, our fortunes, and our sacred honor."
To each other.
Und wie sagt man so schön: "all in".
Das war für die Herren blutiger Ernst. Bei einer Niederlage: Kopf ab, Vermögen weg, als Verräter gebrandmarkt.
Wann hat schon mal ein Privater erfolgreich ein Recht aus diesem "compact" (US Constitution) geltend gemacht?
Ich hör' eigentlich immer bloß Leute, die irgendwas von Constitution faseln und dass diese pöhse US-Elite sich nicht an die Constitution hält usw.
Und was sagt z.B. G.W. Bush? "It's just a goddam piece of paper" (that is a memory of a compact that you are not a party to; meine Anm.)
wenn Du das ernst meinst, schaue ich mir das
auch noch an.
Ich mache mir heute lieber Gedanken darüber wie ein friedliches, prosperierendes und glückliches Zusammenleben heute und in Zukunft möglich ist.
TTIP zum Beispiel könnte da witzigerweise gute Hinweise dafür geben wie ein Gesellschaftsvertrag aussehen könnte, so dass Private tatsächlich wirksam "ihren" Nationalstaat verklagen können (und damit zur Raison rufen, so dass er in ihrem Sinne handelt). Aktuell sollen diese Möglichkeiten ja v.a. irgendwelche Multinationals bekommen, die in ihrer Entscheidungsfindung schlicht autistisch sind: "Bringt höhere Profite? OK, machen wir. Keine weiteren Fragen." Ein Nationalstaat, basierend auf einem noch zu gestaltenden Gesellschaftsvertrag könnte zumindest theoretisch mehr als diese Trivialisierung (mehr Profit = gut) leisten. Womit wir wieder bei "öffentlichem Auftrag" wären. Eine Garantie aber gibt's freilich für nichts. Tendenziell würde ich sagen: je mehr Transparenz, je mehr (wirksam einklagbare) Öffentlichkeit für die Staatlichkeit desto besser. Way to go. Anyway. Let's go
LG
Fabio
Beste Grüße
--
BillHicks
..realized that all matter is merely energy condensed to a slow vibration – that we are all one consciousness experiencing itself subjectively. There's no such thing as death, life is only a dream, and we're the imagination of ourselves.