Metaphysik statt Wissen schaffend

Mercury, Sonntag, 01.03.2015, 15:14 (vor 3940 Tagen) @ melethron9859 Views

Hallo melethron,

Wenn es die Antwort wegen Abmeldung schreddert und der weise Text kommt,
kannst du einfach ein neues Tab öffnen, dich dort neu im Forum anmelden
und kannst dann im ursprünglichen Tab einfach auf "zurück" und es ist
alles wieder da.

Danke für diesen nützlichen Hinweis. Er hat fast funktioniert, denn nach dem zurück bekomme ich immer nur das Originalposting. Für den bearbeiteten Text muss ich noch einmal auf den Pfeil "vorwärts" drücken und die Seite ggfs. noch einmal erneut aufrufen. Dennoch sehr hilfreich und sicher gut als Hinweis für die Forumsnutzung.

Zur Erinnerung erst einmal vorweg: Diese Diskussion ergab sich, weil du auf meine Frage nach "Zins in der Subprimekrise" gegen mich, die Debitisten und das Forum gekeilt hast. Dein Entropie-Projekt spielt da keine Rolle.

Meine Bemerkung bezog sich nur auf dein hingeschmissenes "Jetzt ist der
Zins auch noch an der Subprime-Krise schuld". Dummerweise hat sie
gerade dort große und direkte Bedeutung.

Die Betrachtung "es ist der fehlende Zins" ist auch eher eine
Prinzipiendarstellung. Dieser wirkt sich in verschiedenen Kontexten
unterschiedlich aus.

Du gibst hier keine Antwort.

Das kann direkt sein, wenn ich meine Zinsen finanzieren muss.
Das kann eine Komplexitätsstufe darüber liegen, wenn die Bank das
Ausfallrisiko über eine Menge x von Krediten berechnet.
Das kann viele Komplexitätsstufen darüber liegen, wenn es die
Preisbildung von Erdöl betrifft und daraus abgeleitet die
Arbeitslosenquote in den USA.

Du gibst auch keine Antwort.

Dennoch liegt es immer an dem einfachen Mechanismus: Du hast heute
etwas konsumiert, für das du im nächsten Jahr arbeiten musst. Und von dem
mehr abliefern musst, als du dir geliehen hast.

Das treibt Banken dazu, andere sehend in den Abgrund zu treiben. Das
treibt das Wirtschaften.

Das mathematische Raten und Vermuten betrifft die Logik dieser Mechanik
in keinster Weise. Sie hat keinerlei inneren Erklärungswert, beschreibt
nur Wahrscheinlichkeiten z.B. über Verteilungen der Ergebnisse. Bei den
berühmten Wahlprognosen: Sie beschreibt das vermutete Gesamtergebnis,
nicht die Entscheidungsgründe der Wähler.
Wenn ich auf Basis einer stochastischen Berechnung voraussagen kann, ob
als nächstes ein PKW oder ein LKW um die Ecke biegt - dann habe ich
noch lange nicht erklärt, wieso ein Auto fährt.

Aber man kann es sich natürlich auch schwer machen.

Du gibst wieder keine Antwort.

Ich hab gerade weder Zeit noch Lust ein Einführung in die Termodynamik zu
geben. Deshalb demonstriere ich dir die enorme Aussagekraft die in solchen
Betrachtungen liegen kann einfach:

Stattdessen fängst du mit Thermodynamik an. Der Zusammenhang bleibt unklar.

Und wenn du meinst es geht hier um Vorhersagen, nach Bayes Theorem, dann
hast du dich geirrt. Ich möchte weder Wahlprognossen, noch
Wirtschaftsprognosen aufstellen. Es geht um "holistische"
Betrachtungen (Big Picture) bei den plötzlich
emergente
"Kräfte"
erscheinen können.

Emergenz? Was hat die mit deiner Bemerkung zu tun? Was mit meiner Antwort?

Mach dir das vielleicht am ehesten daran klar
(entropic force):

Du verstehst nicht: Entropie ist nicht mein Thema. Ich rede über: Der Mensch muss trinken. Du redest über entropische Effekte im System der Wassermoleküle.

Das Faszinierende ist (und das wurde mir erst selbst erst durch die
Shannon-Entropie
klar), dass es sogar das einzige Naturgesetz ist, dass im Sinne Kants
Erkenntnis a priori ist, da es vollkommen unabhängig von Erfahrung
aus der Mathematik deduzierbar ist. Die einzige Einschränkung dieses
Gesetzes ist die Anwendbarkeit die man empirisch also a posterio
rechtfertigen muss.

Fast möchte ich schreiben "du wagst es, Kant in diesem Zusammenhang zu benutzen"? Das kann doch nur bedeuten, dass dein Projekt ein metaphysisches ist!
Synthetische Urteile
:
"Kant bezeichnet damit Urteile, die nicht auf der Basis von Erfahrung gefällt werden, also a priori sind, und deren Wahrheit nicht auf der Zerlegung von Begriffen beruht, weswegen die Urteile nicht analytisch sind. Reine synthetische Urteile a priori sind nach Kant das Ziel einer wissenschaftlichen Metaphysik."

Hier scheiden sich also die Geister: Mir liegt nichts an Metaphysik. Das ist etwas für Kathedralen und Kanzeln.

Doch so wird es auch nicht wirklich weiter helfen zu sagen, dass es keine Naturgesetze gibt. Nur Theorien, die wiederum Gültigkeitsbereiche haben und falsifizierbar sind. Diese Theorien bedürfen weder in sich noch in ihrer Anwendbarkeit einer "Rechtfertigung". Die empirische Bestätigung ist erforderlich, um sie nicht zu verwerfen und damit "bis zur Falsifikation" als gültig anzusehen.

Und dort wo ein Debitist eben nur einen Urschuld tilgenden Menschen sieht,
sieht ein Bioinformatiker eben eine Organismus der der permanenten Zunahme
der Entropie durch Energieaufnahme entgegenwirkt.

Was soll denn diese Unterstellung?
Zudem: Das ist kein Gegensatz! Die notwendige Energieaufnahme des Organismus ist die Urschuld.
Wenn du über Urschuld redest, wirbelst du recht willkürlich Begrifflichkeiten und Begriffsdefinitionen durcheinander. Allein bei Wikipedia gibt es fast ein halbes Dutzend unterschiedlicher Bedeutungen des Begriffs "Schuld".

Und dort wo der Debitist "nur" den fehlenden Zins und Piketty nur r>g
sieht, sieht Henri Theil
auch die Shannon entropie
"am werke".

Und? Das sind unterschiedliche Ebenen, die nur in losem Zusammenhang stehen. Du sagst ja selber: Emergenz kann festgestellt werden, ohne die Molekülebene auch nur zu kennen.
Bei Zins willst du die Ebenen dann verbinden. Seltsam.

Der Debitist sieht eben nur was er sieht (Baum) aber sieht nicht was er
nicht sieht (Wald).

Polemik ist auf Dauer nicht geeignet, eine konstruktive Diskussion zu führen.

Ich hatte in meinem ganzen Leben nicht im Ansatz ein so großes Heurika
erlebnis wie Entropie und die universelle Anwendbarkeit zu verstehen.
Gerade auch die Anwendbarkeit über so viele Fachgrenzen hinweg. Zum
ersten Mal sah ich an so viele Stellen Wald wo ich zuvor nur
Bäume sah.

Gratuliere, völlig ironiefrei. Solche Momente sind unsagbar prima.

Auch Albert Einstein war ähnlich beeindruckt und hätte sogar eher seine
eigenen Theorien verworfen (und ich denke es sollte klar sein, dass
Einstein alles andere als dogmatisch war):

"A theory is the more impressive the greater the simplicity of its
premises, the more different kinds of things it relates, and the more
extended its area of applicability
. Therefore the deep impression that
classical thermodynamics made upon me. It is the only physical theory of
universal content which I am convinced will never be overthrown
, within
the framework of applicability of its basic concepts."

Na, welche Annahme entspricht jetzt eher den Kritrien, die er aufstellt. Zins fehlt überall oder Entropie? Die "simplicity" dürfte beim Zins liegen.

Metaphysik ist meine Sache nicht, dafür schätze ich Rationalität zu sehr. Es wohnt der Metaphysik inne, sich der kritischen Auseinandersetzung zu verweigern (da sie sonst auch Rationalismus und Empirie wäre). In dem Sinne beende ich die Diskussion hier, denn ich möchte keinen Auseinandersetzung über Glaubensfragen führen.

Viel Erfolg bei deinem Projekt.

Grüße

Mercury


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