Nicht die Wölfe töten den Bison...er wird geopfert

Silke, Mittwoch, 25.02.2015, 16:48 (vor 3943 Tagen) @ nemo10339 Views
bearbeitet von Silke, Mittwoch, 25.02.2015, 17:47

Lieber nemo,

Der Leitbulle tötet ihn.
Und das ist kein Zufall sondern eine strategisch richtige Einschätzung der Situation und eine Handlungsnotwendigkeit um die Herde zu retten.
Die Wölfe lassen nicht mehr locker.
Ewiges Wagenburgverteidigen geht nicht.
Flucht geht nicht.
Das Opfer muss gebracht werden.

Der Ausschnitt ist aus der Doku "Eisige Welten" unverfälscht und unverblümt.
Natur ist kein Paradies.
Die Herde wird aus der Situation ansonsten unversehrt entlassen.
Wenn ich das Opfern und das Beten als Heilungversuch einer Notsituation erlerne, werde ich es auch immer wieder und mehr einsetzen.
Priester haben schon immer ihre Taten mit dem Willen der Götter legitimiert.
Hochkulturen haben Kriege geführt um genügend Opfermasse für ihre Götter zu haben.
Vor +/- 10000 Jahren gab es weltweit gravierende klimatische Veränderungen...der ultimative Stressor.

Ich habe Dich aber mehr verwirrt, als Dir geholfen.
Die Anwendung des Dottoreschen Debitismusmodells auf die nichtmenschliche organische und anorganische Natur wird hier nicht so gern gesehen.
Sie verwirrt noch mehr, als die Beschreibung des sogenannten "Kapitalismus" als Debitismus.

Die Frage war:
Wieso konnten Gemeinschaften friedlich miteinander leben, während wir es in Gesellschaft nicht mehr können?

Meine Antwort ist:
Weil sie keine ausreichend große Not erlitten (sie konnten flüchten oder sich durch alternatives Verhalten retten - adäquate Nachschuldner finden).
Wenn Lebewesen unter lebensbedrohlichen Stress geraten werden die Individualinteressen von Einzelnen aufgehoben. Ein Tabubruch wird vollzogen wie ein Kainismus/Siblizid.
Ein friedlicher Pflanzenfresser tötet dann einen Artgenossen.
So haben Menschen auch angefangen Tier- und dann Menschenopfer darzubringen (in Göbekli Tepe findet sich eine Opferschale, die Phönizier opferten laut Bibel ihrem Gott Moloch sogar Kinder, Kriegsgefangene bei Inka,Azteken und Maya usw.).
Vom Opfern ist es nicht weit zum gewaltsamen Wegnehmen und Unterwerfen.

Der Debitismus startet nach der Zerschlagung der Segmente aus dem Erwachsen der gewaltpotenten Symbolmacht aus der vormals bestandenen Verantwortung der Funktionsautorität.
Der Missbrauch der Macht ist dann nur noch eine logische Konsequenz.
Der Tribut-/ und Abgabeforderer verbessert die eigene Bilanz auf Kosten einer Verschlechterung der Bilanzen der Unterworfenen.

Wir opfern heute andere Menschen und Lebewesen weltweit um unsere Götter (Wachstum, Fortschritt, Zivilisation, Annehmlichkeit, Zersteuung, Fun, name it) milde zu stimmen.

Ein Wolfsrudel wäre niemals so dumm, sich selbst auszurotten.

Ich denke, alle Herdentiere benutzen ihre Waffen gegen die eigene Art wenn sie:
1. unter unerträglichen Stress geraten
2. nicht flüchten können,
3. den Stressor nicht anderweitig abstellen können
4. waffenfähig sind (Körperkraft, Zähne, Werkzeug)

Tabubrüche sind schwer denkbar - werden aber begangen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kannibalismus
http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2011-43/gesellschaft-kannibalismus-im-grossen-stil-die...
Kannibalismus
Mit Vorsicht zu geniessen...

Liebe Grüße
Silke

PS. Der Mensch ist laut Wilhelm Reich nicht von Grund auf böse sondern ein liebendes und geselliges Wesen. Stress stiftet aber Gewalt und Gewalt stiftet mehr Gewalt. Es entsteht ein Gewaltkreislauf, der krebsartig wächst und auf die Folgegenerationen und Nachbarn übergreift.
Die ökonomischen Aspekte sind nachgelagert, da sie nur die Machtverhältnisse ausfüllen.


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