Abstrakte Mathematik und konkrete Anwendung
Hallo Liated,
deine Beiträge schätze ich sehr, doch wenn du deine Betrachtung als auf "d_e_m" Grundsatz wissenschaftlichen Arbeitens basierend präsentierst, muss ich dir leider widersprechen.
Wenn jemand (z.b. Hardcore-Debisten) sagen, “Geld Zinsen fehle
grundsätzlich an allen Ecken†und ein Anderer präsentiert ein
Gegenbeispiel, dann ist dieser Jemand widerlegt.
Wenn ein Gegenbeispiel präsentiert würde, wäre das so. Allerdings präsentiertst du kein Gegenbeispiel. Dazu unten mehr.
Das behauptet nicht nur
ich. Sondern das ist *der* Grundsatz wissenschaftlichen Arbeitens. Ich
zitiere den Mathematiker William Dunnam¹ : << Ein paar Beispiele (oder
deine Geschichte) sind nicht genug ...(.)...In der Mathematik gibt es
unanfechtbaren Grundsatz. Um ein alleingültigen Gesetzmäßigkeit zu
beweisen, bedarf es eines allgemeingültigen Arguments, Um sie aber zu
widerlegen bedarf es eines einzigen Spezialfalles, in die Aussage nicht
zutrifft –Gegenbeispiel genannt.>> Nennt man auch
“reductio
adsurdumâ€.
Schön und gut. Mathematik ist abstrakt: 1 + 1 = 2.
Das ist immer richtig, ob für Äpfel, Birnen oder Geld.
Dennoch ist in der praktischen Anwendung 1 + 1 = 2 irrelevant, wenn dies nicht durch konkrete Bezeichnungen wie "Apfel" oder "Birne" mit Bedeutung versehen wird.
Dabei kann die wunderschöne Abstraktion durchaus zu einem Pseudoargument werden. 1 Apfel + 1 Birne = 2 Obst? Da funktioniert die für die Abstraktion geltende Regel nicht mehr so richtig.
Mein gebrachtes Beispiel der
Saldenmechanik
des Hypozinses ist ein solches Gegenbeispiel, das die
Hardcore-Debisten-These “Geld für Zinsen fehle grundsätzlich an allen
Ecken†widerlegt.
In dem von dir verlinkten Posting machst du genau diesen Fehler. Der Buchungsvorgang funktioniert - schön abstrakt - wie von dir beschrieben. Doch die Realität darunter ist eine andere.
Wenn die Bank ihre Forderung einbucht, dann ist das Geld theoretisch da - und nur theoretisch. Sie bucht allerdings keine Geld, sondern letztlich die Erwartung einer zukünftigen Zahlung.
Praktisch ist diese dadurch noch nicht geleistet. Vermutlich hat der, gegen den die Forderung besteht, das Geld dafür zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal - sonst hätte er keinen Kredit aufnehmen müssen.
Wenn du also mit dem Buchungsvorgang glaubst, das Vorhandensein von etwas Realem zu belegen, dann ist das ziemlich fern von Wissenschaftlichkeit. Du belegst nur die kreative Möglichkeiten von Buchungen.
Was sich ebenfalls konkret recht einfach belegt: Hättest du Recht, hättte und dürfte niemals irgendwo auf der Welt irgendjemand jemals eine Forderung abschreiben müssen. Denn wenn jemand eine Forderung abschreibt, zeigt sich ja das reale Fehlen des Geldes, obwohl es doch schon gebucht ist! Der Zins würde also tatsächlich fehlen.
Damit wäre dein Gegenbeleg hinfällig und deine Argumentation mit "der wissenschaftlichen Grundlage" ebenfalls.
Nix für ungut.
Mercury