MMT

Mercury, Mittwoch, 25.02.2015, 23:34 (vor 3942 Tagen) @ Miesespeter10131 Views

Hallo, Miesespeter,

Allerdings gibt es auch Trampelpfade, die sich ploetzlich aufgabeln.

Klar. Allerdings ist in der Geschichte am Ende nur einer der, der sich wirklich durchsetzt.

Weil in beiden Faellen keine dem Zahlungsmittel entgegenstehende
Produktion oder Schuldbefreiung erzwungen werden konnte.

Wieso nicht? Wie kann ein Zahlungsmittel funktionieren, wenn die Produktion erzwungen werden muss?

Die
Produktionsseite der Wirtschaft war durch Krieg / Eigentumsloswirtschaft
zerstoert. Es gab zwar 'Geld', aber nichts damit zu erwerben.

Das war nach dem Krieg in D auch so.

Nicht einmal
eine Schuldbefreiung beim Staat (da Geldausgabe > Steuerschuld).
Insofern fehlt neben dem Wirtschaftsprodukt auch noch die chartalistische
Grundlage eines funktionierenden Zahlungsmittels.


Abgabeforderung startet den Debitismus.
----Die ausschließliche Gelderzeugung gegen Schuld erzeugt den
Debitismus.


Das ist wohl wahr. Weil die Gelderzeugung aus dem Nichts nicht
funktioniert ...


Ein griffiger Slogan, sagt aber wenig aus. Der Chartalismus (Debitismus
ist hierbei eine Untermenge) sagt doch gerade aus, dass der Wert von Geld
aus dem 'Nichts' entstanden ist, als der Herrscher zum erstenmal ein von
ihm in Umlauf legisliertes Token (Currency) anstatt bisheriger
Naturalabgaben ('10% of everything') als Steuerzahlungsmittel festlegte.

Okay. Der Trick liegt nur darin: Die Herrscher - Staat, König - geben dieses Geld NICHT selber heraus.
Das tut real die Zentralbank. Ein kleiner, allerdings wichtiger Unterschied, m.Mn. nach.

Ebenso ist schon wichtig, dass Anfangs nicht beliebig "Tokens" eingesetzt werden konnten. Es gab ja viele Anläufe z.B. zum Papiergeld. Die Menschen mussten erst einmal "lernen" und auch in sozio-ökonomische Bedingungen hineinwachsen, Papiergeld (z.B.) zu akzeptieren.
Die anfänglichen Goldwährungen waren zwar (in der theoretischen Bewertung) wertlose, erst durch den Steuerzwang im System des Wirtschaftens Bedeutung bekommende Chips. Doch praktisch waren sie auch an die Sehnsucht und den Glauben der Menschen an einen "inneren Wert" emotional aufgeladen.

Zum Dritten: Ein System, in dem jeder weiß, dass die Regierung beliebig Geldnominale erzeugen kann und wird - dieses System wird vermutlich nicht einen Tag funktionieren. Es wird ein erheblicher Schwarzmarkt mit Naturaltausch etc. entstehen, weil dieses "Geld" für wertlos erachtet wird.
Die "beliebige Geldproduktion" muß schon hinter einigen "vertrauensbildenden" Fassaden (wie z.B. den Sicherheiten) versteckt werden.

Der Chartalismus ersetzt das wenig erkenntnisreiche Wort 'Nichts' durch
'Macht', und schon funktionierts.

Dennoch ist es nur ein Teil der Wahrheit. Warum sollte ich
dieses "Geld" benötigen, wenn es nicht "allgemeines Zahlungsmittel"

wäre?

Und wie entsteht dieses "allgemeine Zahlungsmittel"? Sicher nicht durch

die

Einigung Aller in einem vernünftigen Gespräch - vielmehr dadurch,

dass

die Abgabe/Steuer/der Tribut in dieser Währung zu zahlen ist. Sonst

gibt

es Prügel.
Also: Man verschuldet sich in der Währung, in der die Abgabe zu zahlen
ist.


Genau so. Und das widerspricht sowohl der Vorstellung der Gelderzeugung
aus dem 'Nichts', wie auch der alternativlosen Eigentumsbesicherung des
Geldes im Debitismus.

Demzufolge haette auch der Continental vermutlich ein anderes Schicksal
erlebt, wenn die erfolgreichen Revolutionaere die nunmehr vom englischen
Steuerjoch befreiten Amerikaner ihrerseits umgehend mit ausreichend hohen,
scharf sanktionierten auf Continental lautenden Steuerforderungen belegt
haetten (und dazu ein funktionierendes zentralstaatliches
Noten-Emissionsmonopol errichtet haetten).

Vielleicht fehlte ihnen einfach die Macht dazu?

Ja, sicherlich eine Möglichkeit.

Die Modern Money Theory hat sicher einige interessante Aspekte. Doch was ich bisher gelesen habe, ist es eher anders herum: Die MMT stellt einen Spezialfall Debitismus dar. Beleg: Interview mit MitchellDanach ist die MMT speziell auf die reinen FIAT-Währungen seit Ende der Goldbindung ausgelegt.
Sie ist allerdings ein Hoffnungsschimmer - wenn die Leute das zu Ende denken, dann haben sie am Ende sicherlich ein dem jetzigen Debitismus ähnliches Denken entwickelt. Das allein ist wichtig.

Gruss

Mercury

--
„Meine Arbeit ist ein Versuch, mit großer Traurigkeit die Tatsache der westlichen Kultur zu akzeptieren." Ivan Illich


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