Eieieiei! Hat jetzt das Essen schon den Hunger?! (mT)

melethron, phase space, Montag, 23.02.2015, 13:57 (vor 3945 Tagen) @ Zarathustra10765 Views

Hey Zara,

1. Die Herkunft des Begriffs kann man nicht beweisen. Die Mutter
beispielsweise ist oben, das abhängige Kind ist unten.
Die Mutter hat dem Kind gegenüber eine Verpflichtung, die jeder Mutter
schon längst vor der Erfindung der Oekonomie und der patriarchalen
Religion bewusst war.

Also wenn ich Hunger habe, habe ich diesen Hunger, diese Gefühl bei mir und nicht bei der Nahrungsquelle (auf diese hin sich das Gefühl richten mag). Das ist kein von außen her kommendes Gefühl, sondern ein innerliches, dass sich nach außen richtet. Etwas bei einem äußeren Haben (de-habeo) mit Hunger haben zu vergleichen ist in meinen Augen vollkommen absurd und unnatürlich. Mit der realen Welt hat das nichts zu tun. Sowas kann nur einem Zivilisten in einer Kredit tilgenden Gesellschaft passieren. Nicht aber in einer Stammesgesellschaft.

Oder hab ich das falsch verstand und wird jetzt schon die Forderung zur Verbindlichkeit umdeklariert und die Urschuld zur Verpflichtung der Mutter....?!

Kategorielle Missstände?! So schnell kommst du in Verwirrung ob deiner eigenen Begrifflichkeiten?!

Jeder kann das Handhaben wie er will. Wer Hunger als einen von außen auferlegten Zwang und nicht als inneres Gefühl wahrnimmt, ist mit diesen Kategorien bestens bedient. Ich meine mittlerweile gezeigt zu haben, warum ich die Begrifflichkeit - entgegen deiner Unterstellung der Voreingenommenheit - aus guten Gründen ablehne.

2. Hat auch der Dottore unmissverständlich klargestellt, dass er den
Begriff weder religiös noch oekonomisch herleitet, sondern als allgemeines
Sollen, als Verbindlichkeit/Verpflichtung, welche in ihrem Ursprung weder
religiös noch oekonomisch ist. Sie ist biologisch. Religiöses und
oekonomisches Sollen ist nachrangig und leitet sich aus diesem
ursprünglichen, allgemeinem Sollen ab. Das ist Dottores Herleitung,
und nicht das, was Ihr ihm unterstellt. Verbindlichkeit und Verpflichtung
haben weder die Pfaffen noch die Oekonomen erfunden.

http://de.wiktionary.org/wiki/debere

Und ich habe unmissverständlich erklärt warum ich das Begriffssystem ablehne. Es geht in einer Ideologiekritik nicht um eine Kritik der eigentlichen Idee.

In meinem Begriffssystem funktionieren die Begriffe Hunger, Durst, Essen und Trinken auch ganz ohne die Analogien zu Termini aus der Buchhaltung und ich verstricke mich damit nicht in Widersprüche. Wenn "Essen" für jemand "Schuldentilgung" ist, dann kann er das so handhaben. In meiner subjektiven Sicht scheint dies eben mehr über die Weltanschauung des Betrachters als über die Sache selbst aus und wirkt auf mich unnatürlich.

Welchen Erkenntnisgewinn kann man denn daraus ziehen?! Bitte mal konkret und keine Parabeln!

Selbstverständlich nicht, denn diese Frage ist hier oft genug beantwortet
worden, als dass man hier immer wieder eine religiöse Herleitung
unterstellen müsste.

Das wir den Wurzeln unsere eigenen Kultur - trotz aller Beteuerung - nicht gefeit sind, sieht man wohl am deutlichsten bei Friedrich Nietzsches messianischen Übermensch.

Aber nochmal. Ich wollte nur meine Gründe widergeben, warum ich die Begrifflichkeiten des Debitismus ablehne. Ich will niemanden bekehren.

3. Sollte doch gerade dir beim Begriff der Urschuld aufstoßen,
dass ökonomische bzw herrschaftliche Kategorien der Natur

übergestülpt

werden. Oder um es in deinen Worten zu sagen: "Gemeinschaften essen

und

trinken, nur Zivilisten tilgen Urschuld!"[/i]


Es ist umgekehrt. Religion und Oekonomie leiten den universellen
Verbindlichkeits-/Verpflichtungsbegriff ab auf deren Mühlen.


"Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist."

Ich glaube das zeigt
wieder mal Recht deutlich: Du bist scheinbar nicht an einer sachlichen
Diskussion interessiert und du musst einfach nur Recht

haben.....[/i]


Ja, scheinbar. Es scheint Dir, weil Du unzureichend
informiert bist.
Es ist im Gegenteil so, dass Du hier wieder daherkommst und
glaubst, einen Grundpfeiler der debitistischen These mit ein paar
Zeilen zertrümmern zu können, also Recht haben willst über die Vertreter
einer These, die hier lang und breit in allen Facetten durchgekaut wurde.

Genau. Mir scheint... Damit drücken Leute die keine Deutungshoheiten beanspruchen ihre subjektive Meinung aus. Dass dir das fremd ist, scheint mir klar.

Wer sich in vollkommene Widersprüche bei der Begriffsbildung verstrickt und etymologische Belehrungen von sich gibt ohne scheinbar einen blassen Schimmer von lateinischen Präpositionen zu haben, muss das ja auch nicht verstehen. Aber andere - meist stille Leser - können sich dabei ein schönes Bild davon machen, wie du gerade den Debitismus schön selbst zertrümmerst indem du einfach blind um dich schlägst. Ich hab dir nur den Vorschlaghammer angeboten und schau gerade nur noch kommentierend zu!

Das glaube ich Dir sogar. Das Problem ist bloss, dass Du wieder mal nicht
siehst, dass Du nicht siehst, was Du nicht siehst. Die Kritik ist
unausgegoren.

Mir scheint die Kritik berechtigt. Vielleicht scheint es ja anderen mittlerweile auch so.

Die Idee des Dottore deckt sich eben nicht mit Deinen Vorstellungen von
Dottores Idee.
Das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe.

Nochmal. Ich habe nicht die Idee an sich kritisiert. Analogien zu ziehen ist ja kein Thema. Auch Metaphern verwenden ist kein Ding. Meine Kritik richtet sich gegen die kategoriellen Anwendung dieser Idee und die kategoriellen Missstände die sie verursacht. Ideologiekritik ist keine Kritik der Idee selbst sondern der Entwicklung der Kategorien und derer möglichen Implikationen. Wer immer nur seine (Ur-)Schulden tilgt vergisst irgendwann, dass Essen und Trinken was natürliches sind.

Grüße
melethron

--
„It’s the Second Law of Thermodynamics: Sooner or later everything turns to shit.“ - Woody Allen


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