Leserzuschrift von melethron: Der Teufel scheisst immer auf den größten Haufen!

politicaleconomy, Donnerstag, 19.02.2015, 11:53 (vor 3949 Tagen) @ Zarathustra12240 Views

Hallo Zusammen,

Ja, ich erinnere mich noch sehr genau. Ich schrieb damals diese Beiträge:

http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=273562
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=273585

Ich schrieb: "Ja, der Zins fehlt an Stelle XY innerhalb des Systems, aber nicht im System." Blieb meines wissens unwidersprochen und unwiderlegt. Versuche der widerlegung waren meist fehlerbehaftet. Siehe etwa hier:

http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=273272

Meine zentrale Einsicht damals war, dass der Zins (oder andere Chancenungleichheit) das Problem verschärft aber nicht verursacht. Eine weiter Einsicht war, dass es unabhängig von Schulden eben auch bei "Nettogeld" oder "materieller Gütern" vorkommen kann. Und was war deine Reaktion, Zara?

Du nutztest deine Deutungshoheit, dass es darum gar nicht ginge und der Debetismums eine Machttheorie sei:

http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=273578

Dort finden sich etwa Aussagen wie:

"Ja, aber erstens nicht allein deswegen, und zweitens erst auf der Basis dessen, ... "

Lorriot? https://www.youtube.com/watch?v=Sgn0dWnfFx4

Kein einziges Argument zur Sache in dem ganzen posting. Er erläutert seinen Punkt 1 nicht sondern stellt ihn einfach in den Raum.Sein Punkt 2 ist auch nicht zum Inhalt, sondern eine Finte mit der er auf den Aspekt der Macht verweist! Etwas das nie Thema war und auch nicht von mir angezweifelt wurde.

Das Lustige ist: Der selbe Effekt den ich beschreibe findet eben auch bei ... Deutungshoheiten.

Das Kind hat sogar einen Namen und nennt man in der Wissenschaftssoziologie den "Matthäus-Effekt" (nach Matthäus 25,29):

"Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat."

Luta - der mir neben Liated damals die Augen geöffnet hat - zitierte diesen Satz auch hier: http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=258087

Der Matthäus-Effekt beruht u.a. darauf, dass es mehr "Gewicht" hat wenn man sich auf einen bekannten Autor beruft als auf einen unbekannten. Das macht aber diesen Autor noch "anerkannter". Weiterhin bevorzugen Professoren eher Studenten die ihre eigenen Thesen zustimmen als widersprechen. So bilden sich regelrechte Machtzentren oder Deutungshoheiten in der Wissenschaft (aber natürlich auch anderswo - etwa in Internetforen). Diese "Deutungsallokation" sieht nicht zufällig so aus wie Vermögensverteilung. Hier mal als Beispiel die Anzahl der Zititaion nach Anzahl der Autoren aus dem Fachjournal "Nature" von 2010 (Der Peak innerhalb von "Nature" ist sehr stark da "Nature" selbst unter den Journalen auch eine "Deutungshoheit" hat. vgl: http://www.researchtrends.com/wp-content/uploads/2012/01/F1000-graph.png).

[image]

Vermögensverteilung wird ja meist "andersrum" dargestellt (rechts reich - links arm), aber das ist eben nur eine Frage der Darstellung. Bei der Zititationsverteilung hat man ganz links quasi die "Superzitierten" (They get all the CREDIT!) und umso weiter man nach rechts geht umso mehr nimmt das ab.

Eine weitere Parallelle sind dann die Krisen. Mit steigender "Deutungsallokation" werden zum einen die systemimanenten Widersprüche immer klarer, während auf der anderen Seite die "Alternativlosigkeit" (TINA) immer mehr zunimmt (Quasi jeder Theoretische Physiker ist Stringtheoretiker. Es gibt da schon auch Gründe dafür - aber die Gewichtung gegenüber Alternativen wie Loop quantum gravity ist vollkommen aus dem Ruder. Auch die Gewichtung der "Koppenhagener Deutung" ist verhältnismäßig viel zu dominant). Es reicht dann irgendwann nur ein kleiner Anstoß (ein neues Paradigma vgl. hierzu auch Kuhn und Feyerabend) und das Kartenhaus bricht in sich zusammen. Die Krisenprofiteure werden dann die "Superzitierte" im nächsten Anlauf.

Aber ist ja alles nur wegen den "Schulden" und dem "fehlende Zins". Leider kann man sowas auch nicht ernsthaft diskutieren, wenn es an den Mathe Kenntnissen mangelt (Schon der Versuch ist ein fataler Fehler! - Ganz im Sinne eines bekannten Mark Twain Zitats)

Wer sich von Zarathustra einlullen lassen will, soll das gerne tun. Ich bin gerade nur vorübergehend Leser/Gast und verziehe mich aus dem Gelben bald wieder (auch etwas was "Deutungsallokation" verstärkt). Ich möchte aber Hilfestellung geben seine eigenen Annahmen zu hinterfragen, einfach auch weil ich mich zulange hab von dem Schuldenmystizismus und dem Zinzschleier hab täuschen lassen und weiß wie es sein kann hier in der "Deutungsallokation" gefangen zu sein. Aber nicht falsch verstehen: Ich hab hier auch wunderbare Einsichten sammeln könne. Etwa zu Macht, Zinnß, Geldschöpfung, Kreditsicherheiten etc. etc. Aber bestimmte Dogmen kann man hier einfach nicht sachlich diskutieren.

Auch ich bin mittlerweile übrigens Keynesianer. Kein vollkommen überzeugter, da ich merke wieviel ich in der Ökonomie übersehen habe und ich noch viel zu lerne hab. Ich lerne nach meinem "Exit" aus dem Gelben teilweise eine ganz neue Welt kennen! Eine ähnliche Entwicklung zum Keynesianer hat ja auch Thomas Strobl (aka weissgarnix) durchlaufen, als er das Forum zugunsten seines Blogs vernachlässigt hat. Und es gibt "da draußen" echt ein paar kluge Ökonomen die eben solche Phänomene wie "Nicht-Ergodiziät" verstehen.

Neben dem Matthäus-Effekt gibt es übrigens auch noch ein sehr interessantes Phänomen. Nennt sich Dunning-Kruger Effekt:

[image]

Ich würde mal vermuten, dass der Matthäus-Effekt hier auch selbstverstärkend mit rein spielen könnte. Bin ich mir aber nicht sicher. Tut aber eigentlich auch nichts zur Sache. Das sind ja wirklich nur die Extremfälle. Wie etwa bei so Religionsspinnern die meinen, dass das Fehlen "eines Beweises für die Nichtexistenz Gottes", das Selbe ist wie der "Beweis der Existenz Gottes" nur um dann lauthals zu verkünden:

"Was zu beweisen war."

Grüße
melethron


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