Das widerspricht sich nicht

pigbonds, Freitag, 17.07.2015, 12:47 (vor 3492 Tagen) @ Silke11717 Views
bearbeitet von unbekannt, Freitag, 17.07.2015, 12:56

Lieber pigbonds,

Es sind die Unternehmen, die Geld/Guthaben schaffen, indem sie
investieren,
d.h. über einen Dritten (der Bank) Guthaben schaffen, indem sie sich

bei

diesem
verschulden und im Prinzip dessen eigene "Schuldscheine" zum Nominal
zirkulationsfähig
sind - ich meine die Guthaben, die man für Zahlungen verwenden kann.


Du argumentierst wie @Zara und gegen die Kausalkette: "Forderung->Tilgung
bei der Geldschöpfung", die ich bei @Ashitaka verstanden (?) habe.
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=354823
Das machst Du beeindruckend gut, weil verstehbar und sachlich.
Es klingt aber so, als wenn Unternehmer mittels GB die Geldschöpfung
betreiben können.
Über diesen Gedanken habe ich schon bei @Zara gestaunt, weil ich es so
herum nicht verstehe.
"Eigentum erarbeitende Nichtbanken sind der Hauptakteur bei der Produktion
von Geld."
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=355033

In einem Staat nutzt es doch nicht, Pilze im Wald zu sammeln, Äpfel vom
Baum zu pflücken. Eigentum wird nicht erarbeitet sondern erzwungen.
Entscheidend ist doch, wer das uneingeschränkte Zugriffsrecht über die
Pilze/ Äpfel per Waffengewalt/Recht hält – der
Eigentümer=Waldbesitzer/ Apfelbaumbesitzer.
Stellt der oder ein Staatsbüttel (Eigentumsgarant)den Sammler, muss
dieser abgeben – laut Ukas, per Waffengewalt erzwungen.

Unternehmer investieren, weil sie von ihren bestehenden und ständig
wachsenden Urschulden (Leben der Unternehmerpersonen/-familien) und
Abgabeschulden (Steueranteile in allem Lebensnotwendigen, dass jeder zur
Urschuldtilgung in einem Staat braucht) runter kommen wollen.


Das widerspricht sich nicht, ich verstehe es als Zangenbewegung von öffentlicher und
privater Seite und am einfachsten wird es über das US-System deutlich, das ich sowieso
für zentral halte, während alle anderen davon abgeleitete Bastardensysteme sind:

Der öffentliche Teil (den ich oben nicht angesprochen habe):
Ich teile die Meinung der "Modern Money Theorists" wie Mosler oder @Mitch83, die
sagen, das Treasury gibt das Geld einfach aus und zieht es dann per Bondauktion
oder Steuer wieder ein. Dabei ist die Bondauktion expansiver, da die Bonds jederzeit
zwecks Liquiditätsbeschaffung bei der FED eingereicht werden können.

Das macht den USD einen "Steuerzahlungsgutschein". Steht auch so auf die "FED-Notes"
aufgedruckt, ".. for public and private debts .."

Es geht aber noch weiter, das Treasury definiert die FED-Notes wie folgt:
- obligation of the US-government
- liability of the FED

Was nicht weiter heisst, als "jeder Dollar ist eine Staatsschuld und wird im
Notenbanksystem passiv verbucht".

Exakt zitiert:
http://www.treasury.gov/resource-center/faqs/Currency/Pages/legal-tender.aspx
Federal Reserve Banks obtain the notes from our Bureau of Engraving and Printing (BEP). It pays the
BEP for the cost of producing the notes, which then become liabilities of the Federal Reserve Banks,
and obligations of the United States Government.

Gedruckt wird hier:
http://www.moneyfactory.gov/

Auf den FED-Notes, das ist ebenso bekannt, unterschreiben Repräsentanten der Regierung, d.h. des
Treasury, und nicht wie überall sonst, Notenbänker.

Was das FED also macht, ist, es rückt lupenreine Staatspapierscheine raus und es
kann die selber gar nicht drucken, weil auch die Druckerei dem Treasury gehört!

Was kann das sagenhaft mächtige FED überhaupt machen? Es heisst doch immer, DIE drucken,
wie sie wollen?
Das FED kann Bonds, also andere US-Staatsschulden mit FED-Notes, im Markt aufkaufen (plus
einige weitere an Staats- oder GSE-Anleihen gebundene Operationen), d.h. es tauscht Staatspapiere
mit Termin gegen solche ohne Termin. (In der Krise gab es noch andere spezielle Operationen)

Das FED ist also nichts weiter, als eine Einrichtung zum Tausch von Laufzeiten - gegen
Gebühr.

Damit haben wir den Traum aller Keynesianer und auch die MMTler behaupten: der Staat
benötigt gar keine Steuereinnahmen, um Ausgaben zu finanzieren.

Und das stimmt auch: wie läuft das nun? Nun, damit der Staat, um genau zu sein die
Regierung, Ausgaben tätigen kann, benötigt sie das OK des Parlaments zum Budget. Wird
ein Defizit bewilligt, bedeutet dies, dass es Ausgaben gibt, die ohne Finanzierung
getätigt werden - ex nihilo sozusagen - resp. die Finanzierung des Defizits findet
direkt bei dessen Entstehung statt, nämlich in dem Moment, wo das FED als Zahlstelle
des Treasury Guthaben ans Geschäftsbankensystem überweist, z.B. um Beamte zu
bezahlen.
Dabei erfolgen diese Forderungsverhältnisse:
- FED hat eine Forderung ans Treasury
- Geschäftsbanken haben eine Forderung ans FED
- Bankkunden haben Forderung an Geschäftsbank

Wow! Sowas haben wir doch schon x-Mal gesehen und wir wissen, wie sowas ausgeht! Doch
halt, was sind die Restriktionen, die wir übersehen? Wieso ist dies nicht Zimbabwe?

Von Gesetz wegen wird verlangt, dass das Defizit mit einer Bondauktion finanziert wird. Wer
muss bieten?
Primary Dealers - also jene Banken, die sich bei der FED durch Einreichung von Titeln
liquide halten können, müssen teilnehmen:
http://www.newyorkfed.org/aboutthefed/fedpoint/fed41.html
Only the designated primary dealers are required to bid a specified amount in every
Treasury auction.

Woher haben aber diese Banken die nötigen Mittel, um an der Auktion teilzunehmen?
Ganz einfach, bei Entstehung des Defizits (siehe oben), erhielten Geschäftsbanken
die Zahlungen des Treasury via FED. Die Mittel sind also vorhanden und so lehrt es
auch Mosler mit seiner MMT.

Liegen die Forderungen ans FED bei nicht Primary Dealer, dann müssen sich diese die
Mittel via Interbank-Lending besorgen.

Je nach Höhe der Gebote ergibt sich die Rendite, die wiederum Grundlage aller anderen
Renditen im System ist.

Somit ist das einzge Risiko für die US-Regierung, Pleite zu gehen, der explizite
Entscheid des Parlaments, das z.B. die Schuldendecke nicht erhöht.


Nun, das war der öffentliche Teil, alles einleuchtend, nur, wie erklärt sich, dass
der USD so irgendwelche Kaufkraft entfalten kann?
Das liegt nun daran, und das blenden die MMTler völlig aus, dass sich private
Unternehmer und Haushalte im Geschäftsbankensystem verschulden und nun zur Produktion
und Innovation gezwungen werden. Wer eine Hypothek hat, muss morgens zu den
warmen Federn raus. Also das 1x1 der Eigentumsökonomik/Steiger/Heinsohn.

Das ist die private Seite.

Wer es nicht glaubt, der kann es hier durchspielen:
http://econviz.org/macroeconomic-balance-sheet-visualizer/
(wurde ursprünglich mal von @Mitch83 gepostet)


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