Ich wollte Dich nicht ausbremsen bei Deinen Überlegungen zum Ur-Soll

Silke, Donnerstag, 20.08.2015, 18:31 (vor 3457 Tagen) @ Hinterbänkler8829 Views
bearbeitet von Silke, Donnerstag, 20.08.2015, 18:40

Lieber Hinterbänkler,

und war einige Tage afk.

Die Urschuld entsteht erst oder nur durch die reflexive Betrachtung mit
der debitistischen Brille - Im Sinne von 'Du erklärst Zentralmacht durch
Zentralmacht: ein Zirkel ohne Ausgang'. Wir schließen von unserem Umgang
mit Hunger und der dann anschließenden Urschuldbefriedigung auf die der
Vögel im Vogelnest.

Ich hänge da halt sehr an den Zahlen vom dottore...60 Tage nichts essen=Ende im Gelände (Hungerstreikbeispiel).

Ich suche aber halt mal den Ausgang. Oder besser: ich fühle da einen...

Ein diesseitiger Animist (z. B. die freibeuterischen vorzivilisatorischen
Menschen) weiß, dass sich beim Tod nur die Form des Bewusstseins neu
konfiguriert (= Leben).

Sehe ich genau so.
Deshalb ist ja diese ganze Ängstigerei der Menschen durch die Monotheisten mit Himmel und Hölle und die anderen Sektierer so eklig.

Möglicherweise empfindet er vollkommen anders, als
wir, wenn er mit dem Tod konfrontiert ist. Er akzeptiert und begrüßt
diesen. Er klinkt sich aus unserer Vorstellung von Natur aus, ohne sich aus
der Natur auszuklinken.

Das machen auch viele durch Zivilisation beschädigte Menschen.
Sie sterben sich durch das Leben.
Andere schaffen es, so wie Du, sich an freuenswürdigen Dingen im Jetzt zu freuen.

Möglicherweise sind nur wir dem debitistischen oder staatlichen Zwang
ausgeliefert, weil wir nicht sterben wollen.

Es wird massiv Druck, Angst und Gewalt aufgebaut, wenn man sich nicht zu wehren lernt. Die Macht der organisierten Gewalt lebt von der Angst der Masse. Da hat Mr. A. völlig Recht.
Kann ich die Angst ablegen, ist die Macht pfutsch - ich wäre nicht mehr erpressbar: Du kannst mir doch nichts!

Der Animist will prinzipiell
sterben. Er weiß, dass er früher oder später Beute anderer Lebewesen
wird und sich dadurch (s)eine Konfiguration von Bewusstseinselementen
transformiert.

Will er sterben? Sicher.
Aber doch wohl erst wenn es soweit ist und nicht eher.
https://de.wikipedia.org/wiki/Animismus_%28Religion%29

Waren es nicht die Trobriander, denen das Leiden der Mitglieder ihres
Stammes 'egal' war und sie eben überhaupt keinerlei Verschuldung
empfanden?

Das weiß ich nicht. Für mich schwer vorstellbar, nicht in gewisser Art mitzuleiden, je dichter sozial verbunden ich bin.

Zu Zaras Vogelnest noch: Es ist übrigens auch nicht so, dass der
Nachwuchs dort schreit und dann die Eltern losfliegen. Das Nest ist absolut
ruhig, obwohl die Kleinen Hunger haben. Erst wenn die Eltern da sind, wird
geschrien im Wettbewerb um das beste Stück und nicht um die Eltern an ihre
'Schuld' zu erinnern.

Du besorgst Dir ja auch Dein Essen nicht erst, wenn der Magen knurrt, sondern finanzierst dauernd vor um den Zins auf Deinen Urschuld zum Termin (Magenknurren) tilgen zu können.
Kaum ist der Zins aber bezahlt, baut sich die nächste Schuld auf: Erneuter Hunger in ein paar Stunden.

Urschuld ist nur eine Möglichkeit das Leben - was möglicherweise
generell irrational ist - zu 'rationalisieren'. Es ist eine sehr gute
Variante. Sehr wahrscheinlich die beste. Aber mir gefällt sie halt
trotzdem nicht. Meine subjektiven Irrationalitäten (Bauch/Intuition,
Herz/Liebe) stehen halt bei diesem Thema - und nicht nur bei diesem - nicht
so sehr auf die Deutungshoheit des rationalen Geistes.

Vielleicht bin ich da zu mechanistisch.
Ich fühle mich, mein Bewusstsein, wenn ich mich nicht durch in naher und fernerer Zukunft zu erwartende Verschuldung und Bemühungen, deren Bedienung sicherzustellen ist, ablenken lasse bzw. wenn ich mich einfach gehen lasse.
Kinder, Mann und Eltern, einige Verwandte und Freunde gehören aber zu mir dazu und schon bin ich schuldhaft vestrickt.

Damit habe ich nun schon fast mein ganzes argumentatives Pulver zu diesem
Thema verschossen. Es wird also möglicherweise nicht wie angesagt ein
eigener Thread dazu geben.

Ist ja auch kein Schießwettbewerb und keine Pflichtveranstaltung.
Jeder interessante Gedanke ist ein Angebot, ein Spiegel, ein sich für den anderen freiwillig Zeit nehmen.
Das ist doch sehr lohnend.

Danke für Deine/Eure Aufmerksamkeit.

Ich danke Dir,
für die vielen guten Aktionen und Posting‘s...
und dafür, dass Du das Gedicht mit uns teilst.

Liebe Grüße
Silke


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