Anmerkungen dazu
Hallo Bernd,
Die Banken refinanzieren sich anders. Die wichtigste Refinanzierungsquelle
für die kleinen Banken wie Sparkassen und Volksbanken sind die eigenen
Kunden, und zwar als Sparer.
Wo haben die Sparer Ihre Geldguthaben oder ihr Bargeld her? In der Einzelbetrachtung (ein paar Haltestationen über) ist deine Feststellung richtig. Doch geht es uns hier doch vorrangig darum, systematsiche Erklärungen zu finden. Wo also kommt das Geldguthaben und das Bargeld der Anderen her?
Die erste Haltestation: Irgendjemand hat mit einem Kreditinstitut ein Kreditgeschäft getätigt, durch welches Sichtguthaben (Guthaben von Geld) gewährt wurden. Es gibt in unserem Zentralbanksystem keine andere Möglichkeit, um Geld systematisch entstehen zu lassen.
Die Refinanzierungssummen bei der Zentralbank entsprechen immer dem gegenwärtigen Geldbedarf aller Systemteilnehmer. Guthaben müssen nicht zwingend refinanziert werden, da die Geschäftsbank in dem Fall nur ein Guthaben auf Geld gewährt hat. Refinanzierungen sind für die Zahlungen im System wichtig, wenn Guthaben eingelöst werden (Auszahlung / Transaktion auf andere GB). Und dafür verlangt die Zentralbank notenbankfähige Sicherheiten (Schuldtitel: Kredittitel oder darauf systematisch basierende Staatstitel).
Das geht ganz ohne ZB-Geld als reine GB-Geld Aktion, wie folgendes
Beispiel zeigt.
Prüfen wir das mal.
Chemiker Dr. A, der einen gutbezahlten Job bei der Firma B. in L. hat,
nimmt bei der Volksbank Dirmstein einen Kredit von 50.000 Euro auf, um sich
bei Weinbauer B für 80.000 Euro ein Grundstück für sein geplantes Haus
zu kaufen. Die 50.000 Euro erscheinen als neues, vorher nicht existentes
Geld auf dem Girokonto von A bei der Volksbank.
Die 50.000 Euro erscheinen als Guthaben.
A hatte schon 30.000 Euro
auf dem Konto und überweist B die 80.000 Euro, und zwar auf dessen Konto
bei der gleichen Volksbank.
Wo kommen die 30.000 Euro Guthaben her?
B wird vom Leiter der Volksbank überredet,
50.000 für 5 Jahre fest verzinst als Spareinlage fest anzulegen - die
Ernte war für B besser als erwartet ausgefallen, er braucht das Geld
aktuell nicht.Da sind also 50.000 Euro GB entstanden und für 5 Jahre existent, die
vorher nicht da waren. ZB oder eine ähnliche Refinanzierung war nicht
nötig.
Doch lieber Bernd.
1. muss die VB Dirmstein eine Mindestreserve halten.
2. wird nicht geklärt, wo die 50.000 Euro von B zwecks Zins angelegt werden (in der Realität über hunderttausende Kreditinstitute weltweit und sich über Millionen Anlagestrategien erstreckend, deren Produkte nicht die VB Dirmstein ins Leben rufen kann).
3. Wo kommen die 30.000 Euro her?
4. In der Realität sieht es doch eben so aus, dass Kreditinstitute Kredit gewähren, wenn neben dem Sicherheitenvertrag auch der anschließende Kapitaldienst gewährleistet wird. Und die dafür notwendigen Einnahmen des Kreditnehmers stammen nicht von der VB Dirmstein, sondern werden über wirtschaftliche Prozesse (Produktionsketten, Dienstleistungsketten, rauf und runter durch die Welt) über hunderttausende Kreditinstitute, In- und Auslandsbeziehungen und damit über Bankengruppen hinweg realisiert. Und für die Transaktion von Guthaben ist immer ein Bedarf an Zentralbankgeld zu decken, bedarf es einer Refinanzierung bei der ZB, deren systematische Basis ausschließlich ein Refinanzierungsgeschäft eines Kreditinstituts bei einer Zentralbank darstellt. Welche der notenbankfähigen Titel in diesem V-System nun bei der Zentralbank hinterlegt werden, ist, solange das System an der Basis (=das Kreditgeschäft) funktioniert, unerheblich. Sie basieren systematisch alle auf Kredittiteln.
So läufts. Das GB-Geld basiert zwar auf dem ZB-Geld aber es hat seine
eigene Existenz.
Nein, nicht einmal bankenintern. Sollen die Geschäftsbanken Rendite erwirtschaften, um Zinsen an die Guthabenhalter zu zahlen, müssen sie Beziehungen mit anderen Instituten eingehen, d.h. an andere Institute Guthaben transferieren, bevor sie Rendite realisieren. Solche Transaktionen sind immer, wie Bill Hicks fein säuberlich dargestellt hat, an den Bedarf von Zentralbankgeld genüpft. Die Produktpalette eines Instituts alleine reicht aufgrund fehlender Nachschuldner alleine nicht aus, die Anlage muss sich heute weltweit über Fonds, Staaten und sonstige Produkte auf das verbleibende Nachschuldnerpotential erstrecken. Ich denke diese Komplexität siehst du nicht und meinst, man könnte auch alles irgendwie in einem einzigen Institut abwickeln. Das geht aber an den realen Bedingungen (dem debitistischem Nachschuldnerdruck) vorbei.
Herzlichst,
Ashitaka
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