Hayek und entnationalisierte Währungen

Silberengel, Donnerstag, 14.05.2015, 15:26 (vor 3555 Tagen)7734 Views
bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 14.05.2015, 16:16

Hallo

Auch wenn die Diskussionen schon mal stattgefunden haben, möchte ich dennoch noch einmal aus debitistischer Perspektive (und mit Hilfe von Informationen aus dem Archiv) zusammenfassend darstellen, dass es zum Geschäftsbankengeld mit dem dahinter liegenden staatlichem Geld erst mal keine Alternative gibt, es sei denn, wir würden eine gänzlich neue Wirtschaftsordnung haben.
Für inhaltliche Verbesserungen, falls notwendig, wäre ich dankbar.

„Herrschaftsloses Geld" á la Hayek, welches auf dem freien Markt* entstehen würde, wäre entweder

a) eine Metall- oder Rohstoff-Währung („Gutscheine")
b) oder umlauffähige „Gutscheine" bzw. „Schuldscheine" oder Wechsel von hochproduktiven und haftenden vertrauenswürdigen Gläubigern.

Beides gäbe dem Geld eine „Deckung" – warum aber a) eigentlich keine echte Deckung darstellt, dazu gleich mehr.

Bei b) haften die Gläubiger mit ihrem Eigentum und geben aber zusätzlich die Garantie bzw. vermitteln das Vertrauen, dass sie für die Deckung ihres emittierten Geldes auch zukünftig (unter Existenz-/Schuldendruck) regelmäßig Güter/Dienstleistungen produzieren, so dass jeder Geldhalter „sicher" sein bzw. mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen kann, dass sein Geld auch in 10 Jahren oder länger als Wertaufbewahrungsmittel noch Kaufkraft hat.
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* Freie Märkte würde allerdings voraussetzten,
dass wir völlige machtlose monopol-/oligopolfreie Märkte und völlige Informationssymetrie hätten, also eher in den Bereich Utopie
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In einem freien Wettbewerb würden die Menschen gedeckte Währungen den ungedeckten immer vorziehen. Deckung heißt aber nicht nur, was gegenwärtig in den Warenlagern/Rohstofflagern liegt oder als Pfandgut (zum Marktpreis) hinterlegt ist wie Maschinen, Gebäude u.a. Kapitalgüter, sondern was permanent und auch zukünftig an (Kapital-/Konsum-)Gütern produziert wird.

Das ist auch logisch, denn wenn heute alle aufhören zu produzieren, ist in Folge alles Geld und auch die Pfandgüter (Maschinen, Gebäude, Fuhrpark) preislich nichts mehr wert. Dann könnten die Lager bestenfalls noch einmal geräumt wären und es wäre Schluss.
Es würde lediglich noch ein privater Gebrauchswert der Kapitalien zurückbleiben. Denn Maschinen, LKW-Flotten, Schiffe, Patente oder Fabrikhallen u.v.a., die keine zukünftigen monetären Einnahmen mehr erzielen bzw. regelmäßig keine Konsumgüter mehr produzieren, sind wertlos.

Wer dann noch Geld(guthaben) hat, ist arm, weil es keine Kaufkraft mehr hätte. Da würde gesamtwirtschaftlich auch kein Gold mehr helfen, wenn niemand mehr etwas produziert.
(Ich möchte aber jetzt nicht von einem hypothetischen Crahszustand philosophieren. Das überlasse ich den Goldbugs).

Auch die Zentralbanken haben kein bloßes Gold zum Gewicht x in ihren Bilanzen verbucht, sondern monetär bewertetes Gold zu Marktpreisen mit einem passiven bilanziellen Gegenposten. Marktpreise entstehen logischerweise aber nur, wenn die Wirtschaft laufend unter Produktionsdruck steht und damit Güter zu Preisen produziert und in Verbindung damit auch Geld(guthaben) geschöpft werden. Und je mehr Geld(guthaben) geschöpft werden, desto volatiler u.U. die assetpreise

Wir sehen also, dass Gold auch nur ein beliebiges Gut ist wie jeder andere Rohstoff und keine bessere Deckung darstellt als andere Rohstoffe oder Kapitalgüter.
Von daher war z. B. die Ablösung vom Goldstandard auch konsequent. Ein obsoletes Verbleibsel aus alten Zeiten aber ein beliebtes Spekulationsprodukt für die Goldbugs und ein begehrter Rohstoff für Schmuckproduzenten u.ä.. Wenn also im Internet besonders für Gold propagiert wird zur angeblich besseren Stabilität der Währung, kann man sicher sein, dass dahinter oftmals irgendwelche monetäre Interessen stehen.

Denn als Währungsanker macht es wenig Sinn, genauso wie ein „globaler Rohstoffkorb".
Denn das ist schon deshalb unlogisch, weil sich unser BIP hauptsächlich von den Rohstoffen nur „ableitet". Wir tauschen ja nicht Erdöl gegen Weizen. Welche Geld„menge" (oder besser -summe) sollten wir also der Rohstoffmenge/ dem Gold äquivalent zuordnen?

Erst durch die Verarbeitung der Rohstoffe entstehen ja zahlreiche Güter und Dienstleistungen, welche das wachsende BIP bestimmen.

Daraus ergibt sich dann eine bestimmte benötige wachsende Geld(guthaben)menge, um ein Maximum an Transaktionen im Güterbereich möglich zu machen.
Und der gegenwärtige Konsumgüterhaufen in den Lagern kann Geld auch nicht dauerhaft decken, sondern wie gesagt nur einmalig bis zur Lagerräumung.

Die benötigte und relevante Geldmenge ergibt sich hingegen aus der Gesamtverschuldung aller Wirtschaftenden und die Deckung durch deren Bonität. Warum ist das so?

Diese haben nämlich in Summe bestimmte Produktionspläne/Kaufpläne, wozu sie Geld(guthaben) brauchen, um zahlungsfähig zu sein, welche sie aber oftmals noch gar nicht auf dem Konto haben. (Es sei denn, jeder stellt sich nach Belieben Willkürgeld her).

Obwohl sie also noch nicht liquide sind, müssen/wollen die Privaten aber wirtschaften und Bezahlungen tätigen, also gehen viele in Vorfinanzierung, nicht nur um die Rohstoffe/ Maschinen/Betriebsmittel u.v.a. zu kaufen und zu bezahlen, sondern auch damit zukünftig die Produktion aufrecht zu erhalten.
Der ganze Produktionsprozess basiert also auf zahlreichen Vorfinanzierungen und damit „Versprechungen", dessen Erfüllung in Geld(guthaben), sprich die endgültige Tilgung des Kredites, erst zu einem zukünftigen Erfüllungstermin stattfindet, falls diese Umsätze am Markt realisiert werden können. Unsere Deckung des Geldes hat also immer etwas mit der Zukunft und Versprechen zu tun, sowohl seitens Unternehmer als auch der privaten Haushalte.

Durch diese zahlreichen Vorfinanzierungen vieler Unternehmer kommt es zu einem notwendigen Aufschuldungsprozess, damit private Wirtschaft überhaupt erst Dynamik erhält und der Produktionsprozess für viele entstehen kann.

Wenn jemand z. B. eine Hotelanlage baut, oder ein Spediteur LKWs kauft, oder eine Werft Schiffe baut, müssen diese Unternehmer sich oftmals erst viele Jahre vorfinanzieren und Kredit nehmen um überhaupt zu starten bzw. zu wirtschaften. Über viele Jahre verteilt (je nach Kredithöhe, Kosten und Umsatz) können sie dann den Kredit langsam amortisieren oder einmalig tilgen. Während der Kreditlaufzeit können sie aber dennoch wirtschaften und aus ihren Umsätzen sämtliche fixen und variablen Kosten begleichen (Betriebsmittel, Löhne, Gewinne etc.) sprich am „Markt" teilnehmen.

Da des einen Schulden die Guthaben des anderen sind, (denn die Kreditnehmer überweisen ihr Geld ja an andere Unternehmen und Haushalte), kommt es irgendwann dazu, dass stärkere Unternehmen Guthaben akkumulieren und dann sogar aus dem eigenen Eigenkapital investieren können (ohne Kredit bzw. Fremdkapital aufzunehmen).
Andere Unternehmen brauchen hingegen mehr Zeit, ihre Pläne über die Umsätze zu realisieren und haben längere Kreditlaufzeiten.

Wird Guthaben dann noch zusätzlich akkumuliert, weil die Ausgabepläne der Haushalte und Unternehmen nun mal verschieden sind, und nicht alle im Gleichschritt wirtschaften und sofort alles verausgaben, kommt es an anderer Stelle zu Liquiditätsmangel in der Wirtschaft, es braucht also zusätzliche Aufschuldung/Geldschöpfung, um diesen Mangel laufend zu überbrücken.

Diese notwendige Aufschuldung kann wiederum entweder dadurch geschehen, indem durch Kredite gänzlich neues (umlauffähiges) Geld emittiert wird oder indem Fondgesellschaften u.ä. und der Staat (in Form von Anleihen) schon bestehende akkumulierte Überschüsse der Sparer (welche aus früheren Verschuldungen entstammen) aufnehmen. Dabei wird allerdings die Geldmenge nicht ausgeweitet sondern die Überschüsse durch Anleihen etc. aufgenommen und in die „Zirkulation" gebracht. Es entstehen neue Verschuldungsketten mit neuen Erfüllungsfristen.

Alles in allem erkennen wir, dass die benötigte emittierte Geldsumme sich nicht durch eine Goldmenge/Rohstoffmenge definieren kann, sondern durch die Produktionspläne (Verschuldungs-/und Sparplänen) vieler Unternehmer, welche auf Gewinne und Kostendeckung hoffen, wobei die Schuldner mit ihrem Eigentum und ihrem Leistungs-/Zahlungsversprechen haften.

Je nach Marktlage ergibt sich hier eine bestimmte Bonität der Schuldner. Je mehr bonitäre Schuldner, desto höher die Deckung der Geldguthaben. Je mehr „schlechte Schuldner", desto geringere Deckung der bestehenden Geldmenge.

Die Bonität ergibt sich daraus, wie gut ein Unternehmer plant und den Markt permanent bedienen d.h. künstliche Nachfrage erzeugen kann, um regelmäßig an die wertvollen Schuldentilgungsmittel/Zahlungsmittel zu kommen. Je länger die Laufzeiten der Kredite, desto mehr wirtschaftlicher Spielraum für die Privaten, desto höher allerdings das Marktänderungs-/Preisänderungsrisiko.

Von daher musste auch mit der ständigen Expansion der Wirtschaftsräume die Goldparität aufgeweicht werden (unabhängig jetzt mal von staatlichen oder Bankinteressen), da der Liquiditätsbedarf immer höher war als die Goldmenge bzw. man mit der Goldmenge in der Produktion nicht nachkam, um die Liquidität bzw. sämtliche Vorfinanzierungen der Wirtschaftenden sicherzustellen.
(Dazu kommt noch, dass die Rohstoffabbau in den Minen heute ebenfalls sehr hoch vorfinanziert ist).

Wirtschaft ist ergo keine Tauschveranstaltung, auch wenn es teilweise so aussieht – und wenn die Neoklassiker immer geglaubt haben, Geld ist nur ein neutraler Schleier über den Gütermärkten –

sondern Wirtschaft ist überwiegend ein kreditärer Prozess und immer in die Zukunft (auf zukünftige Amortisation) gerichtet. Die Tauschprozesse (Geld gegen Ware) ist nur das letzte Ende der Kette im Produktionsprozess.
Und je mehr Unternehmer bereit sind, Kredite aufzunehmen und mit ihrem Eigentum zu haften, desto mehr Wirtschaft entsteht und desto höher ist die Geld(guthaben)menge und damit auch die Akkumulation.

Tritt also der Staat dazu noch ins Spiel als „infallibler" Schuldner, können Kreditlaufzeiten noch weiter gestreckt werden, da private Haftungsräume erweitert werden. Zudem bringt der Staat als Ersatznachfrager hortende Überschüsse wie gesagt wieder in die Zirkulation, wodurch an anderer Stelle wieder Umsätze realisiert werden können. Dadurch steigt zwar die Staatsverschuldung, es können aber Deflationen/Rezessionen verhindert oder zumindest lange hinausgezögert werden und es kommt zu Wachstumsbeschleunigungen.

Hätte man die Goldparität ergo nicht aufgeweicht (egal ob staatlich oder seitens der Banken im „free banking"), hätte sich der Kapitalismus/die arbeitsteilige Wirtschaft nicht dynamisch ausweiten können. Es wären niemals so viele Unternehmen (und damit monetäre Einkommen) entstanden wie sie sich bis heute entwickelt haben, da die Liquidität für Vorfinanzierungen und Kredite schlicht weg an allen Ecken und Enden gefehlt hätten. Es hätte imho auch keine Industrialisierung ohne Kreditprozesse gegeben.

Es wäre ein Spiel weniger und die arbeitsteilige Wirtschaft würde sich überwiegend (aufgrund des niedrigen Geldvolumens) auf sehr niedrigem Subsistenzniveau abspielen. Vor allem dann, wenn es auch noch zu Goldhortungen kam, wie es historisch auch vor der Entstehung der Banken der Fall war.

Der Kapitalismus entfaltete sich auch historisch betrachtet bis heute erst richtig durch private umlauffähige Schuldtitel (private Wechsel, Goldzertifikate) und später durch Banken, die sich notwendigerweise mitentwickelten, da sie das Eigentum von Gläubigern konzentrierten und die Überprüfung der Schuldner übernahm.

Man kann also erkennen, das eine Aufweichung des GOldstandards nicht nur staatlichen Machtinteressen diente (obwohl diese ihnen sehr entgegen kam, denn je mehr private Kredite und je mehr Produktion, desto mehr Steuern und Abgaben sind möglich), sondern generell notwenig ist in einer Wirtschaft, um zu Wachstum zu gelangen.

ZU HAYEKS ENTNATIONALISIERTEN WÄHRUNGEN

Das Vertrauen in die Geldemission (auch international) entsteht heute (trotz Krise) immer noch dadurch,
a) dass die Geschäftsbank ein „besserer" Schuldner ist als ein privater Emittent, der z. B. (digitale) Wechsel oder Gutscheine emittiert.
b) indem die Zentralbank zusätzliche Kontrolle über die private Geldschöpfung hat.

a)
Denn eine Bank deckt das Buchgeld, welches im privaten Kreditprozesse entsteht, (wir erinnern uns, es sind die privaten Schulden, die die Bank in ihre eigene Bücher schreibt und als Giralguthaben umlauffähig macht) nicht nur überwiegend durch ihr haftendes (Kern-)Eigenkapital bzw. durch ihre zusätzliche Risikoübernahme, sondern, indem sie private Pfänder der (möglichst bonitären) Kreditnehmer und deren Leistungsversprechen „monetisiert". Zudem hat sie die Möglichkeit der Risikostreuung und der Fristentransformation. Das alles könnten einzelne Nichtbanken unter sich kaum oder nicht leisten.

Da wir der Bank als Dienstleister eine höhere Kompetenz zuschreiben in all diesen Aufgaben als den Privaten, überlassen wir die Geldschöpfung ergo den privaten Banken, die für uns laufend die liquiden Mittel schafft, um laufende Zahlungen bzw. Käufe und Verkäufe zu ermöglichen.

Es werden zwar auch unter Privaten Lieferantenkredite gewährt, aber nur kurzfristig. Kredite unter anonymen Privaten sind halt sehr begrenzt.
Und sollen diese Kredite auch noch umlauffähig sein und als Geld bzw. allgemeines Zahlungsmittel/Schuldentilgungsmittel dienen, kämen nur
(digitale oder physische) Wechsel von starken Gläubigern /-gemeinschaften in Betracht. Es gäbe dabei weder eine Risikostreuung noch eine Fristentransformation. Die Zahlungsmittelmenge wäre also sehr begrenzt.

Banken schaffen also ein einheitliches Zahlungsmittel/Schuldentilgungssmittel = Giralgeld) mit hoher und breiter Akzeptanz für alle Nichtbanken. Die Akzeptanz und Deckung leitet sich wie gesagt dadurch ab, dass sowohl Gläubiger der Banken mit ihrem Eigenkapital haften (vorwiegend Aktionäre) als auch die vielen Schuldner mit ihren Pfändern und Leistungsverprechen. Die rechtzeitige Erfüllung der Versprechen der Schuldner zum vereinbarten Erfüllungstermin wird von den Banken im Eigeninteresse kontrolliert. Dadurch ist die Deckung des Geldes von dieser Hinsicht zumindest gewährleistet (ungeachtet des Kreditrisikos).

b)
Damit die Geldemisison aber nicht unkontrolliert verläuft bzw. die Kontrolle NUR den privaten Banken unterliegt, steht hinter den Geschäftsbanken noch die Zentralbank als „lender of last resort", welche als einzige Institution gesetzliches und für alle gültiges Geld schöpfen darf, und geldpolitischen Einfluss behalten will.
Es ist auch die einzige Währung, die den gesamten Währungsraum (inclusive der vielen dokumentierten Leistungsverprechen aller privaten Schuldner, welches dem Geld die Deckung gibt) repräsentiert und abbildet.

Also auch wenn die Nichtbanken sich mit ihrem geschöpften Geschäftsbankengeld (wie oben beschrieben) ihre Schulden gegenseitig saldieren (bzw. tilgen) und Käufe und Verkäufe tätigen, müssen Banken letztlich dennoch stets untereinander dafür sorgen, dass diese private Kredittilgung sich auch im gesetzlichen Zahlungsmittel im Interbankenmarkt vollzieht (auf der Aktiva ihrer Bilanz ein Ausgleich stattfindet).

Dazu müssen Banken laufend private Schuldtitel (überwiegend Staatsanleihen), welche aus den beschriebenen privaten Kreditprozessen entstehen, im Rahmen der „Repogechäfte" (Geschäfte mit Rückkaufvereinbarung zum fixen Termin) bei der Zentralbank einreichen, um sich gesetzliches Zahlungsmittel zu besorgen, welches dann erst ENDGÜLTIG schuldtilgende sein können zwischen den Banken.
Eine Überweisung von Buchgeld von Bank A nach B ist erst mal nur schuldtilgend im Nichtbankenbereich, also zwischen den Privaten.
Jede Kredittilgung muss aber entweder sofort oder verzögert
(Interbankenkredite) auch im Interbankenbereich erfolgen.

Die Zentralbank behält dabei überwiegend die Kontrolle über die gesetzliche Geldmenge, indem sie bestimmt, wie lange die Laufzeiten der eingereichten Schuldtitel sind und welche Qualität diese haben dürfen im Rahmen der Tenderauktionen. In „credit boom" Zeiten kann sie zusätzlich über den Zinskanal oder Offenmarkt Einfluss nehmen auf die Geldmenge und somit auch auf die private Geldschöpfung. Das gelingt ihr aber nur ungenügend, also eine vollständige Geldmengenkontrolle ist ausgeschlossen, ohne die Wirtschaft zu schädigen.

Die Zentralbank ist allerdings stets im Dilemma, einerseits die Geldmenge kontrollieren zu wollen und andererseits die Liquidität der Privaten und die Wirtschaft nicht auszubremsen. (Das ist aber ein anderes komplexes Thema).

Aus diesen hier beschriebenen Prozessen der Kreditentstehung sowohl auf der Geschäftsbankenebene (erste Stufe) als auch auf der Zentralbankenebene (zweite Stufe) leitet sich prinzipiell(!!) die globale Akzeptanz der gesetzlichen Zahlungsmittel ab. (Dass diese natürlich auch mittlerweile einem Vertrauensverlust unterliegt, ist erst mal ein anderes Thema).

Hätten wir jetzt wieder viele entnationalisierte Währungen á la Hayek, die im Wettbewerb stehen, käme dies breite (globale) Akzeptanz nicht zustande, denn mit einem einheitlichen Zahlungsmittel möchte ich sämtliche Kaufoptionen auf dem Weltmarkt haben und nicht laufend in andere Währungen wechseln. Denn die Marktkräfte laufen immer mehr auf große Währungsräume hin, da die globale Arbeitsteilung und Güterhandel zugenommen hat.

Und da wie gesagt nur gedeckte Währungen sich durchsetzen würden im Wettbewerb, dessen Deckung auch kontrolliert und durch eine maximale Anzahl von Schuldnern gewährleistet ist,
Währungen aber hingegen nicht durch Gold oder sonstiges langfristig gedeckt sind, wie ich bereits dargestellt habe, sondern durch Versprechen der Produzenten in Zukunft regelmäßig zu produzieren – und durch zusätzliche Belastung der Pfänder, welches zusätzlich einen „Erfüllungsdruck" verursacht – würde sich also stets das Kreditgeld/Geschäftsbankengeld durchsetzen, weil es am besten alle Funktionen erfüllt, sowohl als Schuldentilgungssmittel als auch als Zahlungsmittel und Wertaufbewahrungsmittel.

Es würden sich wiederum viele starke Gläubiger zu einem Kartell zusammenschließen und eine Bank gründen und die Geldmenge Inflationieren, da aus anfangs genannten Gründen laufend Geldbedarf da ist, um alle Vorfinanzierungen bzw. Liquiditätsbedarf abzudecken.
Das kann man nur leisten, wenn man die Geldschöpfung entweder maximal ausdehnt (möglichst begrenzt auf bonitäre Schuldner).

Es würde auch nicht zu mehr Stabilität kommen bei vielen privaten Währungen, sondern halt zu mehr Deflationen und Insolvenzen (verbunden mit viel Armut), weil viele Finanzierungen nicht mehr gestemmt werden könnten. Denn welche Währung sollte ich denn unter den vielen verschiedenen privaten Währungen international im Wettbewerb nun annehmen? Den Chiemgauer etwas oder bitcoins? Wie sollen diese Zahlungsmittel ausreichend geschaffen werden ohne Kreditexpansion? Wie können diese ausreichend alle Funktionen des heutigen Geschäftsbankengeldes übernehmen?

Und international würde kaum jemand irgendwelche beliebigen privaten Gelder akzeptieren, welche nicht den gesamten Währungsraum repräsentieren.

Es käme vermehrt zu Bartergeschäften, welche aber auch nur sehr begrenzt möglich wären, oder es fänden schlichtweg keine Finanzierungen statt. Von daher würden sich imho automatisch und marktbedingt Geldschöpfungskartelle bilden und sich wenige Währungen durchsetzen. Diese Prozesse hatten wir doch alle schon im free banking Zeiten. Da war das Geld auch nicht stabiler, nur war die Wirtschaft noch nicht so groß und komplex wie heute.

Gruß


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