Was kapiere bloß ich immer nicht???
Guten Tag,
Seltsam, das alles. Was kapiere bloss ich immer nicht???
Es liegt zwar außerhalb meiner Vorstellungskraft, aber vielleicht hast du nicht kapiert, dass das Leben nicht nach Schema-F determiniert ist und es, Gott sei Dank, nicht nur ausschließlich eine Frage der Methode ist, um Menschen oder unsere Sprösslinge zielführend in die gewünschte Bahn zu lenken. Nach meiner überschaubaren praktischen Erfahrung halte ich die Wirksamkeit von pädagogischen Methoden mittlerweile für überschätzt.
Obwohl meine beiden Töchter (16 und 17) unter quasi identischen Bedingungen aufgewachsen sind, unterscheiden sie sich in vielen ihrer Wesenszüge wie Tag und Nacht. Geschwister mit unterschiedlichen Wesensmerkmalen finden sich auch bei etlichen Eltern in unserem Freundeskreis und gewisse Wesensmerkmal wirken sich eben auch auf die Lesemotivation und damit auch auf die zukünftigen, damit verbundenen Kompetenzen aus. Die engagierte Mutter meiner Töchter ist studierte Sonderpädagogin und hat immer vorgelesen und nicht vorm Fernseher geparkt. Meine ältere Tochter zeigte im Lesen und Schreiben ein gewisses Naturtalent, das dann aber bis auf Weiteres erstmal im Sande verlief, da sie ihre Zeit nun lieber damit verbringt, in ihrer Onlinecommunity rund um die Uhr vermeintliche Trivialitäten auszutauschen. Laut letztem Halbjahreszeugnis erscheint ihre Versetzung als ausgeschlossen. Meine kleine Tochter tat und tut sich wesentlich schwerer mit dem Lesen und Schreiben, hat aber noch verhältnismäßig regelmäßig ein Buch am Wickel.
Frage der Motivation. Essen tun sie, wenn's schmeckt. Da muss man sie eher bremsen.
Und wenn man nicht motiviert ist, motiviert CM mit der methodischen Brechstange? Mir hättest du alles an Lesestoff vorlegen können. Es hat mir immer besser geschmeckt, mit Freunden draußen rum zu tollen als mich in Büchern zu versenken. Auch heute noch würde ich mir im Urlaub eher ein Fahrrad organisieren und in der Gegend rumfahren, als lesend am Strand rum zu hängen.
man kann fehlerfrei lesen und anschliessend schreiben in fuenf bis sechs Tagen "perfekt" lernen!
Man kann vielleicht schon, aber möglicherweise nicht jeder. Und wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, lassen sich die Betroffenen vielleicht auch nicht mehr hinreichend von den „Alphas im Buchstabenland“ motivieren.
Dem Alphas-Projekt wurde immerhin der Hessische Medienpreis verliehen. Nur wieso wurde diese wasserdichte Methode von Vater Staat noch nicht flächendeckend zur Anwendung gebracht? Man könnte dann mehr Zeit für weiterführenden staatsbürgerlichen Drill abzwacken und schon mal das Bürgerliche Gesetzbuch durcharbeiten.
Davon abgesehen, dass ich meist nicht genau weiß, wann „alle“ oder „jeder“ groß oder klein geschrieben werden, möchte ich noch von einer weiteren Merkwürdigkeit meinerseits berichten. Wenn ich hier meine paar Zeilen runtertippe, sehe ich oftmals, auch beim X-ten Nachlesen, die gröbsten, sonnenklaren Schnitzer nicht. Wenn ich dann kurz auf‘s Klo gehe, fallen mir diese groben Schnitzer anschließend häufig, nicht immer, wie Schuppen aus den Haaren. Liegt vermutlich daran, dass in meinem Kopf klar ist, was ich schreiben will und deshalb meine Wahrnehmung eindämmert (Betriebsblindheit). In diesem Fall war ich vor dem Posten nicht auf Klo. Umgekehrt reime ich mir beim Lesen fremder Texte in meiner vorauseilenden Phantasie auch gerne Worte zusammen die nicht dastehen.
Mit freundlichen Grüßen
Schneider