...daß diese Furcht zu irren schon der Irrtum selbst ist (mT)
Hey CM,
Ich war auch jahrelang Agnostiker und Skeptiker, bis ich den Denkfehler darin erkannt habe.
Glaube ist keine Frage des Wissens sondern eine Entscheidung. Entweder man glaubt an Gott oder man glaubt nicht. Ein vielleicht kann es im Glauben nicht geben.
Ich habe mich dann entschieden nicht zu glauben und wurde Atheist. Daran wird sich auch nix ändern, selbst wenn ich mal vor Gott stehen sollte. Denn dann glaube ich nicht, sondern dann weiß ich, dass es Gott gibt und muss nicht mehr glauben.
Johannes 20,29:"Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben."
Du fragst dich nun vielleicht worin ich einen Denkfehler sehe? In den praktischen Implikationen. Ein Agnostiker der betet lügt in seiner Handlung. Ein Agnostiker der nicht betet lügt ebenso in seiner Handlung.
Klar würde mir die Problematik durch Kierkaard Sprung in den Glauben und nicht zuletzt auch durch Hegels sich selbst vollbringenden Skeptizismus (=Pragmatismus).
Wer die Erfahrung des Irrens über Induktion zur Metaphysischen Entität erklärt macht es sich nicht nur unnötig schwer, sondern meint das Ding an sich als an sich unerkennbar erkannt zu haben. Betrachtet man Wissen schlicht als relativ kann man erkennen und sich irren ohne über Induktion ein Ding an sich behaupten zu müssen. Kant hat in seiner transzendentalen Dialektik selbst den Ausweg aus der Misere aufgezeigt die er mit dem Erkennen der Unerkennbarkeit des Erkennens selbst fabriziert. Mythische Dinge an sich hinter den Dingen sind nicht so mein Ding, weswegen ich die Dinge nehme wie sie kommen und wenn ich mich irre, dann irre ich mich eben. So what?! Dann hab ich es eben falsch gewusst. Dafür braucht man keinen kantianischen Generalablass vor dem Irrtum. Der Skeptizismus der seine eigene Dialektik erfasst hebt sich durch sich selbst auf (Hegel - PdG):
"Inzwischen, wenn die Besorgnis, in Irrtum zu geraten, ein Mißtrauen in die Wissenschaft setzt, welche ohne dergleichen Bedenklichkeiten ans Werk selbst geht und wirklich erkennt, so ist nicht abzusehen, warum nicht umgekehrt ein Mißtrauen in dies Mißtrauen gesetzt und besorgt werden soll, daß diese Furcht zu irren schon der Irrtum selbst ist"
Den inhärenten Widerspruch des Skeptizismus zwischen Denken (ich kann nix wissen) und Handeln (und trotzdem red ich mit) macht Hegel auch im Kapitel über den Skeptizsmus deutlich. Sehr Lesenswert!
Auch passend zur Furcht vor dem Irrtum: Loriot.
Grüße
melethron
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„It’s the Second Law of Thermodynamics: Sooner or later everything turns to shit.“ - Woody Allen