Sprachlogik hat aber nichts mit Sprechen-Koennen/Prononciation zu tun ...

CrisisMaven ⌂, Freitag, 20.03.2015, 23:31 (vor 3922 Tagen) @ trosinette20256 Views
bearbeitet von unbekannt, Samstag, 21.03.2015, 22:27

Sprachlogik habe ich im Gefühl

Ich nicht.

Erstens glaube ich das nicht, aber das waere ein weiteres Thema ...

Ich habe z.B. nicht im Gefühl, dass das Wort „mimen“, das Du mir jüngst in einer Replik vorgetragen hast, nur mit „i“ geschrieben wird.

Das hat mit Sprachlogik absolut nichts zu tun! (Zu hoffentlich Deiner Erleichterung.)

Es gibt keine "Aussprache". Das ist eine Unsitte in Sprachkursen, von Aussprache geschriebener Woerter zu reden.

Es ist genau andersherum: die gesprochene Sprache ist das sog. "erste Kodierungssystem", Schriftsprache das "zweite Kodierungssystem".

Es gibt sehr wohl Verschriftlichungs-Regeln, und zwar sehr exakte:

[Mihne] = Bergwerk oder Bleistift-Kern ->> "Mine"

[Mihne] = Gesicht ->> "Miene"

Aber umgekehrt gibt es das nicht. Es geht nur "Laut + Bedeutung" = EINDEUTIGE Schreibung!

Um es erstmal ein fuer allemal zu "killen", dieses Vorurteil: sprich' mal ein chinesisches oder japanisches Schriftzeichen aus?!?!?!?!

Ich würde „mimen“ nach meinem Gefühl ganz klar mit „ie“ schreiben.

Ja, weil fuer "lange" I-Laute bei uns "ie" oder "ih" die gebraeuchlichsten VERSCHRIFTLICHUNGEN sind. Mehr ist aber "nicht dahinter". Wenn ein Gegenueber, ein englischer Mr. "Meen" Dir morgen auf der Arbeit vorgestellt wird, dann ist das halt der Herrn [Mihn].

Es kann nun sein, dass mit meinem Gefühl was nicht in Ordnung ist.

Nein, es gibt kein Gefuehl dafuer, allerdings gibt es schwache Rueck-Relationen (im Deutschen staerker als z.B. im Franzoesischen oder Englischen), aber das sind "Kruecken". Ebenso wie man aus einem Parkverbotsschild niemals entnehmen koennte, haette man es nicht in der Fahrschule vermittelt bekommen, dass das ein Parkverbotsschild ist. Es ist eine blaue Scheibe mit rotem Rand und "Strich durch". Mehr nicht.

Wenn das ueberhaupt irgendjemand "im Gefuehl" haben koennte, dann, und nur dann, haette Deine oben artikulierte Empfindung einer intellektuellen Minderleistung ihre Berechtigung.

Oder es stimmt was mit den elektrochemischen Informationsstürmen nicht, die die Schallwellen der klaren Sprache an den Synapsen meines Oberstübchens auslösen.

Absolut nicht, diese Mechanismen sind bei allen Menschen gleich! Weltweit! Du hast auch keine andere Leber (ja, ja, ein bisserl schon, aber von schweren Erbkrankheiten abgesehen, oder nach Genuss von bestimmten Pilzen, ist der Chemismus gleich!) als Deine Frau oder ein beliebiger Chinese!

Vieleicht bin ich auch einfach noch nicht soweit, dass meine sprachlogische Verhausschweinung in meiner Gefühlswelt ganz angekommen ist.

Nein es gibt nur eine Verlehr-Schweinung in Schulen, deren Lehrer nicht Sprachdidaktik und Entwicklungspsychologie studieren, um Sprachen "zu lehren", sondern stattdessen ein Staatsexamen als Anglist, Romanist etc. machen. So, wie wenn man einen Menschen statt in die Fahrschule zu schicken, um Fahren zu lernen, in eine KFZ-Werkstatt in die Automechaniker-Lehre schickte. Absurd!

Nach Chomsky soll in uns eine genetisch determinierte, generative Universalgrammatik und Sprachfähigkeit implementiert sein.

Ja, aber die ist sprachen-uebergreifend. Mit "Aussprache" hat das nichts zu tun. Auch "Taubstumme", d.h. Gebaerder, "sprechen" ja - mit eigener Grammatik etc., aber eben einer Grammatik. IMMER einer "Universal"-Grammatik. Diese wird spaeter landesspezifisch/ethnisch ausgepraegt. Und zwar schon sehr frueh. Mit sechs Monaten erkennt ein Saeugling grammatisch unsaubere Bildungen seiner Muttersprache!

Ob allerdings diese Universalgrammatik und Sprachfähigkeit dazu bestimmt ist, Dinge, die mir sinnlich nur sehr eingeschränkt zugänglich sind, wie z.B. Entropie oder Freiheit, in allgemeinverständliche klare Sprache zu gießen,

Sprache ohne VORHER zugrundeliegende BEGRIFFE ist sinn-los! Diese Diskussion kommt immer wieder auf, weil man dazu erzogen wird, zu glauben, Sprache haette etwas mit denken zu tun und "man denke in Sprache". Falsch!

halte ich für höchst unwahrscheinlich. Wenn wir über Dinge sprechen, die uns sinnlich nur eingeschränkt zugänglich sind, müsste die klare Sprache bei allen ein identisches, quasi kollektives Gefühl von Verstehen erzeugen,

KLAR ERKANNT - so herum funktioniert es schon mal nicht!

was nach meinem Gefühl irgendwie unnatürlich wäre.

Gratuliere - je ver-Schavan-ter und ver-Bulmahn-ter ein Mensch, desto weniger ist er von der irrigen Idee des "Sprechdenkens" abzubringen. und entsprechend grauslig sind dann auch deren Zweit-Sprach-"Kunststuecke". Ein Hauptgrund fuer des Deutschen laecherlich machendes Denglisch!

Du musst also mit deinem Verstehen weiterhin irgendwie alleine oder in einer kleinen Verstehergemeinschaft klar kommen, die offenbar eher den Umfang einer monogamen Paarungsfamilie aufweist, als dass sie droht, die Dunbar-Zahl zu sprengen.

Meine These: was man einem Fuenfjaehrigen nicht erklaeren kann, hat man selbst nicht verstanden.

Im finsteren Mittelalter wurde, wenn ich mich recht entsinne, als Wahrheitsfinder und Werkzeug des Verstehens auch das Schauen neben das logische Denken und die klare Sprache gestellt.

ALLES Wissen ist "Schauen". Die "Begriffe" (vorsprachlich!) sind im visuellen Kortex verankert. "Tisch" ist kein SPRACH-Konstrukt, sondern ein vorsprachlicher BEGRIFF. Noch niemals ist es gelungen, Tisch sprachlich so zu definieren, dass es ALLE Tische abdeckte!!!

Auch Blinde koennen Denken und Sprechen und tun das mit dem ... visuellen ... Kortex.

Wobei das Schauen nach außen gerichtet sein sollte und nicht auf meinen PC-Monitor oder auf geniale innerweltliche Bilder mit quantenmechanischen Motiven.

Nun, da man meint, Schreiben Lernen koenne man im Zeitalter der "Tablets" abschaffen, sind dem durchgeknallten "Ich-wuensch-mir-was" keine Grenzen mehr gesetzt. Wir werden auch Kindern das Laufen nicht mehr beibringen, gibt es doch selbstfahrende Autos. Nur die Funker lernen immer noch morsen ...

Nachdem der Legastheniker Gutenberg

Dass der Legastheniker war? Wer hat das denn diagnostiziert und wie? Zumal ich behaupte, es gibt keine echte Legasthenie?

den Buchdruck erfunden hat, habe ich allerdings das vage Gefühl, dass ich die Wahrheit nicht im Schauen der Welt erfahre, sondern vor allem dadurch, dass ich meine Nase lesend über schlaues, logisch analytisches Geschreibsel beuge oder bei Wikipedia und YouTube schaue.

Nein, ohne vorgaengigen Begriff aussichtslos. D.h. mindestens muss dieses Zusatz-Wissen so beschaffen sein, dass es an etwas bekanntes bei Dir "andockt". Also: "Du kennst doch ein Fahrrad, Junge, nicht wahr" - "Hm" - "Dann stell Dir mal ein Fahrrad vor, das sich von selbst bewegt" - usw. - irgendwann kommst Du zum Auto. Aber das Fahrrad wie auch ein Konzept der "Selbst-Bewegung" musst Du zuvor haben (letzteres schoepfst Du aus Dir, seit Du krabbeln konntest ...).

Begnadete Didaktiker vermoegen genau dieses - Wissen ohne Brueche schichtweise aufbauen. Dann vergisst man es auch nie wieder!

Ob dabei am Ende etwas Sinnvolles herauskommt stelle ich hiermit in Frage.

Evtl. eine hervorragende Abarbeitung eines Multiple-Choice-Tests ohne jegliches Sach-Verstaendnis, Danach kannst Du Studienrat werden ...

Spätestens bei dem Wort „vage“ setzt bei mir übrigens mein sprachlogisches Gefühl wieder aus und ich muss bei Google schauen.

Waage? [[freude]]

Dabei stelle ich fest, dass „vage“ aus dem lateinischen kommt und vorne nicht mit "w" geschrieben wird.

Nein, eben weil die Verschriftlichung sich an die roemische Schreibweise anlehnt. Warum das Rad neu erfinden?

Für Latein hege ich eben auch keine großen Gefühle.

Nein, aber dreijaehrige Roemer hatten es. Wie auch Tuerken trotz fehlender Deutschkenntnisse in Istanbul und Ankara kaum Integrationsprobleme in ihren ersten Klassen zu haben scheinen. Was Deutsche, denen ich das erzaehle, regelmaessig mit einem Aha-Erlebnis quittieren ...

Sie leben in fiktiven Phantasiewelten - von den eigenen Bildern

Eigenen? - Das waere ja noch geradezu loeblich!!!

überfordert

Das praedestiniert zum Beruf des Lehrers oder Arbeitsberaters ...

Die lebensunfähigen, grobmotorischen Eigenbrötler werden in der natürlichen Gemeinschaft im Regenwald trotzdem durchgefüttert.

Es gibt keine "grobmotorischen". JEDER lernt Laufen und Sprechen. Glottis-Koordination ist die groesste feinmotorische Leistung, die ein Mensch ausser ein paar wenigen EXTREM-Akrobaten jemals leisten muss im Leben! "Ab da geht's bergab" ... [[freude]] ...

Und um beim Knacken von Kokosnüssen zu helfen, hätte der Regenwald-IQ bei Legastheniker Einstein und Da Vinci vielleicht auch noch gereicht.

Einstein hatte nur den Trick nicht raus, sein Sehzentrum zu fixieren, wenn er nur zweidimensionale Schrift ablesen musste. Braechte ich ihm in ca. fuenf Minuten bei.

Andererseits liegt mir das unzeitgemäße Gefühl im Magen, dass es möglicherweise besser gewesen wäre, wenn man geniale Eigenbrötler wie Einstein zur Schadensbegrenzung rechtzeitig aussortiert hätte, bevor die ersten Atombomben fielen und AKW’s in die Luft flogen.

Da jeder potentiell dasselbe leistungsfaehige Hirn hat, haettest Du Dich und alle andern auch mit entsorgen muessen!

Allerdings würden derartige Inquisitionsverfahren in der heutigen, humanistischen Gefühlslage der Menschheit als zutiefst unmenschlich empfunden werden. Seit der Auseinandersetzung mit den Sophisten und ihrer klaren Sprachelogik

Das waren Logiker, die noch keinen Symbolismus entwickelt hatten, wie auch Adam Riese noch keinen algebraischen - daher ruehrt die ganze Verwirrung.

wissen wir aber, dass es für jede Schandtat eine gute Begründung gibt.

Das waren die Juristen. Juristerei entzieht sich bis heute dem durchgreifenden logisch-symbolischen Kalkuel.

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Abschliessend: Wie Ferdinand de Saussure in seiner Sprachwissenschaft (eines der Fruehwerke des "Strukturalismus") beschreibt, kommt das franzoesische "roi" (heute [Rwa] "ausgesprochen") vom lateinischen "rex".

Lange war es im Altfranzoesischen "rei" und wurde auch [rei] "ausgesprochen". Dann aenderte sich die "Aussprache" bereits zu [rwa], aber die heutige Schreibung "roi" folgte erst lange, lange danach!!!

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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
Atomkraft | in English


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