Ich trompete mal mit: "Apfel-hegelei" (mT)
Hey Liated,
Genau diese Erfahrung der impliziten Metaphysik hab ich in der Mathematik gemacht, als ich mich mit Gödel und Beweistheorie befasst habe. Darüber habe ich hier geschrieben.
Gerade auch die Selbstkritik der analytischen Philosophie halte ich hier von großer Bedeutung, die eben sehr nahe am naturwissenschaftlichen Denken ist und sich mit dem "linguistic turn" sehr stark vom "logischen Atomismus" entfernt hat. Ich rate immer wieder Naturwissenschaftlern sich ernsthaft mit Quines Aufsatz "Two Dogmas of Empiricism" zu befassen. Eigentlich müsste jeder Wissenschaftler wenigstens 1 Semester Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie belegen.
Die Sprache selbst ist schon so überladen von Metaphysik. Wenn man da erstmal anfängt zu hinterfragen wird einem erst klar, was da eigentlich für Selbstwidersprüche drin stecken und wie viel Vorstellung WIR eigentlich in die Welt legen.
Nehmen wir einfach mal den Welle-Teilchen Dualismus. Reaktion des "gesunden Menschenverstandes":
Widersprüchlich und kontra-intuitiv.
In der Sprache der Mathematik ist der aber nicht widersprüchlich. Woher kommen also die Widersprüche? Von uns selbst. Bei Teilchen stellen wir uns kleine Bällchen vor die umherfliegen und bei Wellen eben Wellen wie auf dem Wasser. Und dann wundern wir uns, das wir die Vorstellungen die wir in Welt gelegt haben nicht zusammen bekommen.
Was sehen wir denn "wirklich". Also was nehmen unsere Sinne war. Ein Interferenzmuster. Das ist aber nicht widersprüchlich. Den Versuch kann man sich ohne Probleme ansehen. Ebenso kann man in dies in der Sprache der Mathematik denken. Das einzige Problem ist die "Vorstellung".
Und so geht es gerade weiter mit dem "gesunden Menschenverstand" der sowas von überladen ist mit Vorstellungen, bei denen aus Prozesse Dinge gemacht werden. Den Prozess des Irrens, erklärt man zur Metaphysischen Allgemeinheit und behauptet Dinge an sich, die hinter den Dingen liegen. Aber die Wahrnehmung ist selbst niemals "falsch" es sind immer nur unsere Vorstellungen die mit der Wahrnehmung kollidieren, die uns lehren, dass wir uns irren können. Aber dem Irrtum selbst deswegen metaphysisches Gewicht geben?! Behaupten es gibt eine unerreichbares "Ding an sich" (Ontologisch) nur weil man den Prozess des Irrens (Epistemologisch) erfahren hat. Die Wirklichkeit. Ein Ding?! Nichts weiter als etwas, das uns unsere Apfelpflücksprache eingebrockt hat.
Beginnt man dann aber mal, diese Vorstellung zu hinterfragen fängt das "Gestammel"und die "Sprachwülste" an.
Plötzlich spricht man von "Wirks" und "Passierchen" und die Sprache wird total unklar oder gar zu esoterischen unwissenschaftlichen Spinnerei erklärt (etwas dem auch Bohm zum Opfer fiel).
Dürr und Bohm machen zwar ein berechtigte Sprachkritik. Aber ob "Wirks" und "Passierchen" ein Ausweg bieten. Bohms Rheomodus fand ich leider auch nicht überzeugend.
Hegel versucht es anders. Er will im "spekulativen Satz", dass "starre" Subjekt und "starre" Objekt (Apfel) im "flüssigen" Prädikat durch Sprachwülste "ertränken" und so verflüssigen. Seine Kritik an der Subjekt-Objekt bezogenen Sprache ist ähnlich:
"Das vorstellende Denken, da seine Natur ist, an den Akzidenzen oder Prädikaten fortzulaufen, und mit Recht, weil sie nicht mehr als Prädikate und Akzidenzen sind, über sie hinauszugehen, wird, indem das, was im Satze die Form eines Prädikats hat, die Substanz selbst ist, in seinem Fortlaufen gehemmt. Es erleidet, [um] es so vorzustellen, einen Gegenstoß. Vom Subjekte anfangend, als ob dieses zum Grunde liegen bliebe, findet es, indem das Prädikat vielmehr die Substanz ist, das Subjekt zum Prädikat übergegangen und hiermit aufgehoben; und indem so das, was Prädikat zu sein scheint, zur ganzen und selbständigen Masse geworden, kann das Denken nicht frei herumirren, sondern ist durch diese Schwere aufgehalten."
Klar?! Ne?! Kann ich verstehen. Ist ja auch zum
Anders ausgedrückt hält einen das Bild oder die Vorstellung des Apfels von einer Gesamtbetrachtung des Pflückens ab (Und unserer Erfahrung ist immer eine gesamte kontextbasierende Erfahrung. Der Apfel hängt an einem Baum auf einer Wiese... etc. Apfel. Also nur Apfel, gibt es nur in der Vorstellung. Unsere Sprache bleibt dabei eben immer an den vorgestellten Dingen kleben, anstatt Prozesse und Abläufe ganzheitlich zu betrachten.
Aber nochmal zu Hegel. Warum macht er das eigentlich. Warum spricht Hegel so dermaßen "dunkel", dass man nicht klar versteht was er sagt. Damit er obskur einfach alles behaupten kann was er will. Als Demagoge der die Deutschen verführt hat (Von Hegel zu Hitler
) Warum nennt er die Dinge nicht einfach beim Namen?!
Eben genau weil er aus der "Apfelpflücksprache" ausbrechen will. Er kann die Dinge nicht beim Namen nennen, weil die Dinge ja gerade das Problem sind. Die Äpfel. Die Vorstellungen. In seinem "wastebook" schreibt er:
"Es ist nicht mehr so sehr um Gedanken zu tun. Wir haben deren genug, gute und schlechte, schöne und kühne. Sondern um Begriffe. Indem aber jene durch sich selbst unmittelbar geltend zu machen sind, als Begriffe dagegen begreiflich gemacht werden sollen, so erhält dadurch die Form der Schreibart eine Änderung, ein vielleicht peinliche Anstrengung erforderndes Aussehen, wie bei Platon, Aristoteles."
Man kann quasi sagen, dass sich Hegel mit Absicht so schwer ausdrückt damit man ihn nicht einfach verstehen kann. Selbst Professoren die sich jahrelang mit ihm befasst haben, mühen sich mit seinen Texten ab.
Und das ist eben der Trick an der Sache: Man kann nicht verstehen was Hegel sagt, sondern muss sich Fragen was er sich eigentlich dabei gedacht [SIC!] hat.
Man nimmt die Worte und Sätze dann anders wahr. Man versucht dann den Gedanken zu greifen. Man sucht in den Worten den Begriff.
Und wenn der gute Mann dann noch versucht eine Logik aus dem Unmittelbarsten Gedanken der im einfällt zu konstruieren und die Begriffe sorgfältig auszudifferenzieren, kommt dann sowas:
"Sein, reines Sein, – ohne alle weitere Bestimmung. In seiner unbestimmten Unmittelbarkeit ist es nur sich selbst gleich und auch nicht ungleich gegen Anderes, hat keine Verschiedenheit innerhalb seiner noch nach außen. Durch irgendeine Bestimmung oder Inhalt, der in ihm unterschieden oder wodurch es als unterschieden von einem Anderen gesetzt würde, würde es nicht in seiner Reinheit festgehalten. Es ist die reine Unbestimmtheit und Leere. – Es ist nichts in ihm anzuschauen, wenn von Anschauen hier gesprochen werden kann; oder es ist nur dies reine, leere Anschauen selbst. Es ist ebensowenig etwas in ihm zu denken, oder es ist ebenso nur dies leere Denken. Das Sein, das unbestimmte Unmittelbare ist in der Tat Nichts und nicht mehr noch weniger als Nichts."
Dann kann man meinen, dass diese Mann wohl dermaßen einen an der Waffel hat, wenn er Sein und Nichts für wesensgleich hält. Aber ist das so. Oder sind Sein und Nichts vielleicht nicht verkorkste Vorstellungen aus der Apfelpflücksprache?!
Sein Punkt ist der, dass "Sein" und "Nichts" keine unmittelbaren Erfahrungen sind. Wir erfahren werden und vergehen. Auf uns prasseln Erfahrungen in einem nicht enden wollenden sich ständig wandelndem Strom ein. Und diese Zerhacken wir dann durch unsere Wahrnehmung und Packen sie in kleine Päckchen. Und plötzlich halten wir "Sein" und "Nichts" für ebenso real wie die Erfahrung eines Apfelpflückvorgangs. Wir machen Erfahrungen zu Dingen durch unsere Sprache. Sein... Nichts... Was soll das sein? Wo soll das sein? Wo ist der "logische Ort" verzweifelt Wittgenstein. Zu einem "Ding" geworden wie ein Apfel, wo doch vorher keine Dinge waren sondern nur Prozesse, Abläufe und ein Strom an Erfahrung.
Und plötzlich fangen sie an zu wanken: Die Geisterwelten die man selbst errichtet hat: Die zwei oder drei Welten. Da ist nichts weiter als ein einziger Strom von Erfahrung. Ein einziger Prozess, den unsere Wahr-nehmung zerhakt und in kleine "Apfelpäckchen" verpackt. Mit solchen Apfelpäckchen bauen wir uns Paläste der Ideen, ja ganze Welten stopfen wir voll damit. Geisterwelten bauen wir uns die hinter der Welt der Dinge liegen soll. Die Wahrheit. Das Ding an sich. Die Wirklichkeit. Als ob es Äpfel wären. Und alles nur weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass man eine falsche Vorstellung von der Welt hatte und diese korrigiert? Brauchen wir dafür wirklich sowas wie DIE Wirklichkeit oder ist DIE Wirklichkeit nicht einfach nur eine Vorstellung?!
![[image]](http://gutezitate.com/zitate-bilder/zitat-ist-erst-das-reich-der-vorstellung-revolutioniert-so-halt-die-wirklichkeit-nicht-stand-georg-wilhelm-friedrich-hegel-165570.jpg)
Grüße
melethron
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„It’s the Second Law of Thermodynamics: Sooner or later everything turns to shit.“ - Woody Allen