Vergeben ist nicht vergessen ... aeh nee, das passt nicht ganz, aber ... "Poppersche Arroganz"?
Ich schulde Dir ja noch eine Antwort auf die erkenntnistheoretische Sintflut ("Alles fliesst"). Nicht denken, es waere vergessen. Im Gegenteil. Aber da Du Thesen belegst, wie Liated es anregt, muss ich meine Hausaufgaben erst machen. Du hast frueher schon fuer Anstrengung gesorgt,
... welches ich auch bei RogRog genossen habe. (Der sich leider ausgeklinkt hat.)
Aber was mich stutzig macht:
Vollendete Poppersche Arroganz: Zu meinen man können über was reden, von dem man mit der empirischen Faktenlage nicht mal im Ansatz vertraut ist.
Ich nehme an, dass Du hier ein Analogon aufstellst dergestalt, dass auch Popper "irgendwo" mit "irgendeiner" Faktenlage nicht vertraut gewesen sei, aber dennoch "so dahergeredet" hat.
Das koennte ja sein, aber das koennte man doch ... belegen?
Mich taete das interessieren.
Du hast hier kraeftig ausgekeilt:
"Ich bin jetzt Anfang 30 und halte Karl Popper für einen der größten Scharlatane in der Philosophie. Ihn als inkompetent zu bezeichnen würde das Wort inkompetent beleidigen."
Immerhin hast Du 2009 ihm noch zugute gehalten:
"Wissenschaftstheoretisch taugt er was ..."
sagst dann aber:
"... zumindest, das was ich aus Sekundärliteratur und in einem Seminar zur Wissenschaftstheorie erfahren habe ..."
was mir in etwa so erscheinen will "hab's zwar nicht gelesen, find's aber gut".
Ich habe mal in der klassischen Volkswirtschaftlehre in Lehrbuechern ein Marx-Zitat ueber sechs (!) Werke zurueckverfolgt, bis am Ende ich auf den deutschen VWL-Professor stiess, der das Marx-Original zitierte und ich es dann in den MEW verifizieren konnte (und feststellen durfte, dass es unvollstaendig zitiert und durch "stille Post" nicht besser geworden war).
Auch 2009 schon "'Die offene Gesellschaft' ist auch immer wieder für einen Lacher gut."
Daran ist interessant, dass auch ich mit der "offenen Gesellschaft" meine Schwierigkeiten habe. Auch er, wie der Hayek, sieht m.E. Zwang als Mittel fuer gerechtfertigt an.
Da ich extrapoliere, wo das stets endet, sehe ich das anders. Und bin erstaunt, wie kluge Koepfe das sagen koennen, ohne es m.E. zuende zu denken.
Du gehst ja immer atemberaubend "in die Vollen" - "[Poppers] Argument überhaupt nicht erst mit Adorno et al diskutieren zu müssen"
Nun ja, wenn man sich in diesen Kreisen naeherkommt, geht es eben wieder "menschlich" zu, siehe Max Scheler.
Adorno hat auf der Kellertreppe einer Kneipe in den sechzigern einen Diskutanten derart (im Suff) beleidigt, dass ein Strafverfahren in der Luft lag (was zumindest damals den Adorno seine Professur haette kosten koennen). Am naechsten Tage, ernuechtert, trat er zu dem Beleidigten hin und ergriff seine Hand und sagte in etwa: "unter Maennern - vergessen wir das". Damit war es gut. Ich habe die Anekdote vom Opfer der Attacke.
Der Schuerhaken-Attake von Wittgenstein auf Popper dagegen habe ich nicht beigewohnt ...
...
Was ich damit sagen will: aus einem moralisch zweifelhaften Verhalten wuerde ich nicht konstruieren, dass die Wissenschaftstheorie nicht stimmen koenne.
Mit Hegel muss man sich dann noch lange nicht anlegen. Aber Hegel wiederum hat vieles, was man heute von ihm liest, nicht selbst geschrieben, sondern viele entscheidende Schriften sind Vorlesungsmitschriften seiner spaeteren "Hegelianer". Erinnert mich etwas an den schreibfaulen Sokrates, dem Platon aushelfen musste ...
Meine Theorie z.B. zu den Mitschriften:
a) Hegel hat bestimmt nicht frei geredet, sondern vom Konzept abgelesen (grossenteils).
b) Damit haette er dieses zur Drucklegung und zum Vergleich zur Verfuegung stellen koennen.
c) Durch den Umweg ueber fremde Mitschriften hatte er sich eine Hintertuer offengelassen, sich distanzieren zu koennen, wenn's noetig schien.
Wie auch immer: egal, was fuer Dreckkuebel die Geistesgroessen ueber einander auskippen, ich schaue einzig und allein auf den Inhalt. Und ja, auch der wird manchmal gewogen und zu leicht befunden.
Ich will jetzt auch kein neues Fass aufmachen: aber - wenn Poppers Arroganz evtl. nicht gegen die Validitaet seiner Wissenschaftstheorie gewendet werden kann, was haben wir dann mit seiner Arroganz zu schaffen?
Oder, aus persoenlichen Erlebnissen: ich werde umso heftiger 'arrogant' gescholten, je weniger meine Gegner mich widerlegen koennen ... ![[[zwinker]]](images/smilies/zwinker.gif)
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