Um mal bißchen nachzulegen
Also, ich will mal etwas nachlegen, damit das besser verständlich wird.
Nehmen wir mal den dottore'schen debitismus, und holen uns daran dasjenige heraus, das schlechterdings unwiderlegbar ist, weil es einfach nur logische Zusammenhänge des Gegebenen beschreibt:
Buchhaltung und Bilanzen - und die Zusammenhänge EINZELNER Bilanzen mit den anderen Bilanzen zu einem Gesamtsystem.
Leider hapert es aus meiner Sicht schon hier beim dottore erheblich, weil er nirgendwo diesen Gesamtzusammenhang darstellt - bestenfalls fetzenweise in kurzen Schlaglichtern, aber nicht systematisch. Daher erkennt er auch nicht die "Paradoxa" dieses Zusammenhangs auf systematische Art und Weise - von den Möglichkeiten eines Umgangs damit ganz zu schweigen.
Stattdessen schlägt er sich nach langem Hin-und Herschwanken letztlich auf die einzel-/betriebswirtschaftliche Seite. Anstatt die dialektische Beziehung beider Aspekte zu erkennen (Widerspruch, bei dem sich beide konfligierenden Seiten gegenseitig bedingen und "brauchen", obwohl sie permanent in Konflikt liegen ... wie in einer Ehe eben
, oder bei Tag und Nacht, Wachsein und Träumen). Und diese dialektische Beziehung durch Entwicklung zu managen.
Solches Denken führt zu einem Schwanken zwischen Utopismus und Untergangsangst - zum Schwanken zwischen abstrakten Extremen. Doch die Vermittlung zwischen beidem liegt in pragmatischem, aufs Jetzt und die nähere Zukunft gerichteten (hier: politischem) Handeln. Genau das blockiert der dottore'sche debitismus - genau wie der marxistische Utopismus vom kommunistischen Wolkenkuckucksheim als "Wiederkehr der Urkommunismus", das sich im dottore'schen "Urliberalismus" (Stammesgesellschaft) nur negativ spiegelt.
Leider gibt es der Dialektiker generell und hier nicht allzu viele - mir fällt da eigentlich nur Melethron ein, der es aus verständlichen Gründen hier nicht mehr ausgehalten hat und leider verschwunden ist.
Dennoch: auf DIESER Ebene ist dottore'scher "debitismus" schlicht unwiderlegbar, weil eben einfach nur Buchhaltung - allerdings eben nicht nur einzelwirtschaftliche (betriebswirtschaftliche), sondern auch gesamtwirtschaftliche (Volkswirtschaftliche und Weltwirtschaftliche).
Der ganze Rest des "debitismus" - Urschuldtheorie, Urschul-Evolutionismus als Geschichtsphilosophie, etc. etc. etc. - ist der religiöse Ballast, den der dottore eben im ideologischen Machtkampf für die Klasse, für die er gekämpft hat (und gegen die Klasse, GEGEN die er gekämpft hat - DAMALS (70er) verständlicherweise die DAMALS herrschende Klasse, nämlich die Gewerkschaften und die "Linke") eben zu brauchen meinte.
Das Problem des dottore'schen debitismus besteht darin, daß er diese beiden Aspekte - die unwiderlegbare Buchhaltung und das religiöse Drumherum - nicht trennt, sondern zu einem Einheitsbrei vermischt und dann DIESEN für unwiderlegbar erklärt.
Jetzt schauen wir mal, wie Stützel das macht. Auch der hatte die Einsicht, daß der Schlüssel zur "Geldwirtschaft" im Zusammenhang der Bilanzen zu suchen ist - weil diese Einsicht in den 20er Jahren weit verbreitet war und während der Weltwirtschaftskrise auch in Deutschland breit diskutiert wurde (Lautenbach, der Stützels Lehrer wurde, Gestrich, und viele andere).
Auch bei der "Entdeckung" dieser Zusammenhänge zieht sich der dottore also eine falschen Entdeckerschuh an.
Aber wie geht nun Stützel mit der Einteilung in unwiderlegbare einzel- und gesamtwirtschaftliche Buchhaltung und religiösem Drumherum um?
Völlig anders als der dottore. Er beschränkt sich nämlich einfach darauf, das schlicht unwiderlegbare zu durchleuchten ("Saldenmechanik"), und trennt seine POLITISCHEN Ansichten davon strikt ab (ich empfehle dazu mal die Lektüre der ersten paar Seiten seiner "Volkswirtschaftlichen Saldenmechanik").
Er mischt also NICHT alles zu einem neoreligiösen Einheitsbrei, sondern unterscheidet ganz klar zwischen beiden Formen der Aussage - und sagt dazu, wo er unwiderlegbare Saldenmechanik beschreibt - und wo er politische Empfehlungen gibt, die auf seiner persönlichen Einschätung, Wertung, etc. beruhen.
Der dottore kleidet leider seine Überzeugungen und politischen Vorlieben, die eben einer ganz bestimmten Klasse dienen und gegen die Interessen einer anderen Klasse gerichtet sind, in scheinbar "objektive" Begriffe - die übliche rhetorische Machtstrategie halt.
Und DAMIT habe ich in der Tat ein Problem. Wer ein Problem mit dem unwiderlegbaren Teil seines "debitismus", nämlich bloßer Buchhaltung, hat, der hat ein Problem mit der Wirklichkeit. Und leider trifft das auf den allergrößten Teil der heutigen "Wirtschaftswissenschaft" zu.
Allerdings kann man mit dem dottore sehr fair und bis zu einem gewissen Punkt rational diskutieren. Wenn er nicht mehr weiterfragen möchte, bricht er einfach ab, aber er war mir gegenüber immer ein fairer Diskussionspartner.
Leider kann man das von vielen seiner gläubigen Anhänger so nicht behaupten, von denen gewisse Exemplare (Namen will ich mal keine nennen) die Realität beliebig verbiegen, um ihre einmal fest geglaubten Vorannahmen zu bestätigen und nicht hinterfragen zu müssen, und aggressiv werden, wenn ihnen nichts mehr einfällt - oder dann die immergleichen Gebetsmühlen anwerfen. Solchem Verhalten kann ich leider nichts abgewinnen.
Gegenüber solchen gläubigen Leuten habe ich persönlichen Respekt nur dann, wenn sie diesen anderen und mir gegenüber ebenfalls zeigen. Es kommt immer drauf an, wie jemand mit seinem Glauben umgeht, und welche Konsequenzen dieser für sein Verhalten hat. In diesem Fall jedoch ist persönlicher Respekt meinerseits fehl am Platz. Besser ist jedoch, solchen Leuten konsequent aus dem Weg zu gehen, solange sie niemandem in größerem Maß schaden.
Gruß
PE