Wirtschaft ist keine "Natur", sondern Kultur ..

Beo2, NRW Witten, Dienstag, 17.02.2015, 20:51 (vor 3945 Tagen) @ CrisisMaven11504 Views

Selbstverstaendlich ist Wirtschafts-Wissenschaft eine exakte Wissenschaft. Wie formale Logik und Mathematik. Wie Physik und Chemie, wenn man die ceteris-paribus-Klausel respektiert (d.h. von der Luftreibung beim freien Fall abstrahiert etc. pp.).

Das ist der Witz des Tages!

Das heutige real existierende Wirtschaftssystem ist mit Sicherheit keine "Natur", sondern eine menschliche Konstruktion .. gar und offensichtlich mit schwerwiegenden Mängeln behaftet. In dieser menschlichen Konstruktion werden, zumindest in den letzten Jahrhunderten oder -tausenden, die tatsächlich gültigen "Naturgesetze", und auch die der Mathematik und Logik, konsequent ignoriert, aber letztere setzen sich doch nach einer Weile immer wieder durch. Das Ergebnis kennen wir .. ist letztlich die völlige Zerstörung der normalen und gesunden Gesellschafts- und Lebensgrundlagen auf diesem Planeten, weltweit. Wir sind bald so weit.

Die BWL z.B. ist ein sehr Praxis orientiertes Handbuch über den Aufbau und Betrieb eines bestimmten "Unternehmenstypus". Dass das Betreiben von Unternehmen nach diesem Handbuch gar nicht nachhaltig/langfristig funktionieren kann, interessiert Niemanden. Solche Unternehmen führen zwangsläufig! zu einem totalen Systemkollaps nach spätestens 3 Generationen, und zwar aus Gründen der gültigen Naturgesetze, der Logik und der Mathematik. Dies lehrt nicht nur die Geschichte, sondern eben auch die konsequent hinterfragte systemimmanente "Logik in der BWL" bzw. in dem danach aufgebauten Wirtschaftssystem (Volkswirtschaft). Da gibt es mehrere Gründe, warum es nicht funktionieren kann, was hier darzustellen den Rahmen sprengen würde. Nur eines oder zwei Gründe möchte ich erwähnen:

__ 1) In der BWL kommt die Arbeitskraft als Subjekt der wirtschaftlichen Tätigkeit als Thema erst gar nicht vor .. mit Ausnahme der Arbeitskraft des Unternehmers selbst. Alle anderen "Arbeitskräfte" sind lediglich ein Kostenfaktor, den es zu minimieren gilt .. während der sog. Unternehmerlohn natürlich zu maximieren sei. Hier wird also schon ein chronischer sozialer Konflikt in das System eingebaut, welcher mit zunehmender Lebensdauer des Systems, ab dem Zeitpunkt des letzten Reset, unvermeidlich zu extremen sozialen Verwerfungen führt und immer mehr eskaliert. Das Ergebnis ist immer ein sozialer Kollaps .. z.B. durch einen Krieg oder Bürgerkrieg, oder allmählich durch chronische Rezession.
__ 2) Der Unernehmenstyp der heutigen BWL kann auch aus anderen Gründen nicht nachhaltig funktionieren: Z.B. kann ein sog. "rentables" Unternehmen immer nur dann rentabel sein, wenn gleichzeitig ein oder mehrere andere Unternehmen unrentabel sind .. und das aus logischen Gründen: Die Kapitalrendite eines Unternehmens, sofern sie oberhalb der Wachstumsrate des BIP liegt, frisst das Eigenkapital anderer Unternehmen, welche somit Pleite gehen müssen .. es sei denn, die Staatsverschuldung wächst schneller als das BIP. Dies führt zu einem abnehmenden Wettbewerb und zu einer zunehmenden Monopolisierung in der wirtschaftlichen Tätigkeit. Was sich privat als Akkumulation von Konsum- und Kapitalvermögen in immer wenigeren Händen darstellt, manifestiert sich auf der Unternehmensebene als Akkumulation von Marktsegmenten und Marktanteilen durch immer wenigere Unternehmen.

Die real praktizierte VWL ist ganz offensichtlich eine bewusst manipulierte und manipulative Rechtfertigungs- und Verschleierungsideologie des heutigen Wirtschafts- und Gesellschaftsystems, welches ein chronisch konfliktgeladenes "Klassensystem" ist, strukturell immer noch eine Sklaverei (wennauch modernisiert und weichgespült). Auch die VWL schert sich, von marginalen Fragestellungen abgesehen .. dies quasi als Alibi, nicht im geringsten um die Naturgesetze sowie die der Mathematik und Logik. Sie selektiert, finanziert und sanktioniert ganz bewusst nur politisch korrekte Fragestellungen und Interpretationen (von Basisdaten), welche eben Gegenstand und Ergebnis der Forschung zu sein haben.
Auch sie trägt deshalb ganz wesentlich, zusammen mit der BWL, dazu bei, dass das Wirtschafts- und Gesellschaftssystem spätestens alle 3 Generationen völlig kollabiert. Es wurde allerdings in seiner alten Form immer wieder "erfolgreich" neu gestartet.

Sozialwissenschaften sind gerade dadurch gekennzeichnet, dass ihre Axiome (man könnte auch sagen "Dogmen" oder "Glaubensgrundsätze") sozial konstruiert sind.

Nein, niemals. Soweit wuerde ich nicht mal hinsichtlich der Soziologie selbst gehen. Auch dort gibt es Gesetze (z.B. die Dunbar-Zahl u.v.a.m., Erklaerungen zur Xenophobie etc.)

Der Gegenstand aller Sozialwissenschaften ist nicht die Natur, sondern das menschliche Verhalten im sozialen Kontext, d.h. die Kultur. Bei den WiWi-en ist es das "Verhaltenssegment" der sog. wirtschaftlichen Tätigkeit der Menschen. Diese entspringt in ihrer Jetztform nur zum Teil den biologischen Gesetzen bzw. der genetischen Ausstattung des Menschen, sondern wird durch bewusst und interessengeleitet konstruierte Rahmenbedingungen sowie Ausbildung und Erziehung (sozial) geformt.

Die "Dunbar-Zahl" z.B. ist kein zweifelsfrei oder experimentell bewiesenes, universelles und ahistorisches Naturgesetz, sondern eine Theorie mit beschränkter Gültigkeit.

Insofern kann z.B. der Neoliberalismus oder seine eher gemäßigte Form der "sozialen" Marktwirtschaft nicht mehr Anspruch auf die Wahrheit erheben als z.B. der Marxismus-Leninismus. Bekanntermaßen ist letzterer an der Realität bereits gescheitert, die "soziale" Marktwirtschaft scheitert vor aller unser Augen an der Realität und auch der Neoliberalismus wird an der Realität scheitern. Man braucht die Realität dabei nicht einmal zu kennen, um daran zu scheitern.

Koennen wir den Unsinn, Soziale Marktwirtschaft als Spielfortm des Liberalismus zu bezeichnen, einfach mal weglassen? Einen Strohmann zu konstruieren, um dann zu beweisen, dass der "Liberalismus gescheitert" sei?

"Soziale Marktwirtschaft" ist ein sehr sehr weiter Begriff, der zudem mit unterschiedlichen Vorstellungen verknüpft ist. Eine solches Wirtschaftssystem wurde in Ansätzen in den 60 bis 70-er Jahren installiert oder zumindest erklärtermaßen angestrebt. Das Thema wurde aber längst vom Tisch gehauen. Wir haben seit ca. 1980 einen allmählichen Rück-/Abbau des "sozialen Elements" (Solidarität) im heutigen System gesehen, und das weltweit. Ich habe das aufmerksam verfolgt. Das heutige DE kann überhaupt nicht mit DE von z.B. 1970 verglichen werden, in fast jeder Hinsicht.

Das ist doch barer Unsinn. Vor der "Sozialen" Marktwirtschaft hat niemand so sehr gewarnt wie ausgewiesene Liberale!

Richtig, und sie tun es immer noch, mit "Erfolg" wohlgemerkt. Das Ergebnis sind u.a. zunehmende Spannungen und Aggressionen in den "entsozialisierten" Gesellschaften, weltweit.

Jedes von Menschen konstruierte System kann sich eine Weile auch im Gegensatz zu fundamentalen Naturgesetzen halten. Es kann sie eine zeitlang sogar bewusst oder unbewusst ignorieren.

Es gibt fundamentale Naturgesetze in der Wirtschaft, s.u.

In der realen Wirtschaft schon, jedoch nicht in der BWL und VWL .. oder nur ganz am Rande.

Aber irgendwann holen diese (unbekannten) Naturgesetze (die "Realität") jedes sozial konstruierte System ein. Jedes. Unausweichlich.

Das ist zwar richtig .. sofern ein solches System tatsächlich die Naturgesetze sowie die Gesetze der Mathematik und Logik missachtet. Das muss aber nicht unbedingt so sein.

Also gibt es doch welche? Was nu'???

Ja, es gibt eine Fülle real wirksamer Gesetzmäßigkeiten, an denen sich Niemand vorbei schlängeln kann .. Gesetze der Natur, des Zusammenlebens und der Geistestätigkeit (Wissenschaft und Moral).

Wer also solche steilen Thesen von der "Konstruiertheit" der Wirtschaftswissenschaft verbreitet, moege das doch bitte belegen. Im Zeitalter des Internet - soviel Zeit muss sein. Zumindest hier im Gelben Forum. Bei Gute-Frage oder Wer-weiss-Was darf man getrost auch solchen Unsinn zur Diskussion stellen.

Die WiWi-en sind definitiv interessengeleitet manipulative Wissenschaften, deren einziger Zweck heutzutage ist die Manipulation, Konstruktion und zugleich Verklärung der sozialen Realität bzw. des wahren Zustandes der Gesellschaft. Dementsprechend werden die zu erforschenden und zu finanzierenden Fragestellungen aus der potentiellen Fülle aller möglichen Fragestellungen "sorgfältig" ausgewählt. Z.B. werden nur solche Statistiken erforscht und erstellt (wie z.B. nichtssagende, mehrdeutige Parameter, Korrelationen u.ä.), welche voraussichtlich "politisch korrekte" Interpretationen erlauben. Mit anderen Worten: Hier werden nur "Belege" für die herrschende Ideologie produziert sowie neue, manipulative und systemstützende "Verbesserungen" entwickelt.

Solche Manipulation ist in einer sog. Feldwissenschaft, welcher nicht die Möglichkeit streng kontrollierter, wiederholbarer und variierbarer Experimente zur Verfügung steht (wie den sog. Experimental- bzw. Naturwissenschaften), gar kein Problem. Darüber sollte es nicht den geringsten Zweifel geben.

Mit Gruß, Beo2


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung

Wandere aus, solange es noch geht.