Da muss ich weiterhin um eine "Auszeit" bitten ...
... denn eigentlich hatte ich vor, mehrere solche Fragen in grundsaetzlicher Form zu beleuchten. Schliesslich befasse ich mich mit den Fragestellungen seit ca. 1971, aber den Debitismus habe ich erst 2010 -durch Dich letztlich- kennengelernt.
Dann habe ich mich etwas in die Geldtheorie/Geldgeschichte vertieft (vgl. Sammlungen/dottore). Da man ja ohne weiteres feststellen kann, dass die Herleitung des Geldes in der ueblichen Volkswirtschaftslehre, auch in den spezielleren geldtheoretischen Werken, einfach nicht mit den historischen Fakten uebereinstimmt.
Das heisst aber nicht unbedingt, dass Geld nicht heute so funktioniert. Wenn Rembrandt mal ein Bild als "Studie" gemalt hat und es heute Millionen "wert" ist, ist das ja auch kein Widerspruch.
Das ganze hat aber ethnologische Aspekte. Und hier wird es noch verworrener.
Nachdem ich naemlich ein gutes Jahrzehnt gebraucht habe, in einem bestimmten nicht-deutschsprachigen Land als Einheimischer "durchzugehen" und dann ploetzlich mit Ansichten konfrontiert wurde, die man mir vorher niemals offenbart haette (nun aber als "bekannt" voraussetzte, weil man dachte, ich sei einer der "Ihren"), unterlag ich einem massiven Schock - einem Erkenntnis-Schock.
Ich habe auf etwas vergleichbares hier bzgl. der Niederlanden angespielt.
Kurz und gut: in jenem besagten Lande konnte ich als "Einheimischer" durchgehen, weil ich mich in Haut- und Haarfarbe, Koerpergroesse, Ess-Sitten etc. nicht unterschied. Als ich mich dann in Sprache und "Dialekt/Akzent"auch nicht mehr unterschied, wurde ich nolens-volens "eingeweiht".
Und seitdem bin ich der Meinung, dass das nur gelingt, wenn man sich eben koerperlich nicht unterscheidet. Oder anders ausgedrueckt: seither glaube ich einem weissen Ethnologen, der einen "Negerstamm" vierzig Jahre untersucht oder in einen Indianerstamm "aufgenommen" wurde, kein Wort mehr.
Ich weiss schon aus gemischten Ehen z.B. zwischen Briten und US-Amerikanern, Deutschen und US-Amerikanern, wie da nach 50 Jahren und gemeinsamen Kindern oft noch Differenzen bestehen.
Und somit wird es dann fuer mich schwierig, geschichtliche "Fakten", die sich oftmals, wie in der Palaentologie aus einem Fragment eines Unterkiefers, aus ganz minimalen Ueberlieferungen speisen, die noch dazu u.U. durch den "Filter" eines Siegers gegangen sind, der seinerseits alles ihm nicht genehme vernichtet und alles ihm wertvolle "umgeschmolzen", jedenfalls umgedeutet hat, zu akzeptieren.
Weshalb ich auch so hartnaeckig immer nach Belegen frage - die meisten haben naemlich Hypothesen, aber nicht wirklich Belege (so wie die Geldtheoretiker eben das Geld erklaeren, weil das ja "klar" ist). Mit verschachtelten Hypothesen kann man wunderbar habilitieren - solange man nicht zur Quelle zurueckgeht, faellt keinem auf, dass das ganze Gedankengebaeude auf Mythen beruht.
Vgl. Margaret Mead, die von den eigentlich aggressiven Trobriandern eingeredet bekam, sie seien ein Kuschelsex-Volk. Und Mead das auch gerade gerne so hoeren wollte ... (Ein christlicher viktorianischer Missionar haette das ganze naemlich, bei gleichem trobriandrischen Verhalten (!!!) bereits ganz anders "dokumentiert" und "wissenschaftlich ausgewertet").
Was soll man von Levi-Strauss halten, wenn er seine Frau nicht schlaegt, aber unterschlaegt? Was hat er dann ueber ihm noch ferner Stehende (seine Studienobejekte!) verschwiegen/in den falschen Hals gekriegt???
Na ja, darum kreisen meine Gedanken, wenn ich die Urspruenge von Staat und Geld durchdenke.
Ich verstehe die Diskussionen hier im Forum aber so, dass das Problem irgendwie noch fundamentaler sein muss,
... ja, der Verdacht liegt nahe ...
Edit: "Die Austrians" sind dann wohl unredlich in ihrem Beharren auf das Mises`sche Regressionstheorem.
Dieses Theorem hat m.E. durchaus seine Tuecken. Empirisch wuerde ich sagen, meine Eltern, die beide den Zusammenbruch der Waehrungen 1918, 1923, 1945 ff. durchlebt hatten, haetten mit dem Satz:
"Dass Menschen heute Geld halten, speist sich aus ihrer Erfahrung, dass Geld gestern Kaufkraft hatte. Und die Bereitschaft der Marktakteure am gestrigen Tag Geld zu halten, speiste sich aus der Erfahrung, dass Geld am vorgestrigen Tag Kaufkraft hatte. Und so weiter."
ihre Schwierigkeiten gehabt ... ...
Ich kann das nicht nachvollziehen, u.a. deswegen, weil ich mir Geldtheorie eher als Entwicklungsprozess vorstelle und nicht an den monetären Big Bang glaube, an dem irgendein mesopotamischer König "es werde Abgabegut" gerufen hat.
Nun ja, wie beim Multiversum: es gibt viele Big Bangs?
Das ist alles historisch sehr interessant,
Allerdings - "die Geschichte der Wissenschaft ist die Wissenschaft selbst" (Goethe) ...
bringt mir aber bzgl. meiner Überlegungen, wie Geld heute funktioniert
Ja, siehe oben, Rembrandt, muss man den Beginn des Geldes nicht unbedingt studieren, um heute zu beobachten, dass das Regressionstheorem fuer eine Generation, die z.B. nach 1945 erst das Licht der Welt erblickte, durchaus zu "gelten" scheint ...
und wie es möglicherweise in Zukunft funktionieren sollte (z.B. ohne Diktat), recht wenig.
Das genau ist etwas, an dem ich herumueberlege. Und nicht mit Sachen vorpreschen moechte, die sich am Ende als falsch erweisen ...
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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
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