Das Ta(e)usch-Paradigma ...
[Ich hatte schon eine umfangreichere Version fertig, die mir aber das Internet zerbroeselt hat; hier nun dennoch das m.E. Wesentliche:]
Selbst wenn ich dabei alte, liebgewonnene Theorien aufgeben muss, wie etwa das Tauschparadigma und die Geldentstehung als produktiven Umweg zur Vermeidung des Naturaltausches von halbem Pferd gegen ganzes Schwein ...
wenn Du mal in Deinen Worten kurz erläutern könntest, wie Du das "Tauschparadigma" überwunden hast und was genau Dir das in puncto Erkenntnisgewinn gebracht hat.
Da waere zuerst zu definieren, wie ich den Begriff gemeint habe.
Erstmal, was "andere" sagen:
Flashcard: "Freiwilliger Tausch ist produktiv (gegenseitige Vorteilhaftigkeit)"
Wikipedia: "Tauschparadigma, konsequentes Denken in Opportunitätskosten ..."
und:
Heinsohn/Steiger: "... gemeint ist eine bestimmende Prämisse über der ökonomischen Orthodoxie, der zufolge alles Wirtschaften letztlich auf Tauschvorgänge reduziert werden kann, wobei Geld die neutrale Rolle eines effizienten Tauschvermittlers einnimmt, welcher sich als 'Geldschleier' über den Realtausch legt."
Ich kapiere es bis heute nicht, auch wenn ich z.B. bzgl. Geldentstehung durchaus folgen kann. Nur kommt dort ja auch wieder Edelmetall ins Spiel, ein "Ding", eben als universelles Schuldentilgungsmittel statt als "marktgängistes Gut". I don`t get the jumping point...
Fuer mich waren die reinen historischen Tatsachen, vgl. Zandows Zitat "Karl Bücher zum wirtschaftlichen Urzustand": "Allein der Mensch hat zweifellos unermeßliche Zeiträume hindurch existiert, ohne zu arbeiten, und wenn man will, kann man Gegenden auf der Erde genug finden, wo die Sagopalme, der Pisang, der Brotfruchtbaum, die Kokos- und Dattelpalme noch jetzt ihm mit einem Minimum von Anstrengung zu leben gestatten. ... Gemeinsame Wirtschaft, Haushalt, Vermögen waren so gut wie nicht vorhanden. ... In enger Verbindung mit dieser Verwüstung der Vorräte steht der Gebrauch, den der Naturmensch von seiner Zeit macht. Es ist eine ganz falsche Vorstellung, wenn man gewöhnlich meint, die Naturvölker hätten eine besondere Uebung darin, die Zeit nach dem Stande der Sonne zu messen. Sie messen sie überhaupt nicht und teilen sie demgemäß auch nicht ein. Kein Naturvolk hält feste Mahlzeiten, nach denen der Kulturmensch seine Arbeit regelt. Selbst ein verhältnismäßig so vorgeschrittener Stamm wie die Beduinen hat keine Vorstellung von der Zeit. ... Ueberhaupt folgt der Naturmensch immer nur dem nächsten Antriebe; sein Handeln ist ein rein impulsives, sozusagen bloße Reflexbewegung. Je näher bei ihm Bedürfnis und Befriedigung zusammenliegen, um so wohler ist ihm. Der Naturmensch ist ein Kind; er denkt nicht an die Zukunft ... In Australien und Afrika findet sich vielfach die Sitte, daß die sämtlichen Vorräte des Verstorbenen durch die Trauerversammlung aufgezehrt werden; anderwärts werden die Geräte zerstört, die Lebensmittel aber weggeworfen. Viele Negervölker beerdigen den Toten in der Hütte, in welcher er gelebt hat und überlassen die von den Ueberlebenden geräumte Wohnstätte dem Verfall; andere zerstören die Hütte. Stirbt ein Häuptling, so wandert das ganze Dorf aus, und dies gilt selbst von den Hauptstädten der größeren Reiche, ..." ausschlaggebend, meine Ansichten an bestimmten Stellen zu revidieren.
Das obige ist ja nicht eben "wirtschaftlich".
"Max Wirth zum Geld": "Der reine Tausch der Naturalien ohne Vermittlung des Geldes kommt noch vielfach in neuen Ansiedlungen vor. ... Die wenigen Münzen, welche auf der Insel vorkommen, dienen zur Bezahlung der Steuern, ..."
D.h. historisch scheint die "Erfindung" des Geldes, weil einer es leid war, ein ganzes Pferd gegen zwei Schweine zu tauschen, von denen er nur eines wollte, dafuer aber mit dem andern halben Pferd einen Bastkorb erstehen wollte und nun einen Korbflechter zu suchen sich anschicken musste, der gerade ein Schwein zu brauchen vorgab ... also: so scheint es sich nicht abgespielt zu haben!
Und damit beginnt man halt zu Gruebeln, gelle?
So meinte ich das. Das nimmt aber nichts von der Wirtschaftstheorie, wonach mir jemand heute, in einer entwickelten Tausch- und Geldwirtschaft, erklaeren koennen muss, warum ein Anbieter leitungsgebundener Produkte seinen Absatzweg bewusst verrotten laesst, um seine "Gewinne" zu steigern ...
Also: ich halte es fuer intellektuell unredlich von der heutigen Wirtschaftswissenschaft, entgegen der historischen Forschungsergebnisse, zu behaupten, die Geldentstehung habe etwas mit dem Tauschparadigma zu tun. Welch selbiges aber heute sehr wohl seine Erklaerungsberechtigung hat, wenn es um heutige Austausch-Prozesse geht ...
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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
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