Endlich hingekriegt: die monetäre Saldenmechanik des Krieges (überarbeitet, ergänzt)

Liated mi Lefuet, Samstag, 07.02.2015, 10:58 (vor 3359 Tagen) @ Liated mi Lefuet9068 Views
bearbeitet von unbekannt, Samstag, 07.02.2015, 11:56

Ich finde, Du hast m.E. einen der wichtigsten Beiträge der letzten 15 Jahre geschrieben. (So lange bin ich hier schon dabei –mit einigen Unterbrüchen) . Du hast damit eine ”Türe” aufgestoßen: zu einer SM = Saldenarithmetik (aka Saldenmechanik) von den Ein- und Ausgaben des Staates. Sie zeigt unheimliche, fruchtbare Zusammenhänge. Aber auch einen Ausweg. Natürlich ist SM nicht alles. Aber alles ist ohne SM nichts, und ufert mMn nur in ebenso sinn- wie endlosen Diskussionen aus.

Zuerst ergänzend:

1) Auch Kommunen, Kantone (‘Bundesländer’) veräußern *neue* Wertpapiere (in der Schweiz “Wertschriften” oder “Effekten” genannt), direkt an Geschäftsbanken, ohne die ZB dabei zu involvieren. (Ereignet sich auch international: Bspw. UBS verurteilt wegen Betrugs et al. Im Zusammenhang mit US-amerikanischeKommunal-Anleihen):

● a) Die Bank bucht: <Konto Oblis> (aktiv, soll) per Gutschrift via <Girokonto der Kommune /des Bundeslandes> (passiv, haben). Bzw. gespiegelt bei Kommunen etc., (falls sie sich an Fibu-Regeln halten).

(Hinweis für stumme Mitleser: “haben” (Fachjargon der Fibu) hat in Bilanzen eine “negative” Bedeutung: wie Pech haben, Unglück haben oder eben “Schulden haben”. Nicht eine positive, wie Fibu-Laien oft glauben: Glück haben, Frau & Kinder haben oder Guthaben haben).


2) Eine nationale ZB kann in- und ausländische *alte* Papiere aller Art für sie als “ZB-fähig” einstufen, nicht nur Staatsobli (StObli). Siehe hier kann man die Liste der SNB der repo-fähigen Wertpapiere herunter laden. Auf ihr sind Krethi und Plethi aufgeführt. Auch aus Deutschland (und vielen andern Ländern auf der Welt) : Staat BRD, Länder Berlin, Hessen, Brandenburg, Niedersachen, Nordrhein-Westfahlen Rheinland- Pfalz etc. aber auch Papier von deutschen Banken wie Commerzbank, Kreditanstalt für Wiederaufbau, Deutsche Bank, Landesbank Baden-Württemberg u.v.m.

● b) Die SNB bucht ein Repo-Geschäft aufgrund hiesiger, juristischer Erfordernisse so: per Lastschrift via <Konto: Forderung aus einem Repo-Geschäft gegen Bank X > (aktiv, soll) per Gutschrift via < Girokonto Bank X> (passiv, haben) . Das “Wertpapier in Pension” verwaltet die SNB außerbilanziell.

Hinweis: Wie die Bank bucht, kann ich nicht eindeutig angeben. Grund: Es gibt aufgrund ungelöster, juristischer Streitfragen drei unterschiedliche Varianten für ein Banke ein Repo-Geschäfts zu buchen. Die Bank muss in ihrem Geschäftsbericht angeben, welche der drei sie anwandte.


3) *Neue* StObli kauft eine ZB nicht, wie Du richtig schreibst . (Ausnahme: die ZBen der USA und UK. Irrtum vorbehalten). Sondern ZBen versteigern diese im Auftrag ihres Staates. Aber nur an Banken.Tenderverfahren genannt. Eine ZB wickelt das nur mit einem kleinen, elitären Zirkel v.a. aus Großbanken ab: in der BRD mit den Mitgliedern der sogen. Bietergruppe Bundesemissionen, bestehend aus 40 Mitgliedern. U.a. J.P. Morgan, Goldman-Sachs, Deutsche Bank, Commerzbank, UBS, Credit Suisse, HSBC und Konsorten.

● c) Die ZB bucht die erfolgte Versteigerung der *neuen* StObli so (siehe auch engl. tender): Per Lastschrift via <Girokonto der Bank> (passiv, soll) via <Girokonto des Staats (passiv, haben). Die Bank spiegelverkehrt. Der Staat verlängert dadurch seine Bilanz (falls er sich an Fibu-Regeln hält): Sein Giroforderung ggü ZB steigt, seine Schulden ggü dem Inhaber des Papiers ebenfalls.

4) Gerade wegen des Tohuwabohus und Tamtams, das ZBen und Großbanken mit den Wertpapieren (inter)national veranstalten, vernebeln sie die simpelsten, aber fundamental wichtigen Zusammenhänge der Saldenmechanik der Staatsfinanzierung: Es geht auch simpel einfach, ohne diesen Zoo aus windigen StOblis et al. Das beweist bspw. die Bilanz 2013 des Kantons (=Kleinstaat) Thurgau, der sich via langfristige Darlehen finanziert: ohne StOblis zu emittieren. Der größten Posten solcher Darlehen gewährte die Thurgauer Kantonalbank (TKB) ihrem Kanton wie aus dessen Bilanz ersichtlich ist: Siehe hier, scrollen zur Seite 92 (im Dokument) bzw. 95/102 im Pdf-Reader.

● d) Die TKB bucht: per Lastschrift via <Konto Darlehen an den Kanton> (aktiv, soll) per Gutschrift via <Girokonto des Kantons> (passiv, haben). Bzw. gespiegelt beim Kanton.

Hinweis für stumme Mitleser: Die Massen an Transaktionen, die der Kanton verursacht, involviert die SNB (‘ZBGM’) wenig bis überhaupt nicht. Grund: Sie läuft -wie jener aller hiesigen Banken- via Postfinance als zentrale Abrechnungsstelle (‘Clearing House’) ab, die übrigens auch für das MWSt-Amt des Bundes und kantonale AHV-Stellen (für staatliche Renten) Girokonten führt.


Zusammen gefasst: Am schärfsten treten die obigen Geschäftsfälle a), b), c), d) hervor, wenn man sie auf die Wicksellsche Idealbank (WIB) “komprimiert”, also ein 1-Banksystem, das die Thurgauer Kantonalbank vor 200 Jahren grosso modo bildete. Die SMSaldenmechnik der Staatsfinanzen macht offenkundig:

I. Hätte eine WIB damals vor 200 Jahren im Auftrag des Staates frische StOblis versteigert, hätten sich nur die Reichsten daran beteiligen können: Nämlich jene, die bereits eine hohe Giroforderung gegen die WIB besaßen (oder von ihr schon bereits früher emittierte Bargeld-Noten). Oder ein korrupter Filz aus dem WIB-Kader, das den Erwerb von neuen StOblis via Kreditlinie mit WIB hätte locker vom Hocker abwickeln können: Für sich selbst und/oder für ihre politischen Protegés .

II. Die Repo-Geschäfte der WIB hätten einer Garantie für die StObli-Halter entsprochen, jederzeit via Repo-Geschäft mit der WIB wieder liquide zu werden. Konsequenz: Der StObli-Halter hätte die WIB in seiner Figgi & Mühli (Schwyzerdüütsch: unentrinnbar in einer Falle gefangen).

III. (Langfristige) Darlehen der WIB an den Staat verhindern Fall I. & II immanent. Aber etwas bleibt: Deren Rückzahlung würde um Jahre, Jahrzehnte verschoben und hinaus gezögert.

IV. Statt langfristige Darlehen böte sich schlicht eine Kreditlinie der WIB für das Girokonto des Staates an. Dann wüchse wegen der Staatsausgaben die WIB-Bilanz-Summe (und spiegelverkehrt jene Nichtbanken inkl. Staat) an bzw. wegen der Staats-Einnahmen (aufgrund der Steuern) sänke die WIB –Bilanz-Summe (und spiegelverkehrt jene der Nichtbanken inkl. Staat).


Fazit: Es ist bezeichnend, Variante IV hat der Gesetzgeber weltweit auf der Ebene “Zentralstaat” gesetzlich verboten: (un)bewusst? Und erschreckend, weil gerade Variante IV m.E. die Grundvoraussetzung wäre, um über Kurt’s Kühler nachdenken zu können. Was (uns) bleibt, ist die rund 700-jährige Geschichte der StObli –eigentlich banale Zettel- die sich als blutroter Faden durch die gewalttätige Geschichte der Industrienationen schlängelt: um Kriege <<Mensch gegen Mensch>> und <<Mensch gegen die Natur>> “anzuzetteln”. Hermetisch geschützt vom Gesetzgeber: rundum die Welt. Diabolischer hätte es auch mein mein höllischer “Vetter” nicht hingekriegt.


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