Genossenschaftlich vs. staatlich

Leserzuschrift, Freitag, 22.05.2015, 19:48 (vor 3549 Tagen) @ Fussgänger10872 Views

> Auch eine Gemeinde könnte eine Genossenschaft sein.

Ja, wäre ich sehr dafür, den Staat durch Genossenschaften zu ersetzen.


> Ich sehe da keinen Unterschied, ob der Geschäftsführer nun von einer Gemeinde (verstaatlicht) oder von einer Genossenschaft, der schlussendlich alle, die Wasser wollen, angehören, Geld kriegt (privatisiert). Wenn sowieso alle Gemeindemitglieder auch Mitglieder der Genossenschaft sind, dann ist das das mehr oder weniger das gleiche.

Nein, da gibt es einen gewaltigen Unterschied. Bei der Genossenschaft sind die Einwohner Eigentümer, in einem staatlichen System Untertanen.

Wann hat der Bürgermeister Deiner Gemeinde das letzte Mal zu einer Einwohnerversammlung geladen, um beispielsweise über die Erhöhung der Müllgebühren abstimmen zu lassen?
Hast Du schon mal einen Geschäftsplan Deiner Gemeinde gesehen oder einen Jahresabschlussbericht?
Könnt ihr eurer Gemeindeleitung jederzeit das Vertrauen entziehen, wenn sich herausstellt, das sie mit den ihr anvertrauten Geldern "unsachgemäß" umgeht?

Das Straßennetz als genossenschaftliches Eigentum der KFZ-Halter,

> Jetzt ist es halt das "genossenschaftliche" "Eigentum" der Steuerzahler, zusätzlich alimentiert durch die KFZ-Halter (KFZ- und Treibstoffsteuer). Da ändert sich schon wieder nichts.

Doch. Dann könnten die Mitgliedsbeiträge nicht einfach für etwas anderes ausgegeben werden.
Die KFZ- und Treibstoffsteuer wurden ja einmal zweckgebunden erhoben, um das Straßennetz zu finanzieren. Dann verschwanden diese Einnahmen im großen Topf, und jetzt wird Maut eingeführt --- um das Straßennetz zu finanzieren.

das Schienennetz eine Genossenschaft der privaten Bahngesellschaften,

> Die müssen alle Gewinn machen.

Wieso? Zum Überleben reicht es doch, wenn sie keine Verluste erwirtschaften.


> Und weil Gewinne kurzfristig gemacht werden müssen (sonst fliegen die Manager), wird halt nur noch das kurzfristige Minimum, aber nicht das langfristige Optimum investiert.

Netz und Transport gehören sauber getrennt.
Das Schienennetz wird kostendeckend betrieben, und jede Bahngesellschaft steht in Konkurrenz mit anderen. Wenn sie an der falschen Stelle "spart", geht sie pleite und wird von einer anderen ersetzt, die rechen kann.
Warum sollte das, was auf der Straße bei Überlandbussen oder Speditionen funktioniert, nicht auch auf der Schiene gehen?

die öffentliche Verwaltung im Eigentum der Bürger, usw.

> Dort wollte ich dann aber nicht Eigentümer sein und würde dort auch nicht Kunde werden wollen. Adé Steueramt! Oder war das nicht so gemeint - geben wir dem privatisierten Steueramt dann doch wieder staatliche Rechte und muss ich dort mitmachen, so wie heute?

Wenn Du (Mit-)Eigentümer der Gemeinde wärst, dann könnte die Verwaltung nicht einfach nach Gutsherrenart entscheiden, wieviel Geld Du zu zahlen hast und wofür es ausgegeben wird. Es wäre nämlich umgekehrt: die Eigentümer entscheiden, und die Verwaltung hat das dann bestmöglich umzusetzen, sonst fliegt sie wegen Unfähigkeit auf die Straße.


> Was machen eigentlich die Genossenschafter (Miteigentümer), wenn sie wegziehen - zwingend verkaufen oder nun als reiner Mitbesitzer weiterhin mitreden und z.B. verlangen, dass nicht mehr investiert, sondern Gewinn abgeschöpft und ausbezahlt wird?

Die Mitgliedschaft ist ortsgebunden. Wenn Du wegziehst, nimmst Du ja Dein Haus auch nicht mit...


> Und wieso, wenn doch die Privatisierung so gut ist, nennst du hier nur Genossenschaften?

Weil sie eine Form von Privateigentum sind. Und es ging um die Frage: "staatliche" oder "private" Wasserversorgung.


> Warum soll nicht eine reine Aktiengesellschaft diese Geschäfte führen, vielleicht auch eine grössere Firma die Wasserversorung anbieten, z.B. Nestlé oder Monsanto?

Wenn die Einwohner ihr den Auftrag geben und dann mit den Konsequenzen leben, warum nicht?
Aber ich denk' mal, dass auch der Dümmste rasch einsieht, dass eine Non-Profit-Genossenschaft unter dem Strich wahrscheinlich billiger ist...


> Ich bin der Meinung, dein Beispiel illustriere sogar, warum die Grundinfrastruktur in die Hand des Staates gehört.

"Staat" ist für mich ein Synonym für organisierte Verantwortungslosigkeit.
Die Grundinfrastruktur gehört in die Hand der Einwohner, also Volkseigentum im wahren Sinne.


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