Symptombekämpfer halten ihre Debatten für konstruktiv
Guten Tag,
Nicht nur lt. Buddha ist die Welt schlicht auch von Mangel und Elend
geprägt.
In meinem Fall bleibt erstmal festzuhalten, dass ich genug zu essen und
ein warmes Bett habe und ich mich, zu allem Überfluss, (noch) an der Gnade
einer guten Gesundheit erfreuen darf. In meinem Fall tritt der Mangel also
nicht aus der Welt an mich heran, sondern nur aus mir hervor, weil ich den
Hals nicht voll genug bekommen kann. Und ich schätze mal, dass es bei 80%
der BRD-Bevölkerung ähnlich aussieht. Die meisten bekommen von ihrem
Glück nur nichts mit.Wenn also Zara, mit seinen frustrierten Philosophenkollegen Arthur S. und
Friedrich N., die Welt zur schlechtesten aller möglichen Welten erklärt,
so finde ich das etwas phantasielos. Ich könnte mir die Welt locker noch
um ein vielfaches schlechter vorstellen.
Hier muss man differenzieren. Schopenhauer erklärte die Welt an sich als die schlechteste unter den möglichen, weil eine schlechtere – wobei er dies ausführlich begründet - gar nicht bestehen könnte. Nietzsche dagegen definierte nur die Welt im Staat und im Christentum als die schlechteste unter den möglichen. Er war – im Gegensatz zum Buddhisten Schopenhauer – Daseins-bejahend. Ich bin da eher auf der Linie Schopenhauers, weil ich in einer bipolaren Welt aus Lust und Leid beim besten Willen keinen grundsätzlichen Sinn ausmachen kann, denn tausend glückliche Schneider rechtfertigen keinen einzigen Gefolterten, und auch kein einziges Käfig-Huhn. Mille piacer' non vaglion un tormento. (Tausend Genüsse sind nicht eine Qual wert - Petrarca). Eine noch schlechtere Welt als in der Natur ist aber tatsächlich möglich: die Zivilisation. Hier wird das Leid maximiert, und folgedessen balanciert der 'Mensch' hier an an der Grenze des Daseins-Willens, und diese Grenze wird bei vielen überschritten, sodass etliche gleich selber ihr Dasein beenden. Wo ich nicht einig gehe mit Buddha und Schopenhauer ist die Art und Weise, das Dasein zu überwinden. Ich gehe davon aus, dass man das Dasein durchleben muss, statt sich intellektuell davon abzuwenden, in widernatürlicher Art und Weise, als Mönch zum Beispiel. Das geht nicht. So richtig genug vom Leben hast Du erst, wenn Du es so richtig durchlebt hast. Früher oder später hat dann jeder genug.
Wenn es nach deren Konzept der Metempsychose sowieso x-tausend neue Manifestationen des Daseins braucht, dann erscheint mir so ein intellektueller Verneinungs-Trip erst recht widersinnig.
Aber man muss sich nicht mit allem abfinden, nicht wahr?
Nee muss man nicht. Wenn ich aber ständig rumwimmere, weil ich selber zu
kurz komme und ungerecht behandelt werde, weiß ich nicht, ob ich für den
Kampf gegen die Ungerechtigkeit in der Welt der richtige Mann bin.
Ja, dann wärest Du auch bloss ein Klassenkämpfer, der sich an den ewigen Neid-Debatten ergötzt und anderen das Einkommen neidet. Mir ist das komplett wurscht, ob andere hundertmal mehr Einkommen generieren. Wesentlich verstörender ist die Tatsache, dass ein kollektivistisches (debitistisches) System per se alles platt macht, was ihm in den Weg kommt. Ueberwiegend Symptome zu beklagen ist deshalb kontraproduktive Zeitverschwendung und eine ewige Ausrede, um die Ursachen nicht anzugehen.
Symptombekämpfer halten ihre Debatten für konstruktiv, und nicht etwa im höchsten Masse destruktiv.
Verrückte Welt ...
Grüsse, Zara