+++Bernadette lernt: Schließe mich dieser Lesermeinung an. Danke für den Denkimpuls!

Bernadette_Lauert, Freitag, 22.05.2015, 20:44 (vor 3547 Tagen) @ Leserzuschrift11184 Views
bearbeitet von Bernadette_Lauert, Freitag, 22.05.2015, 21:22

Ich würde eine "Vergenossenschaftung" nicht unbedingt Privatisierung nennen.
Aber es stimmt schon, was der Leser hier schreibt: Genossenschaften - wenn sie denn gut gemacht sind - lösen gleich mehrere Probleme.
Der Staat agiert mitunter bürgerfern (und neigt zu Fehlallokationen).
Konzerne [für mich weitaus schlimmer] agieren bürgerfern allein schon aufgrund des monetären Profitmaximierungsimperatives. Wenn es keine Konkurrenz wie bei Grundversorgungsinfrastruktur gibt, ist das fatal. Und das zeigt auch die Empirie.
Wird die Wasserversorgung und die Abwasserwirtschaft genossenschaftlich von den Eigentümern (Hausbesitzern) getragen, finden automatisch Entscheidungen in deren Interesse statt. Und es geht nicht darum möglichst viel Gewinn aus dem Deal rauszuziehen, sondern um einen für die Genossen sinnvollen Ausgleich zwischen Wasserqualität, Instandhaltungsmaßnahmen, Kosten, Einnahmen usw. Denn es gibt keine grundsätzlichen Zielkonflikte. Alle Genossen wollen, dass "das mit dem Wasser insgesamt gut geregelt" wird.

Der Hegel hätte für seine Dialektik ein Musterbeispiel:

These: Staatlich
Antithese: Privateigentum
-------------------------------------------------
Synthese: genossenschaftlich organisiert

Danke für den Denkimpuls. Mit der Genossenschaft als Organisationsform denkt sich vieles gleich viel besser. Warum hab ich nicht gleich so argumentiert?
Weil ich viel zu viel mit Leuten diskutiere, die den Staat komplett abschaffen wollen und die Abstraktionsebene immer so grundsätzlich ist. (Beispielsweise:
#Waldmystizismus: Ob wir unsere Häuser verlassen sollten um der Zivilisation im Wald den Rücken zu kehren?
#Anarchokalitalismus: Soll das Geld einfach alles für die Gesellschaft entscheiden, wird schon gut gehen...
#Leviathan-Theorie: Vom Glauben dass der Bürgermeister schlimmer als Rothschild ist...
[...]

Dabei lässt sich in einem funktionierenden (und gerne viel schlanker ausgebauten) Rechtsstaat vieles genossenschaftlich organisieren und so womöglich verbessern.
Allerdings - und das möchte ich an dieser Stelle nochmal betonen - einen funktionierenden Rechtsstaat als Rahmen bräuchte es dafür schon. Bei failed States wie Somalia und die Ukraine funktioniert das nicht...

Die Leserzuschrift hat es bereits angedeutet: Das Konzept greift nicht nur beim Wasser. Wenn Betroffene ihre Belange in einem bestimmten Bereich (Ich denke zu allererst an: Grundversorgungsinfrastruktur) genossenschaftlich gemeinsam regeln ist das gelebtes Subsidiaritätsprinzip.
Entscheidungen möglichst weit unten bei den betroffenen Bürgern angesiedelt... Weder bei einer korrupten Politikdarstellerkaste, noch bei mächtigen, partikularinteressensvertretenden Wirtschaftsakteuren.

Von diesem Denkimpuls erhoffe ich mir sehr viel. Danke.

Hat mir bei folgendem geholfen:
[image]
[[herz]] -lich, Bernadette


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