Doofste aller möglichen Welten

Zarathustra, Freitag, 22.05.2015, 08:37 (vor 3553 Tagen) @ Nonpopulo11054 Views

Hoi, geschätzter Zara,

Schönen guten Morgen, Nonpopulo

Ich bin da eher auf der Linie

Schopenhauers, weil ich in einer bipolaren Welt aus Lust und Leid beim
besten Willen keinen grundsätzlichen Sinn ausmachen kann, denn tausend
glückliche Schneider rechtfertigen keinen einzigen Gefolterten, und

auch

kein einziges Käfig-Huhn. Mille piacer' non vaglion un tormento.

(Tausend

Genüsse sind nicht eine Qual wert - Petrarca)[/i]


Vom intellektuell-geistigen Standpunkt her ist das auch meine Meinung. Im
Gegensatz zu Dir bin ich mir aber der Winzigkeit des Geistes/Verstandes
bewusst, der uns ständig die Welt erklärt und sie uns, je nach Gusteau
und Prägung, schlecht oder schön redet.

Bin ich mir voll bewusst, aber vielleicht ist Dir nicht bewusst, dass Du dies ebenso ständig tust, auch gerade jetzt wieder. Mir geht es aber darum, aufzuzeigen, warum wir uns ständig geistig/intellektuell über die Welt Gedanken machen (müssen): Weil wir uns in einen Zustand begaben, den Du bejahst: Wir sind zivilisiert, befinden uns demzufolge in der schlechtesten aller möglichen Welten, in der das Leiden der Kreatur maximiert wird. Jeder, der noch einen bisschen Gesundheit in sich trägt, sieht das einfach.

Denn dieser Geist/Verstand mit seinen klugen Gedanken und grossen
Illusionen, die uns flatterhafte Launen und allerlei oberflächliche
Fühligkeiten verursachen, steht der realen Substanz unseres lebendigen,
pulsierenden Körpers gegenüber,

Nein, im zivilisierten Zustand eben gerade nicht. Untote, patriarchalisierte, kranke, traumatisierte Körper sind keine lebendigen, pulsierenden Körper.

der durch die von ihm verursachten
Emotionen und Empfindungen unser Leben beherrscht, unabhängig davon, wie
die Affen im Kopf gerade herumtoben.

Und jetzt rate mal, zu was dieser lebendige Körper determiniert ist.
Seinen Sinn zu finden? Leidenden Kreaturen zu helfen?

Normalerweise dazu, in einem Organismus namens Gemeinschaft zu leben, innerhalb derer die gegenseitige Hilfe das Lebensprinzip ist. Wogegen in der Gesellschaft das Gegenteil gilt.

Sich ein schönes
Leben zu machen? Nein, er ist einzig und alleine dazu determiniert, Leben
zu wollen!

Ja, wogegen man im Patriarchat/Zivilisation – durch und durch krank, wie man ist - dazu determiniert ist, das Jenseits zu wollen, anstelle des Diesseits:

"Ja, ein Sterben für Viele ward da erfunden, das sich selber als Leben preist: wahrlich, ein Herzensdienst allen Predigern des Todes!"

Ganz egal wie doof, ungerecht und leidvoll dieses Leben auch
sein mag.

Eben nicht. In der doofsten aller möglichen Welten ersehnt man das Jenseits.

Und genau deshalb können deine Worte noch so rein und wahr sein, keiner
kann sie hören (im Grunde noch nicht mal du selbst, sonst hättest du die
logische Konsequenz, den eigenen Freitod, längst verwirklicht).

Du hast es nicht verstanden. Der Freitod ist eine Flucht mit dem Ziel jenseits. Das bringt nichts. Das thermodynamische Ungleichgewicht im Wollen ist damit nicht überwunden, es krallt sich an andere Moleküle und geistert in neuer Zusammensetzung durch die Welt. Es sei denn, der Wille sei aus dem Nichts gekommen und verschwinde wieder ins Nichts. Aber das widerspricht der Physik.

Unsere
Körper - WIR - sind dazu determiniert, Leben zu WOLLEN.

Aber man lebt nicht wirklich, solange man Scheisse (Patriarchat/Kollektivismus/Zivilisation/Gewalt) will.

Deshalb muss deine
Forderung, uns abzuschaffen, um das Leid zu minimieren, zwangsläufig ins
Leere schiessen.

Klar gibt es momentan nur wenige (Hinterbänkler et al.), die noch eine gesunde Abscheu gegenüber dieser ekelerregenden Daseinsform empfinden, die diese Pandemie überwinden und links liegen lassen wollen. Aber das kann sich vielleicht ändern.

Herzliche Grüsse Nonpopulo

Ebenso, Zara


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