Dazu und zum Video
Ideologisches Denken führt nämlich zu Fehlschlüssen und Denkfallen
mit denen alle Ideologen zu kämpfen haben.
Dann will ich nochmal anmerken, wie hier die Diskussion losging. Ich warf in den Raum, dass auf mehrere Probleme oft hingewiesen wird, weil die Verbraucher nicht mitdenken. Dann kommt TTIP ins Spiel und es wird behauptet, dass dies den Verbraucherschutz zurückfährt, was stimmt. Und ich antworte darauf, dass das doch dazu führen wird, dass mehr Verbraucher plötzlich darüber mitdenken müssen. An der Stelle war Ideologie noch garnicht im Spiel.
Vor diesem Hintergrund schrieb ich bereits zu Deiner grundsätzlichen,
rein aus Staatsablehnung basierenden TTIP-Begeisterung:
Wo bitte war ich denn TTIP begeistert? Im vermutlichen Gegensatz zu dir habe ich noch keine Petition unterschrieben, dass mit TTIP irgendwas geschehen soll. Ich wollte nur mal drauf hinweisen, wo hier gedankliche Widersprüche stecken könnten.
So aber nun mal zu den Video-Argumenten.
Erstmal generell zur Formalität. Klar, völlig wahnsinnig, wenn man sich das als unbescholtener Bürger ansieht, der glaubt, dass es sowas wie Gerechtigkeit, integere Politiker, etc. gäbe.
Es geht gleich los mit der Aussage, dass Demokratie doch diskutieren bedeutet, bzw. dies immer so gesagt wird und dass TTIP eben nicht per
Diskussion zustande kommen würde. Was soll man da sagen? Demokratie hat eben mit diskutieren garnichts zu tun. Demokratie ist Mehrheitsmeinung
und Lobbyismus. Und wenn die Mehrheit keinen Bock auf irgend eine Diskussion hat, dann wird an dieser Stelle eben das gemacht, was die Lobby will.
Um das nochmal zu verdeutlichen. Stell dir vor, ich will, dass irgend ein beliebig kleines Detail politisch geregelt sein sollte. Die Demokratie
ist die ideale Gesellschaftsform, dass ich da irgendwas in diese Richtung drehen kann. Ich mache nämlich eine Petition oder nutze wenn ich viel
Geld habe eine _andere_ _Lobbymethode_ (ja, Petitionen sind genau das, Lobbymethoden) und versuche das damit durchzusetzen. Wenn jetzt einfach viele
Menschen kein bischen über das nachdenken, was ich da machen will (und das ist ihr gutes Recht, weil nicht jeder über jeden Blödsinn nachdenkt) dann
habe ich doch schon gewonnen. Irgendwer wird für mich irgendwelche Regulatien irgendwo aufschreiben und alle müssen büßen. Das ist Demokratie. Die
Idee, dass über alles von allen diskutiert wird, ist doch schon ein Selbstwiderspruch. Erstens wird da vorausgesetzt, dass jeder zu allem eine Meinung hat und zweitens wird vor allem vorausgesetzt, dass es irgendwo jemanden gibt, der entscheidet, worüber jetzt wann diskutiert werden soll, was
witzigerweise ja nicht demokratisch ist.
Nicht bedrohliche Stoffe werden wechselseitig akzeptiert.
Darüber wird sich im Video beschwert, weil die Methoden herauszufinden, was bedrohlich ist, verschieden ist. Ja jetzt entscheidet euch doch mal.
Sind die staatlichen Methoden nun gut, dann gibts mit dem gegenseitigen Akteptieren kein Problem. Oder sind die etwa nicht gut, dann waren sie
von vornherein sinnlos und keiner musste sich beschweren, wenn sie nun weiterhin schlecht bleiben.
http://www.gen-ethisches-netzwerk.de/gid/170/mueller/wer-kontrolliert-efsa falls jemand Lust hat zu wissen, wie das in Europa läuft.
Gesundheit, Wasser, Nahverkehr privatisieren.
Zu dem Thema hattest du ja schon den Link mit dem Wasser in England geschickt. Ja, aber was wolltest du uns damit sagen? Die Überschrift suggerierte ja, dass private Wasserversorgung schlechter ist. Weiter unten im Text wurde das schnell relativiert. Und nun? Wir wissen es nicht. Die Sache
mit der quasi Monopolstellung der Privaten habe ich verstanden. Dem Gegenüber steht aber die Monopolstellung des Staates. Und an der Stelle muss ich idologisch werden. Erklär mir doch mal bitte jemand, warum das Staatsmonopol im Wesentlichen besser ist als Private? Du kannst sicher noch viel mehr Beispiele von Privatisierungen finden, wo irgendwas schlechter geworden ist, aber warum soll das generell so sein? Wenn ich eine Allaussage zu diesem Thema machen soll, dann wird die immer bleiben, dass Monopole schlechter sind.
Auf den Fakt, dass der Staat an anderer Stelle Schulden macht und Steuern einnimmt, wurde im Übrigen niergends von euch eingegangen.
Aus dem Video "Wenn man Gesundheit mit Rendite betrachtet bleibt der Patient auf der Strecke." Diese Aussage stimmt wieso? Weil der Typ im Video es
sagt? Wieso fliegen Menschen in die USA für besonders schwere Operationen obwohl es sauteuer ist? Sicher nicht, weil die amerikanischen Privatkliniken
so schlecht sind. Im Übrigen bin ich hier persönlich betroffen. Ich habe eine Krankheit, die nach aktuellem Forschung und Technikstand nicht geheilt
werden kann. Symptome können allerdings bekämpft werden. Wo? Ja, nur in der USA. Ist aber teuer für den Patienten. Und hier in Deutschland? Gibt zwei Unikliniken, die etwas forschen, aber nix passiert und die Pflichtkrankenversicherung akzeptiert die Behandlungsmethoden der USA-Kliniken nicht soweit, dass sie sie bezahlen würde. Geiles staatliches System. Sei mal froh, wenn du nicht wirklich krank wirst. Wärs da nicht besser, wenn es wie in der idealen Welt Konkurrenz gäbe und die Ärzte ihre Methoden gegeneinander am Markt antreten lassen müssten? Und ja, wie auch bei dem Wasser Beispiel ist das idealisiert, wenn ich über sowas wie den freien Markt rede. Aber wieso ist das problematisch?
Dass Gabriel gekauft ist und lügt ... äh, ja, ist er. Und? Das ist doch das was ich sage. Die Leute sollen doch nicht glauben, dass die Volksvertreter
heute etwas für das Volk tun würden. Das kann doch selbst der Schurke nicht glauben.
Dann kommen 20 Minuten gerede darüber, wie inkompetent oder korrupt aktuelle Politik ist.... ok.
Zum Umweltschutz:
Klar, total irre. Das Bsp aus Peru zeigts. Vermutlich das Einzige, was sogar mich bewegen könnte, gegen TTIP zu sein. Und Jasinna dazu "Wie bescheuert muss man eigentlich sein, sich das ins eigene Land zu holen?" Und daran
sieht man doch, wie sehr die Staaten von Geldgebern abhängig sind.
Mir ist auch nach dem Video nicht ganz klar, was du mir genau erzählen wolltest. Nochmal mein "ideologischer" Punkt: Die Zeit des demokratischen Interventionskapitalismus mit dickem Staat ist vorbei. Warum? Weil sich der Staat überschuldet hat. Es muss etwas anderes her. An diesem Staat, der seit 70 Jahren nur Schulden macht, festzuhalten, geht nicht. Er fällt bereits. Es ist nur klar, dass sofort andere daherkommen und die Schwäche nutzen. Deswegen wollen Konzerne die Gunst der Stunde nutzen und bezahlen Privatisierungslobbyisten. Auch die Polizei wird so irgendwann privatisiert werden. Die Geldgeber cashen jetzt halt aus. Was ist die Alternative?
Nur eine staatliche Kommandowirtschaft. Und wenn ihr glaubt, es gäbe da was dazwischen, denn das gabs ja bisher, antworte ich: Ja, mit Schulden
und das Aufschulden geht zuende. Es gibt nichts dazwischen. Die Zukunft wird eine Staatsdiktatur oder Konzerndiktatur (wie du es nennst). Und
da kannst du dich über die Konzerndiktatur aufregen wie du willst, das predigen des Beibehaltens des Aktualen führt in eine andere schreckliche Zukunft, weil der fluffige Interventionsstaat zu teuer ist und an allen Ecken die Menschen Wohlstandsverluste haben.
Und deswegen ist es gut, wenn die Menschen aufgeweckt werden, indem es solche Schocks wie TTIP gibt. Und was soll denn bitteschön heissen, dass ich
das in Kauf nehme? Erstens habe ich mich wie gesagt nirgens pro-TTIP engagiert, ich gehe ja nicht mal wählen. Und zweitens hat doch die Vergangenheit die Menschen zu Unmündigen gemacht, die sie jetzt sind und die plötzlich die Nachteile von TTIP fürchten müssen. Nochmal: Die Zeit der Staatsleistungen geht zu Ende weil jetzt die Rechnung schon unterwegs ist. Und ich weiss es nicht ob Zara Recht hat oder ob es noch irgend einen Ausweg gibt, aber festhalten an den "Errungenschaften der Demokratie" ist es nicht. Das hat das Problem verursacht und ist nicht die Lösung.