Rechtfertigung war gestern
Guten Tag,
denn tausend glückliche Schneider rechtfertigen keinen einzigen Gefolterten
Ich hatte auch nicht vor, etwas zu rechtfertigen. Soviel ich weiß, waren die Mitglieder der kriminellen christlichen Institution Kirche die letzten, die sich auf dieser übergeordneten Ebene, die über den menschgemachten Paragraphenwust hinausgeht, intensiv mit unserer Rechtfertigung auseinandergesetzt haben. Diese Auseinandersetzung war dann auch eine Ursache für die Kirchenspaltung während der Reformation. Das ist aber Schnee von gestern. In unserem zweckrationalen Zeitalter liegt der Focus nun ehr darauf, für all unser Tun eine gute Begründung zu haben, die uns nicht nur erklärt sondern auch gleich entschuldigt. Schwere Kindheit, wirtschaftliche Zwänge, Selbsterhaltungstrieb, Kausalketten, Determinismus, debitisische Notwendigkeiten usw. usf.
So richtig genug vom Leben hast Du erst, wenn Du es so richtig durchlebt hast.
Was heißt „richtig durchleben“?
Ich frage, weil ich trotz Klimmzügen und Liegestützen davon ausgehe, dass ich irgendwann vor meinem Lebensende stehe. Wenn es dann soweit ist, könnte ich mir, als phlegmatische Schnarchnase, die der Welt keine nachhaltigen Impulse geben konnte und auch sonst nicht viel erlebt hat, durchaus vorstellen, dass ich am Ende doch irgendwie frustriert bin, weil ich das Leben nicht richtig durchlebt und wahnsinnig viel menschenmögliches verpasst habe. Ich war z.B. noch nie in den USA und habe auch nicht vor dort jemals aufzutauchen.
Mit freundlichen Grüßen
Schneider
Nachtrag:
Klar gibt es momentan nur wenige (Hinterbänkler et al.), die noch eine
gesunde Abscheu gegenüber dieser ekelerregenden Daseinsform empfinden
Ob Ekel und Abscheu gute Ratgeber bei der Betrachtung des zu überwindenden Gegenstandes sind, könnte aber auch in Frage gestellt werden.